Phantasy – ängstliche Anwaltssoftware

Ich wollte mal eben, nachdem alle Mitarbeiter die Kanzlei verlassen haben, die Anzahl der Lizenzen erhöhen. In unserer Kanzlei arbeiten nun zwei Leute mehr als vorher an Phantasy-Arbeitsplätzen.

Dazu hat mir die DATEV eine kleine Datei übermittelt, deren Inhalt ich mit Hilfe des Installationsmanagers, einer DATEV-eigenen Software, installieren wollte. Da aber der Installationsmanager nicht auf dem neuesten Stand zu sein scheint, soll ich erstmal ein update durchführen – fordert mich die Software auf.

Dazu müßte ich aber die CD finden, auf der das update zu finden ist. Die liegt in einem Koffer, zwischen all den anderen update-CDs, die mir die DATEV quasi im Vierwochentakt zuschickt. Und dann gibt es noch einen Lizenzmanager, einen Dongel, der auf dem Server einen USB-Port blockiert, und ich weiß nicht, was noch alles gemacht und beachtet werden muß. Deswegen lasse ich auch die Finger von der „Installation“.

Ich bestelle also einen von der DATEV geschulten Techniker, der es mir dann ermöglicht, die Mehrzahl der Linzenzen zu bezahlen. Den Techniker bezahle ich dann auch noch. Und das alles nur deswegen, weil die DATEV Angst davor hat, daß ich von fünf Arbeitsplätzen auf den Server zugreife, aber nur drei bezahle.

Warum geht mir gerade das Stichwort Paranoia nicht aus dem Kopf?

Dieser Beitrag wurde unter Allgemeines (Kanzlei) veröffentlicht.

11 Antworten auf Phantasy – ängstliche Anwaltssoftware

  1. 1

    Wieso Paranoia? Ist doch sehr geschickt von der DATEV. Man macht es einfach so kompliziert, dass man auch gleich noch die teure Technikerstunde mit verkaufen kann ;-)

    Ist denn das nicht das eigentliche Geschäftsmodell der DATEV? Oder habe ich da was falsch verstanden?

  2. 2

    Wenn die Kosten für sowas unverhältnismäßig werden, prüft der Anwender aber auch die Kostenhöhe für den Umstieg auf eine andere Anwaltssoft, deren Vertrieb es nicht nötig hat, seine Anwender in Geiselhaft zu nehmen.

  3. 3

    Richtig so. Würde ich genauso machen, zumal die Anwälte ja m.E. nicht auf DATEV angewiesen sind, wie z.B. die Steuerberater.

  4. 4
    LastLawyer says:

    Verstehe leider nicht, welches Problem jemand damit hat, dass ein Softwarehersteller einfach nur gerne die Anzahl der tatsächlich genutzten Lizenzen bezahlt hätte. Die herzallerliebste Firma Microsoft lässt inzwischen jedes ihrer Produkte via z.B. Internet „aktivieren“. Da finde ich selbst das Lizenzmodell der Datev jedenfalls noch erheblich fairer, da man dort tatsächlich nur das bezahlt was man auch tatsächlich nutzt – und womit man schlussendlich ja auch selbst Geld verdient !

    Oder würde es mehr Sinn machen, wenn man eine Software „umsonst“ bekommt und dann nach ein paar Jahren einfach mal mehr keinen Support ? Sind schon haufenweise Buden in der Insolvenz gelandet. Jemand schon mal darüber nachgedacht ?

  5. 5

    Es geht mir nicht um den grundsätzlichen Schutz des geistigen Eigentums, das zu respektieren ist, egal ob es aus Redmond oder aus Nürnberg kommt.

    Meine Kritik richtet sich dagegen, daß die Soft- und Hardware, die ausschließlich diesem Schutz dienen soll, selbst von technisch interessierten Laien nicht mehr zu beherrschen ist.

    Und wenn das simple Erhöhen der Nutzungslizenzen solch katastrophalen Schaden anrichten kann, ist der Schutz schlicht ungeeignet.

  6. 6
    Bene Homann says:

    Für welche Zwecke wird denn Datev Phantasy von Rechtsanwälten eingesetzt, wenn ich als Dipl.-Inform. mal fragen darf? Gibte es da keine kostengünstigeren Alternativen? Hat jemand da Tipps?

