Haftbefehl wegen Puddingwerfen

Geplant: Berlin. Bombenanschlag auf US-Vizepräsidenten – Elf Verschwörer gefaßt.
Mit Bomben und hoch explosiven Chemikalien, mit Sprengstoff gefüllten Plastikbeuteln – von den Terroristen „Mao-Coktail“ genannt – und Steinen haben Berliner Extremisten einen Anschlag auf den Gast unserer Stadt vorbereitet.

Quelle: Bild

Darauf beantragte die Staatsanwaltschaft mit folgender Begründung den Erlaß eines Haftbefehls:

Die Beschuldigten gehören einem extremistischen Personenkreis an, deren erklärtes Ziel es ist, durch gezielte Propaganda und Protestaktionen sowie öffentliche Demonstrationen gegen die bestehenden politischen Verhältnisse in der Bundesrepublik Deutschland und Westberlin zu protestieren. Sie haben in Übereinstimmung mit den Zielen dieser Personengruppe Verbindung zu Institutionen und Stellen außerhalb des Geltungsbereichs der hiesigen Strafprozeßordnung und sind daher in der Lage, sich jederzeit ungehindert durch ihre Übersiedlung in den sowjetisch besetzten Teil Deutschlands oder des Auslands der Strafverfolgung zu entziehen.

In Freiheit befindlich würden die Beschuldigten die in Frage kommenden Beweismöglichkeiten für die Sachaufklärung und Überführung an der vorgesehenen Aktion durch gezielte Absprachen untereinander verhindern, da ein Teil der Obenangeführten in Wohngemeinschaft (so. Kommune) miteinander lebt.

Quelle: Ermittlungsakte zu 1 P Js 236/67, Blatt 113-115

Dem Antrag wurde nicht entsprochen. Es ging den „Terroristen“ um das Werfen von Pudding, Kuchen, Mehltüten und Superbällen. Am 6. April 1967. Anläßlich des Besuches des US-Vizepräsidenten Humphrey in Berlin.

Pudding

(Zitiert nach/aus: Ulrich Enzensberger, Die Jahre der Kommune I)
Foto: pixelio.de

Dieser Beitrag wurde unter Strafrecht veröffentlicht.

5 Antworten auf Haftbefehl wegen Puddingwerfen

  1. 1

    Mann, hast Du mich erschreckt, ich dachte kurz, die Sowjets hätten die Zone wieder besetzt.

  2. 2
    Jochen Hoff says:

    Heute wären sie verhaftet und von Schäuble nach Guantanamo abgeschoben worden. Die SPD hätte dazu geklatscht.

    Wir haben uns also weiterentwickelt. Wäre eine SBZ nicht ein netter Traum. Man könnte glauben es gäbe eine Fluchtmöglichkeit.

  3. 3
    doppelfish says:

    Pudding. Das wird ’ne neue Story für Bruce Schneier.

  4. 4
    Rotkäppchen says:

    Richtig so! Heute werfen sie Pudding, morgen bombadieren sie den Irak!

  5. 5
    Maus says:

    „Quelle: Bild

    Darauf beantragte die Staatsanwaltschaft mit folgender Begründung den Erlaß eines Haftbefehls:“

    soso, eine Meldung in der BIld reicht also für einen Haftbefehl. ich hoffe die Staatsanwaltschaft kümmert sich dann auch um die außerirdischen, die in regelmäßigen abständen für schlagzeilen sorgen.