Weiteres zum Dauer-Thema: „Keine Digitalen Aktenkopien in Brandenburg.“ Der Herr hat’s getrennt, der Herr hat’s verbunden. Aktendeckel zu Aktendeckeln, Papierberge zu Papierbergen.
Welche finanziellen Konsequenzen für die Landeskassen die beharrliche Weigerung der Potsdamer Staatsanwaltschaft hat, die Ermittlungsakten zu digitalisieren, habe ich bereits mehrfach dargestellt. In den Kommentaren zu diesem Blogbeitrag findet man die Vergleichsrechnungen, die einem auf Kostenvermeidung bedachten Haushälter Federn wachsen lassen.
Die Notwendigkeit, mühsam kopierte Siebt- oder Zwölftakten herstellen zu müssen, um anschließend den Hin- und Zurück-Versand der Akten an und duch die Verteidiger zu bewerkstelligen, bindet zudem völlig ohne Not Ressourcen, die an anderer Stelle wesentlich sinnvoller eingesetzt werden könnten.
Soweit erzähle ich bis hier nichts Neues.
Es gibt aber noch reichlich andere Folgen dieser vorsintflutlichen Brandenburger Methoden der Aktenführung. Deutlich wird das anhand dieses episch langen Schreibens, mit dem sich der – sicherlich völlig unausgelastete – Staatsanwalt seine Langeweile und die der Geschäftsstellenmitarbeiterinnen von Staatsanwaltschaft und Gericht vertreibt (bitte auf’s Bild klicken, Popcorn bereitstellen und lesen):
Hat das jemand auf Anhieb verstanden, was der Ermittler uns bzw. dem bedauernswerten Strafkammervorsitzenden da mitteilt?
Ich hoffe nur, die Staatsanwaltschaft verliert nicht selbst mal den Überblick. Bisher noch habe ich nur anerkennende Äußerungen über den Staatsanwalt gehört, der seit 5 Jahren nichts anders zu machen scheint, als seine Papierakten mit hoher Kompetenz perfekt zu organisieren.
Naja immerhin muss er sich um gehackte Computer keine Gedanken machen.
Bzgl. Datensicherheit ist Papier wenigstens noch Spitzenreiter.
Dazu würde mich interessieren:
Gibt es denn Behörden, wo es anders läuft?
Frage deshalb, weil ich auch in so einer Papierbehörde arbeite:
Fordert die Widerspruchsstelle eine Akte an, wird eine Papiernotiz (manche faxen _schon_) auf die Reise geschickt, die irgendwann in meinem Postfach (Holzregal am anderen Ende des Hauses) landet. Dann trage ich irgendwann die Akte ins Postzimmer und werfe sie dort in eine Kiste.
Der PC ist – abgesehen von Fachprogrammen, die den Hauptteil der Arbeit ausmachen, – im Großen und Ganzen nur ein Ersatz für die Schreibmaschine.
Die Verwaltungsabläufe: wie zu Vor-EDV-Zeiten.
Die StA Frankfurt am Main verschickt zwar digitale Akten, aber auch hier gibt es Verbesserungsbedarf.
Dort werden die Akten einfach gescannt und die gescannten Dokumente in ein passwortgeschütztes MS-Word (!) – Dokument eingefügt. Wer weiß, ob ein böser Staatsanwalt darin einen Macro-Virus versteckt. ;-)
Jedenfalls kann man Copy & Paste sowie Volltextsuche (z. B. nach dem Mandantennamen, wenn es mehrere Beschuldigte sind) völlig vergessen.
Na ja, immer noch besser als die Potsdamer Verhältnisse.
Antwort auf die Frage:
Nein, ich habe es nicht auf Anhieb verstanden. Ich musste es mehrfach lesen, um eine Ahnung zu erhalten, worum es geht.
Allerdings habe ich den Eindruck, weder mit erstem noch mit zweitem Staatsexamen wäre es mir da anders ergangen – wie sonst erklärte sich der Sinn dieses Blogeintrags? ;-)
@Thorsten
Jags doch durch ein OCR.
„Die StA Frankfurt am Main verschickt zwar digitale Akten, aber auch hier gibt es Verbesserungsbedarf.
Dort werden die Akten einfach gescannt und die gescannten Dokumente in ein passwortgeschütztes MS-Word (!) – Dokument eingefügt. Wer weiß, ob ein böser Staatsanwalt darin einen Macro-Virus versteckt“.
MS-Word-Dokument ist doch nicht schlecht. Suche nach Worten ist möglich. Bei uns in Stuttgart gibt es nur riesige PDF-Dateien. Da ist nur der Ausdruck möglich. Keine Kennzeichnung keine Wortsuche.
@Thorsten: Heinz sagte es schon. OCR drüberlaufen lassen.
@mErath: Im Word-Doc ist ein „Bild“ (der Scan) eingebettet, das ist wie Dein PDF.
Aber auch bei Dir gilt: OCR drüber und in 2ter Datei speichern. Dort suchen und dann Fundstelle im Original ansehen (OCR macht auch Fehler).
Nun, gegen einen technisch überlegenen Feind soll asymetrische Kriegsführung ja ein probates Mittel sein.
Vielleicht ist dies der Grund für die konsequente Verwendung vorzeitlicher Datenträger.