Soko Tunnel und das Steuerstrafrecht

611307_web_R_K_by_Bernd Kasper_pixelio.deEs ist keine schlechte Idee gewesen. Der Tunnel zur Schließfachanlage der Volksbank-Filiale in Steglitz.

Denn die Dauer einer Freiheitsstrafe, die für den Einbruch in eine Bank ausgeurteilt wird, hängt auch von dem Wert der Beute ab. Schließfächer haben es aber so an sich, daß nur ganz wenige Menschen und grundsätzlich auch keine Behörden wissen, was drin ist.

Und nun stelle man sich folgendes Szenario vor:

Der Mieter des Schließfachs, dessen Tür nicht mit einem Schlüssel, sondern mit der Brechstange geöffnet wurde, wird nach dem vormaligen Inhalt befragt. Gibt er nun an, daß er beispielsweise ein paar freundliche Goldbarren vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen hat, muß er mit Folgefragen rechnen: Woher stammt das? Womit wurde es bezahlt? Und wie ist es ihm gelungen, Gold im Wert von 20.000 Euro zu erwerben, wo er doch seit Jahren Kunde des Jobcenters war?

Das könnte am Ende dann dazu führen, daß der Jobcenter-Bank-Kunde nun Post bekommt. Zum Beispiel von der Straf- und Bußgeldstelle des Finanzamts. Oder von anderen, mit ähnlichem Auftrag arbeitenden Behörden.

Einige kluge Schließfachmieter werden also leise weinen, maximal in eine Naturholzplatte beißen, aber niemals nicht mitteilen, was Ihnen da abhanden gekommen ist. Denn das abhanden gekommene schwarze Gold ist nur durch Schweigen zu ersetzen, das in diesem Falle ja auch Gold ist.

Und die Tunnelbauer freuen sich, daß Ihnen das eine oder andere Jährchen erspart geblieben ist. Wenn man sie denn erwischt.

Bild: Bernd Kasper / pixelio.de

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14 Antworten auf Soko Tunnel und das Steuerstrafrecht

  1. 1
    Reinhard says:

    Also gerade Gold sollte höchstens für manche Empfänger von Sozialleistungen ein Problem sein. Aber Ärger mit dem Finanzamt?

    Gold geht (so mein Kenntnisstand) erst dann das Finanzamt was an, wenn beim Verkauf ein Gewinn anfällt.

    Herkunft? Habe ich vor zwanzig Jahren gekauft/geerbt. Nachweis? Aber gerne. Nein, halt, Quittung war im Schließfach, wo sonst?

    Finde ich übrigens glaubwürdig. Im Gegensatz zu Bargeldbeständen.

  2. 2
    Stefan says:

    Und was ist mit den 20 Krügerrands von Oma Hildegard, die vor 10 Jahren gestorben ist und diese schon davor mir geschenkt hat?

  3. 3
    Bulli says:

    Der Tunnelbau ist großes Kino. Klassisch, einfach, lange Vorbereitung, viel Arbeit und Fähigkeit zum Schweigen. Am Besten gefiel mir, dass man ohne jegliche Gewalt am Menschen ein solches Ding durchgezogen hat.

    Nein, ich möchte nicht in deren Haut stecken. Aber von allen Kriminellen sind mir solche Leute noch am Liebsten. ;)

    Lieber Herr Hoenig, wie sieht es eigentlich mit der Strafbarkeit für eine solche Tat aus? Was erwartet die Täter, wenn man sie schnappt? Also angenommen sie haben eine gute Verteidigung wie durch sie.

  4. 4
    Anno Nüm says:

    Wenn Wowi Chef der Einbrecher gewesen wäre, hätte der Tunnelbau sicher drei bis fünf Jahre gedauert …

  5. 5
    Chak says:

    Stefan und Reinhard, wenn ihr das dem Finanzamt schlüssig erklären könnt, dann ist es gut. Aber Nachfragen kommen in solchen Fällen unweigerlich.

    Aber was ihr glaubwürdig findet, dass muss ein Finanzbeamter nicht unbedingt auch glaubwürdig finden.

