Arbeitsmoral eines Amtsrichters

Wenn die Bürger die Leute an die Regierung bringen, die die Gelder so verteilen, wie sie verteilt werden, und Justiz schlecht ausstatten, noch schlechter, als sie überhaupt ausgestattet war, dann müssen sie auch die Folgen ausbaden.

Quelle: Christian Rost, Richter am Amtsgericht Rinteln, in „Betrifft JUSTIZ Nr. 81, März 2005

Die Konsequenz des Herrn Rost:

Bei mir wird stur nach Eingang terminiert und abgearbeitet, egal wie lange die Sachen liegen oder ob man vielleicht sagt, das eine wäre besser vorzuziehen. Dann kann man mir am wenigsten an die Karre fahren.

Das ist Beamten-Mentalität, wie ich sie mag.

Dieser Beitrag wurde unter Richter veröffentlicht.

9 Antworten auf Arbeitsmoral eines Amtsrichters

  1. 1
    ballmann says:

    aus dem Zusammnhang gerissen:

    Die mangelnde Fürsorge würde ich in Folgendem sehen: Wenn irgendwo Verfahren anbrennen, etwas schief läuft, dann wird man sich an den einzelnen Richter wenden, und dann müsste ich mich als Amtsrichter rechtfertigen, warum ist die Sache liegen geblieben. Es ist schon schlimm genug, wenn eine disziplinarische Vorermittlung eingeleitet wird. Deswegen bin ich dazu übergegangen:

    … dann kommt das obige Zitat und dann

    Diese Situation ist für mich eigentlich ein unmöglicher Zustand. Hier haben wir mangelhafte Unterstützung.

  2. 2

    Es tritt auf: Der Staat gegenüber seinem Bürger.

    Der Bürger ist übrigens derjenige, der für die Alimentierung des Richters aufkommt. Er sorgt dafür, dass der Richter jeden Monat seine – von der Leistung oder Effizient leider völlig unabhängige – Vergütung rechtzeitig überwiesen bekommt.

  3. 3

    @Ballmann:

    Ja, ich habe bewußt ohne Einleitung und Schlußfolgerung zitiert, um den gefährlichen Geist, der daraus spricht, spitz darzustellen.

    Mir ist es als Untersuchungshäftling oder entzogener Fahrerlaubnisinhaber oder suspendierter Polizeibeamter völlig Brause, was mit dem Richter nicht passiert, weil er stur nach Vorschrift die Akte 235/08 vor der Akte 236/08 vor der Akte 237/08 abarbeitet.

    Ich will raus aus der Haft, meine Fahrerlaubnis wiederhaben und wieder meinen Dienst tun können, und nicht darauf warten, daß ein Herr Richter, der Angst vor einem Disziplinarverfahren (oder Schlimmeres) hat, den Ladendiebstahl mit 6 Zeugen (235/08) und die Neuköllner Kneipenschlägerei mit 14 Zeugen (236/08) gemächlich nach § 244 II StPO abgearbeitet hat … nur um seinen eigenen Dingens zu retten.

    Das sollte durch das spitze Zitat deutlich werden.

    Sie haben mir Gelegenheit gegeben, das klarzustellen. Ich habe damit gerechnet, bedanke mich trotzdem dafür. :-)

  4. 4
    ballmann says:

    In der Sache haben Sie vollkommen Recht.
    Aber dieser Mann hat wenigstens noch ein schlechtes Gewissen und gibt es auch noch öffentlich zu.
    Die richtigen Bematenä… fühlen sich wohl dabei und werden von Zeitungen wie Betrifft Justiz auch nicht interviewt

  5. 5
    Anonym says:

    Man sollte aber auch nicht die Ursache dieser Haltung außen vor lassen…

    Der werte Richter fürchtet, dass er neben dem fiktiven suspendierten Polizeibeamten gleich der Nächste ist.

    Nicht toll, aber im Zweifelsfall ist sich jeder selbst der Nächste.

  6. 6
    gluteus maximus says:

    warum kann ich die gezeigte meinung nicht verurteilen?
    liegt es daran, dass ich haltung des herrn R. nachvollziehen kann, gleichzeitig aber die gegenpartei vertrete muss?

    gruss

  7. 7
    doppelfish says:

    Dienst nach Vorschrift eben. Streiken darf er ja nicht.

  8. 8
    Gulia says:

    [off-topic-Ausführungen gelöscht. crh]
    Von ganzem Herzen wünschen Allen ein Gutes Rutsch ins neue 2009 Jahr

  9. 9
    Advokatenschreck says:

    …glauben Sie mir, ich ziehe Eiliges (s.o.) vor, doch operiere ich (leider u. zwangsläufig) trotzdem scharf an der Grenze zum Bruch des Diensteides (…von meiner Familie fange ich jetzt nicht an…).

    Die Justizverwaltung will es freilich so. Damit möchte ich mich weder rechtfertigen…zu entschuldigen gibt es sowieso nichts. Ich mache meine Arbeit gut – bis zum Burn-Out, mein Wort als Idealist und RiAG!

    Doch, lieber Hoenig, wie war das mit dem Sack und dem Esel, wer sollte die Prügel beziehen…? Ich meine die Justizverwaltung verdient sie und damit – man muss es festhalten – auch der Souverän, wie oben tatsächlich arg polemisch zitiert.

    So long, bis nächstes Jahr.