  7. 7

    @ 6:
    Weitere Infos zu Phantasy finden Sie auf den DATEV-Seiten, insbesondere hier: http://snipurl.com/o96r
    Es gibt Alternativen, auch billigere. Ob die dann auch „kostengünstig“ sind, kann ich nicht beurteilen; es gibt aber auch „Vergleichtstests“.

  8. 8
    Sonja Gereke says:

    Hallo H. Hoenig,
    arbeiten alle 5 Mitarbeiter zur gleichen Zeit oder sind Arbeitsplätze auch zeitweise unbesetzt.
    Ich frage deshalb, da es es kenne, daß Phantasy zwar auf 5 Plätzen installiert wird, obwohl bei Datev nur 3 Lizenzen erworben wurden. Es hat den Vorteil, daß es weniger kostet und den Nachteil, daß nur 3 Mitarbeiter gleichzeitig mit dem Programm arbeiten können. Beispiel: Der Anwalt ist bei Gericht und benötigt das Programm erst am Nachmittag.
    Die DATEV eG ist sehr auf Sicherheit bedacht, daher erscheint manchmal der Eindruck, daß es zu kompliziert ist. Bei der DATEV brauchen Sie sich um Ihre Daten keine Sorge machen. Andere Anbieter sehen dies eventuell etwas lockerer. Aber sind die Daten einer Kanzlei einmal vernichtet, weiß man dies zu schätzen. Ich habe so einen Fall einmal erlebt und es war alles weg.

  9. 9
    König says:

    Sehr geehrter Herr Kollege Hoenig,

    nach Ihrem Namen werde ich oft genannt, wenn ich nicht zu meinem Namen, KÖnig wie Kaiser hinzuhänge.

    Durch Zufall bin ich auf Ihre Homepage gekommen mit den worten Phantasy und Anwaltsprogramm.

    Ich bin eine leidgeplagte Anwältin, die Winmacs, Annotext und nun auch mir RA-micro sehr schlechte Erfahrungen gemacht hat. Ich dachte als Alternative könnte ich evtl. Phantasy nehmen. Hierzu wollte ich Ihre Erfahrungen zu dem Programm vorab erhaschen.

    In der Hoffung von Ihrem Erfahrungswert zu profitieren verbliebe ich

    mit kollegialen Grüßen

    Elke Sonja König
    Rechtsanwältin

  10. 10

    Hallo Frau Kollegin König,

    Sie schreiben von negativen Erfahrungen mit RA-Micro.

    Das wundert mich sehr. Ich bin seit 1992 Anwenderin. Das Programm wurde seitdem ständig fortentwickelt und der Support per Hotline ist immer super. Die updates lassen sich auch von weniger edv-technisch Begabten leicht aufspielen. Außerdem gibt es Videopräsentationen auf der Homepage, die man life erleben kann mit Fragemöglichkeiten oder in stiller Stunde aus dem Archiv aufrufen kann. Bei Yahoo gibt es eine Anwendernewsgroop, die bei Fragen auch immer weiter hilft. Schließlich gibt es umfangreiche Hilfefunktionen, die mit dem programm ausgeliefert und ständig aktualisiert werden.Ich habe mit Ra-micro eine Kanzleitrennung und einen weiteren Umzug hinter mir. Dabei habe ich aber konsequent Techniker der Vertragshäuser in Anspruch genommen.Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, daß Anwalt/Anwältin nach einem Tag Schulung mit allen wichtigen Komponenten des Programms umgehen kann, von Akte anlegen bis Zwangsvollstreckung. Das Programm äuft sehr stabil, baut aber ausschließlich auf Microsoft auf.

    Vor Jahren habe ich mir aus Interesse Phantasy angesehen. Das Programm schien mir nicht wesentlich anders zu sein und damit lohnen sich auch die Kosten des Wechsels nicht.

    Mit freundlichen Grüßen

    Petra Hildebrand-Blume
    Rechtsanwältin

  11. 11
    RA F. Howen says:

    Die Alternative zu Phantasy heisst LECARE. Eine gleichlautende Firma aus Hamburg bietet diese Software an. Im Übrigen haben diese Herrschaften Phantasy erfunden und dann an die DATEV verkauft.
    Ich arbeite damit nun seit drei Jahren und kann mich wirklich nicht beschweren. Wenn mal irgendwas nicht klappt, haben die einen super Support, der sofort handelt.

    Gruß

    F. Howen