Der Bußgeld-Richter und Herr Sigmund Freud

Eine kleine Bußgeldsache vor dem Amtsgericht hat sich „entwickelt“. Nach einigem Geplänkel, das sich nun schon ein paar Monate hinzieht und an dem nun das Landgericht wiederholt beteiligt ist, nach zwei Ablehnungsgesuchen und nach reichlich abgelehnter anderer Anträge der Verteidigung, wendet sich der Richter in einem persönlichen Brief an den Verteidiger:

brief-vom-richter.jpg

Bemerkenswert – neben dem eigentlichen Inhalt dieses Briefes – ist an dieser Stelle, daß es sich nicht um die Bußgeldsache gegen Carsten R. Hoenig handelt. Der ist nämlich der Verteidiger in der Bußgeldsache gegen einen seiner Lieblingsmandanten, den er vor einem Fahrverbot bewahren möchte.

Was wären wir wohl ohne Herrn Freud?

Dieser Beitrag wurde unter Richter veröffentlicht.

8 Antworten auf Der Bußgeld-Richter und Herr Sigmund Freud

  1. 1

    So wie Amtsrichter K. unter Strom zu stehen scheint, ist es kein Wunder, daß er jede Stromentnahme in seinem Gerichtssaal verbieten möchte. Den benötigt er offenbar selber….

  2. 2
    Tilman says:

    „Lieblingsmandant“… da muss ich an den Film „The People vs. Larry Flynt“ denken, wo der Held seinem Anwalt erklärt, er sei der beste Mandant überhaupt, weil er doch ständig Ärger mit dem Gesetz habe.

    So klingt „Lieblingsmandant“ irgendwie nach jemand, der oft eilig unterwegs ist. Ein schneller Motorradkurier?

    Ach ja, folgt jetzt ein Befangenheitsantrag?

  3. 3

    Nö, das ist – derzeit – nicht nötig.

  4. 4

    Ein seltenes Beispiel höchst arroganter Selbstüberschätzung eines Richters, der möglicherweise ob seiner Oberlehrerhaftigkeit seinen Beruf verfehlt haben könnte.

    Wo muss ich wann zu schnell fahren, um dieses Exemplar zum Himmel schreiender Unsachlichkeit zu meinem gesetzlichen Richter zu machen?

  5. 5

    Hmm. Hier in Berlin wird „Schwarzer Peter“ gespielt: Je nachdem, wann „Deine“ Akte beim Gericht eingeht, bekommt sie Herr K. oder eben ein andere Richter auf den Tisch. Die Chance, ihn zu ziehen, ist also recht gering.

    Aber ich sage Bescheid, wenn die nächste Hauptverhandlung in dieser Sache stattfindet. Dann kannst Du Dir ihn ja mal aus der Nähe ansehen.

    Übrigens: „Höchst arrogant“ ist vielleicht ein wenig übertrieben. „Amüsant“ trifft es aber.

  6. 6

    Ja der Herr Freud war schon ein ganz Großer. Die passende Literatur des Dr. jur. „Zur Psychopathologie des Alltagslebens“ ist im übrigen sehr lesenswert und immer noch aktuell.

    Den Richter finde ich sehr lustig, und schön dass man in Berlin noch Zeit für solche Briefe hat.

  7. 7

    „Höchst arrogant“ bringt es auf den Punkt.
    Auch ich hatte das Vergnügen, von Amtsrichter K. ein paar nett gemeinte, oberlehrerhafte Ausführungen zu erhalten. Allerdings in seiner dienstlichen Äußerung zu von mir gestellten Befangenheitsanträgen. Auf diese „Liebesbriefe“ habe ich dann weitere Befangenheitsanträge gestüzt. Ergebnis: Amtsrichter K. wurde mit schallender Ohrfeige von seinem Kollegen im Beschluß des Verfahrens enthoben.
    Leider hat er mir – anders als bei Carsten – keine Wette angeboten, daß man sich in dem Verfahren wiedersieht. Ob er wohl was geahnt hat???

  8. 8
    doppelfish says:

    Dabei hat er sich bei der Erstellung des Schreibens doch so viel Mühe gegeben. Obwohl, wenn man die Kommentare hier liesst, könnte man auf die Idee kommen, da herrsche schon ein gewisses Maß an Routine. Ist dann aber nur ’ne Idee.