Monatsarchive: November 2005

Lieber eBay als Kiffen?

Per Computerkriminalität sollen 2004 weltweit mehr als 105 Milliarden Dollar umgesetzt worden sein. „Cybercrime“ boome so sehr, dass die Strafverfolgung nicht mehr mitkäme.

berichtet Spiegel Online unter dem Titel US-Expertin: Cybercrime macht mehr Geld als Drogenhandel

Vielleicht überlege ich es mir dann noch einmal, in die aktuelle Ausgabe des Kommentars zum Betäubungsmittelgesetz zu investieren. Andererseits: Wenn die Staatsanwaltschaft es nicht schafft, wegen spektakulärer Hacks, Virenattacken und Phishing-Wellen zu ermitteln, wird es noch ein wenig dauern. Aber der Spiegelartikel läßt hoffen:

Die Risiken durch Computerkriminalität, meint McNiven, würden in den nächsten Jahren noch steigen. Gerade durch die zunehmende Vernetzung auch von Entwicklungs- und Schwellenländern mit ihren sehr unsicheren Struturen sei ein Anstieg vor allem im Bereich des Finanzbetruges zu befürchten.

Richter, Staatsanwälte, Polizeibeamte, Verteidiger – sie alle verdienen ihren Lebensunterhalt mit Verbrechen.

Danke an Rechtsanwalt Max Rossa für den Link

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FOCUS: Werbung mit Kindersex?

Daß die Boulevard-Presse bekannt ist für seriöse Berichterstattung, behaupten selbst die dort tätigen Schmierfinken nicht.

Beispiel BILD: Auf der oberen Häfte einer Seite finde ich einen reißerischen Artikel über einen Mann, der mehrere Kinder sexuell belästigt und vergewaltigt haben soll. Darunter, auf der selben Seite, findet man die bekannten Kleinanzeigen, in denen für „Bizarre Erotik“ geworben wird und Natascha (18) ihre Dienste anbietet.

Auch der Focus ist da nicht viel anders: In einem Artikel über „Kindersex“ wird über einen Vater berichtet, dessen Tochter angeblich von einem (ehemaligen) Popstar mißbraucht wurde. Der Vater kündigt genau das an, was BILD, Focus und Konsorten immer wieder zwischen den Zeilen als wünschenswert herausschauen lassen: Lynchjustiz.

Der Beschuldigte wird von Focus als „Monster“ betitelt. OK, sowas ist man ja gewohnt dieser (untersten) Sorte Berichterstatter. Allerdings wird in dem redaktionellen Beitrag das Word „Monster“ doppelt unterstrichen mit einem Link auf eine Seite unterlegt, auf der man sich DVDs ausleihen kann. Oben die Übeschrift „Kindersex“, weiter unten dann die entsprechenden Filme dazu.

Klasse. Moral ist was Wichtiges. Das muß man doppelt haben.

Vielleicht bin ich auch nur zu sensibel oder mittlerweile zu konservativ: Aber diese Art von „Pressefreiheit“ empfinde ich einfach als widerlich.

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Nachsendeservice der Post

Ich habe soeben den „Auftrag zur Nachsendung von Briefsendungen“ erteilt. Kostet knappe 50 EUR, dieser Service. Früher war das mal kostenlos. Ist der heute zuverlässiger, oder warum kostet das soviel?

Vielleicht liegt das ja auch an den „Allgemeinen Geschäftsbedingungen“ dafür. Fünf Seiten lang. Das ist ja auch nicht für lau zu bekommen. Schließlich soll der Haftungsausschluß für schlamperte Dienstleistungen ja wirksam sein. Oder habe ich da was flasch verstanden?

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bakredwwsubef_v

Ein Kollege auf der Mailingliste für Rechtsanwälte fragt, was diese – amtliche – Abkürzung bedeutet.

Ein anderer fand heraus:

„Verordnung zur Übertragung der Befugnis zum Erlaß von Rechtsverordnungen auf das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen nach dem Gesetz zu dem Vertrag vom 18. Mai 1990 über die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik“.

Irgendwann platzt diese Blase. Ich hoffe nur, daß ich das nicht mehr erleben muß.

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Gegenseitige Festnahme

Prügel von Polizisten für Polizisten titelt die Berliner Zeitung in einem Bericht von Andreas Kopietz und Lutz Schnedelbach.

Bei Demonstranten hat die Berliner Polizei keinen guten Ruf. Wenn die Beamten mit dem Bärchen im Wappen im Einsatz sind, sorgt das bei potenziellen Krawallmachern für Respekt. Das ist der Grund, weshalb die Berliner von anderen Bundesländern gerne angefordert werden.

Wer sich in Gefahr begibt …

Auch beim jüngsten Castor-Transport im Wendland war die Truppe aus der Hauptstadt im Einsatz, um Atomkraftgegner von der Strecke zu drängen. Wie erst jetzt bekannt wurde, prügelten bei diesem Einsatz Anfang der Woche zwei Berliner Polizisten – allerdings waren ihre Opfer nicht Straßenblockierer, sondern niedersächsische Kollegen.