  6. 6
    Franz says:

    @Bulli

    Strafrahmen für schweren Diebstahl: 3 Monate bis 10 Jahre.

    Strafrahmen für Banküberfall mit Waffe in der Hand (Schwerer Raub): 5 bis 15 Jahre.

    Tunnelgraben hat also auch bei negativen Ausgang seine Vorteile.

  7. 7
    ??? says:

    Falls die Experten doch geschnappt oder verpfiffen werden, hat der Satz:
    Mein Mandant war im Stress und hat im Laufe der Zeit einen gewissen Tunnelblick entwickelt….
    eine völlig neue Bedeutung.

  8. 8

    […] kanzlei hoenig: Har har. So räumt man erfolgreich eine Bank aus. […]

  9. 9
    Bulli says:

    @Franz
    Gehe ich also richtig in der Annahme, dass es ca. 3 bis 4,5 Jahre werden?

    • Welches Strafmaß am Ende herauskommt, hängt von sehr vielen Faktoren ab. Ein paar davon können Sie in § 46 II StGB nachlesen.

      Um es noch ein wenig deutlicher zu machen: Wenn der Täter bereits dreimal einschlägig vorbestraft ist, kommt eine andere Strafe (z.B. 8 oder 9 Jahre Freiheitsstrafe) heraus, als bei einem 20-jährigen, der noch Reifeverzögerungen hat und deswegen noch Jugendstrafrecht auf den Fall anzuwenden ist (dann wären auch 2 Jahre Jugendstrafe, ausgesetzt zur Bewährung, drin).

      All das wissen wir nicht, deswegen sind seriöse Schätzungen eher unseriös. ;-) crh

  10. 10
    Ronny Rabauke says:

    @Bulli: Wer weiß das schon. Manche Leute schaffen es auch, ihren Sohn zu zerstückeln, das zu gestehen und dann elegant freigesprochen zu werden ;-).

    http://www.google.de/search?q=http%3A%2F%2Fwww.abendblatt.de%2Fregion%2Fnorderstedt%2Farticle112821716%2FSohn-zerstueckelt-Gericht-spricht-Vater-frei.html (Google-Link wegen Paywall)

  11. 11
    tapir says:

    Den Medienberichten zufolge haben die Täter wohl nur einige Schließfächer aufgebrochen, obwohl es derer hunderte gab. Es stellt sich die Frage, ob Insiderwissen über die Inhalte existierte oder auf gut Glück ausprobiert wurde. Der Wissensvorsprung erhöht die Gefahr erwischt zu werden. Das Suchen auf gut Glück kann damit enden, dass man auf Unterlagen oder Schmuck der Oma stößt, der vielleicht auch ganz offiziell zu einem Prozent des Wertes pro Jahr versichert war. In dem Fall würden nur die Täter weinen und auf den Unkosten des Tunnelbaus sitzen bleiben ;-)
    Ich persönlich würde es begrüßen, wenn es sich bei den Schließfachbesitzern um Steuerhinterzieher handelt …

  12. 12
    ui-ui-ui says:

    @Anno Nüm, der war gut!

    @CRH, Chapeau für diesen scharfsinnigen und lustigen Blog-Eintrag!

  13. 13
    Kand.in.Sky says:

    Jobcenter-Kunde und Schliessfach-Kunde passt nicht zusammen, höchstens in der Phantasie phantasieloser Tatort-Schreiberlinge.
    Die gezielte Öffnung einiger Schliessfächer (wenn denn die Medienberichte stimmen – wir werden es in einigen Monaten wissen) lassen auf internes Wissen schliessen.
    Wenn es unter das Jugendstrafrecht fallende Personen waren dann wird man sie kriegen. Reifeverzögerung.

  14. 14
    Joerg says:

    Ich bin beruflich sehr an dem Inhalt der Schließfächer interessiert.

    Und es heißt in Berlin Bußgeld- und Strafsachenstelle, Herr Hoenig,
    weiß ich zufällig aus erster Hand ;)