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Monatsarchive: Oktober 2008
Nicht notwendig
Es ist einfacher, ein eingeseiftes Schwein am Schwanz zu fassen zu bekommen, als einen Jugendstrafrichter in Moabit dazu zu bringen, einem Jugendlichen „freiwillig“ einen Pflichtverteidiger zu bestellen.
In diesem Fall ging es um drei jugendliche Angeklagte und zwei Geschädigte. Eine heftige Schlägerei unter Einsatz von „gefährlichen Werkzeugen“; ein Teilgeschehen habe ich bereits beschrieben. Der Richter war nicht davon zu überzeugen, daß hier ein Verteidiger für meine Mandantin „notwendig“ ist.
Da nun die Finanzierung der Verteidigung nicht von der Landeskasse übernommen werden sollte, habe ich die Mandantin nebst Eltern ausführlich instruiert, sie wollten dann – aus Kostengründen – ohne mich zum Gericht.
Parallel habe ich gegen die ablehnende Entscheidung des Jugendrichters vor vielen Wochen schon Beschwerde eingelegt. Über diese Beschwerde hat nun das Landgericht entschieden. Gestern.
Darüber informierte mich soeben der Jugendrichter, telefonisch. Er war ganz verwundert, daß ich nicht zum Termin erschienen war, der vor 20 Minuten hätte beginnen müssen. Schließlich sei ich doch als Pflichtverteidiger bestellt. Ob ich denn den Beschluß des Landgerichts nicht erhalten hätte.
Nö, habe ich nicht. Es hat mich auch niemand per Fax oder Telefon darüber informiert. Deswegen war ich auch nicht vorbereitet. Und jetzt nicht bereit, alles stehen und liegen zu lassen, um nach Moabit zu fahren. Und überhaupt: Ich bin kein Tanzbär, den man am Nasenring durch die Manege führt.
Der Termin wurde ausgesetzt. Drei Angeklagte, ein Staatsanwalt, eine Protokollführerin, reichlich Zeugen, zwei Verteidiger und ein anwaltlicher Nebenklägervertreter, Wachtmeister, Jugendgerichtshilfe und was-weiß-ich-noch-wer konnten unverrichteter Dinge wieder von dannen ziehen.
Dabei hätte man mir gestern einfach nur mal den Beschluß des Landgerichts auf’s Fax legen oder uns anrufen müssen. Auch das hat der Richter nicht für notwendig gehalten.
Verteidigerpost
Mein Kollege hat heute Post bekommen. Von seiner Mandantin, die im Knast sitzt und viel Zeit hat:
Ich bin froh, daß meine inhaftierten Mandanten andere Freizeitbeschäftigungen pflegen.
Magische Kräfte
Aus den Gründen eines Strafurteils, mit dem mein Mandant vom Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung im Rahmen einer zünftigen Wirtshausschlägerei freigesprochen wurde:
Insoweit bekundete der Zeuge Gluffke, der Angeklagte Bulli Bullmann sei „mit erhobener Faust“ auf ihn losgegangen. Daraufhin habe er ihm die flache Hand, ähnlich wie ein Stopp-Signal entgegengehalten. Daraufhin sei der Angeklagte Bulli Bullmann rücklings über die Tische und Stühle geflogen.
Gleiches sei mit dem Boris Bullmann geschehen, auch diesem habe er die flache Hand entgegengehalten und auch dieser sei plötzlich zu Boden gegangen. Wie sich die Auseinandersetzung zwischen ihm und den Bullmännern tatsächlich entwickelt hat, wollte oder konnte er nicht sagen.
Für das Gericht gibt es insoweit nur zwei Auslegungsmöglichkeiten:
Entweder besitzt der Zeuge Gluffke magische Kräfte und vermag es, mit der ausgestreckten flachen Hand Menschen zu Boden zu bringen, oder er hat den beiden Bullmännern zwei Faustschläge versetzt, so dass diese zu Boden gingen.
So unterhaltsam wie dieses Urteilsbegründung war übrigens auch die Beweisaufnahme. Alle Beteiligten hatten richtig Spaß an dieser Veranstaltung.
Abgesperrt
Zwischengelagert, damit sie für den nächsten Staatsbesuch das gemeine Volk vom Hochadel trennen können.
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Zulassung
Für Aufsehen bei den lokalen Größen sorgte die Wanne vor der Zulassungsstelle in der Jüterboger Straße.
Wir waren dort mit dem Fernsehteam verabredet, das den Beitrag für Wiso gedreht hat.
Wieder sauber und trocken gelagert
Auch zur Freude des Postboten, der beim täglichen Abliefern der Post wieder einen schönen Ausblick hat.
Besten Dank an Tom und seine Leute aus dem KTM GST Shop in der Danziger Str. für den Transport.
Naturell, verspätet
Um 17.00 Uhr ruft der Mandant an. Er sei jetzt in Zehlendorf, ob er noch vorbei kommen könnte.
Ich hatte mit ihm einen Besprechungstermin um 16.00 Uhr verabredet. Von Zehlendorf nach Kreuzberg braucht man grob gerechnet um diese Uhrzeit eine knappe Stunde. Er könne nicht mehr vorbeikommen, habe ich ihm ausrichten lassen.
Heute beim Gerichtstermin lieferte er mir die Erklärung für seine Verspätung: Dazu könne er nichts. Er komme immer zu spät. Das liege in seinem Naturell.
Besser nicht umkippen in Moabit
Selbstverständlich ist man im Kriminalgericht auf jeden (Um-)Fall vorbereitet. Grundsätzlich jedenfalls.
Offenbar hat man dieses hochmoderne Rettungsgerät längere Zeit nicht mehr gebraucht.
Es ist eben kein Vier-Sterne-Hotel, so ein Strafgericht.
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Geprüfte Sauberkeit beim Amtsgericht
Ich frage mich, was passiert, nachdem geprüft und festgestellt wurde, daß der Raum unsauber ist. Gibt es dafür ein neues Formular?