Berliner dürfen das.

„Plötzlich hatte einer von ihnen die Faust eines behelmten Polizisten im Gesicht“, sagt Susanne Kamien. „Dieser packte seinen Berliner Kollegen daraufhin am Kragen und verlangte dessen Dienstnummer. Ein zweiter behelmter Polizist schlug ihm dann ins Gesicht.“ Da wurde der Konfliktmanager sauer und rempelte den Berliner Kollegen an.

Zu mehr als Anrempeln hat sich der Manager wohl nicht getraut.

Anschließend versuchten die Polizisten sich gegenseitig festzunehmen, berichten Zeugen.

Hihi!

Die Berliner beschuldigen jedenfalls den Konfliktmanager: „Er hat unserem Kollegen zweimal ins Gesicht gehauen“, sagt ein Beamter. „Die Antwort war dann eine gerade Rechte.“ Auch der Hundertschaftsführer habe sich von dem Konfliktmanager „fast eine eingefangen“. Deshalb sei dem Kollegen aus Niedersachsen gesagt worden, dass er festgenommen sei.

Diese Art der Argumentation kommt mir bekannt vor.

„Wichtiger ist für uns die zwischenmenschliche Komponente“, so Sprecher Oestmann. „Vielleicht kriegen wir die Beteiligten dazu, sich wieder zu vertragen.“

Pack schlägt sich, Pack verträgt sich.

Irgendwie habe ich den Eindruck, die Jungs aus den Wannen haben sich am 1. Mai in Kreuzberg nicht richtig ausgetobt und die AKW-Gegner sind auch nicht mehr das, was sie früher einmal waren. Dann besorgt man es sich eben selbst.

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Er hat einen Knall

und ich bin doch nicht blöd. Sondern froh darüber, daß ich mein Geld als Strafverteidiger verdienen kann und mich nicht als Werbefuzzi zum Affen machen lassen muß.

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Das Recht zum Dreckmachen

Wer zahlt, darf Schmutz machen titelt die taz am 26.11.05.

Beim Klimaschutz sind so genannte Zertifikate wichtig. Dies sind Verschmutzungsrechte: Wer Kohlendioxid in die Luft bläst und so dem Klima schadet, muss dafür zahlen. Um den Handel mit diesen Verschmutzungsrechten anzuleiern, bekamen etwa 5.000 deutsche Unternehmen kostenlos eine bestimmte Anzahl von CO2-Zertifikaten zugeteilt. Will das Unternehmen expandieren – mehr Energie einsetzen und somit mehr Kohlendioxid in die Luft blasen -, muss es Zertifikate kaufen. Investiert ein Unternehmen in effizientere Technik, spart es Energie – und damit Zertifikate. Eingesparte Zertifikate können an der Börse verkauft werden.

Das erinnert mich ein wenig an die Dame im Jogginganzug aus Neukölln: „Ich bezahle Hundessteuer, also darf mein Hund hier auch auf den Gehweg scheißen.

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Einer geht noch, einer geht noch rein …

Tierisch voll

Nicht weniger als 263 Hunde hat eine Frau in einem Duisburger Einfamilienhaus untergebracht. Ein Sprecher der Stadt berichtete von einem „unbeschreiblichen Zustand“.

berichtet der Tagesspiegel

Braucht noch jemand einen von den Kötern? Als Kanzleihund?

Über eine Hotline unter der Nummer (0203-2836783) soll nun versucht werden, doch noch mögliche Besitzer und Interessenten für die Hunde zu finden.

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Hier nicht.

Ich trinke ja gern mal ein frisch Gezapftes. Aber da geh ich freiwillig (vulgo: nüchtern) nicht rein.

Bahnhofsklo?

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Das freie Tor zur freien Welt wird geschlossen

Klagen gegen die Schließung des Flughafens Tegel abgewiesen

Berlin (ots) – Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg hat heute die Klagen von fünf Luftfahrtunternehmen gegen den Widerruf der Betriebsgenehmigung für den Flughafen Berlin-Tegel zurückgewiesen. Der Widerruf soll nach der Inbetriebnahme der neuen Landebahnen für den Flughafen Berlin Brandenburg International BBI in Schönefeld wirksam werden.

Das OVG hat entschieden, dass die Klägerinnen durch die Aufhebung der Betriebsgenehmigung des Flughafens Tegel nicht in ihren Rechten verletzt werden. Die Schließung des Flughafens im Einverständnis mit der Betreiberin (BFG) sei grundsätzlich zulässig und setze eine Aufhebung der Planfeststellung nicht voraus.

„Diese Entscheidung ist ein positives Signal auch in Hinsicht auf die Schließungsklage des Flughafens Tempelhof und ein wichtiger Meilenstein für die Durchsetzung des Konsensbeschlusses und bestätigt die Strategie der Gesellschafter“, sagt Dieter Johannsen-Roth, Sprecher der Geschäftsführung der Berliner Fughäfen.

Quelle: Presseportal.de

Schade, ich bin immer gern von Tegel aus geflogen. „Ein freies Tor zur freien Welt.“ hieß es noch vor 16 Jahren.

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