Geburtstag, Bandscheibenschaden, Hotelzimmer

Der ehemalige Gegner meines Mandanten schreibt eine laaaaange Strafanzeige. Gegen den Mandanten wird ermittelt, das Verfahren dann eingestellt. Der Gegner schreibt eine noch viel lääääääängere Beschwerde, reklamiert alles Übel dieser Welt und überhaupt. Das Verfahren wird wieder aufgenommen, Anklage erhoben und der Hauptverhandlungstermin festgesetzt.

Dazu soll natürlich auch der Gegner aus Mönchengladbach als Zeuge nach Berlin kommen. Der will aber nicht, jedenfalls nicht einfach so, und schreibt ans Gericht

lhre Ladung v.19.04.2008 für den 15.07.2008 halle ich erhalten. Ich habe aber genau an diesem Tag Geburtstag (Geb.Dat. 15.07.1946) und hin hierfür außerhalb zur Feier eingeladen. Ich bitte Sie daher mich zu einem früheren /späteren Termin zu laden.

Weiterhin habe ich ein Bandscheibenschaden, der es nicht zulässt, das ich längere Strecken mit der Bahn in der zweiten Klasse zu fahren. Ich bitte daher vorab um Zustimmung für eine Bahnfahrt mit der 1. Klasse. Desweiteren bitte ich um Mitteilung, welches Hotel ich in der Nähe bekomme kann.

Naklar, der Staatsanwalt holt den Zeugen mit der Sänfte vom Bahnhof ab und trägt ihn anschließend vorsichtig ins Adlon.

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6 Antworten auf Geburtstag, Bandscheibenschaden, Hotelzimmer

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    Irmgard Runzelgacker says:

    Eine Terminanberaumung genau am Geburtstag ist sehr unglücklich.

    Na klar, der Staatsanwalt holt den Zeugen mit der Sänfte vom Bahnhof ab und trägt ihn anschließend vorsichtig ins Adlon.

    Ich sehe den StA schon mit dem Maybach vorm Hbf. Warum eigentlich kein Learjet? Bei dem Bandscheibenvorfall und der weiten Strecke halte ich das für angemessen. :D

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    doppelfish says:

    Vielleicht kann der ADAC einen seiner komfortablen und gut ausgerüsteten Rettungsjets einsetzen. :)

  3. 3
    Unbekannt says:

    Oder man beraumt wegen der Immobilität des Ärmsten einen Außentermin in Mönchengladbach an. Am besten gleich mit dem Sammelbus hinfahren, dann kann man auf der Fete noch das eine oder andere Bierchen trinken.

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    Das Ich says:

    Also wer schon einmal einen Bandscheibenschaden hatte, der weiss um die Schmerzen. Ich unterstelle jetzt mal, dass er wirklich einen hat ;-)
    Ich hatte auch mal eine Ladung nach Berlin und auch ein Problem mit der Bandscheibe. Man bestand auch darauf das ich komme…Flugs, den ersten Termin am Tag der Verhandlung abgesagt wegen akuten Problemen…Attest abgeschickt und gut…bösen Brief gekriegt „ich habe zu kommen, sonst blabla“…ab in den Papierkorb, habe bessere zu tun. Flugs den 2ten Termin auch boykottiert…am Vorabend schön heftig ins Fittnesstudio und Nachts dann mit verdacht auf Schwächeanfall/Herzinfakt (man erkläre dem Arzt was von Stechen in der Brust etc) ins Krankenhaus..Fax an das Gericht kommt von Krankenhaus eine halbe Studne vor der Verhandlung an ;-) Super Nacht gehabt und sowieso nichts anderes zu tun…
    Habe dann die Richterin angerufen und gesagt, dass ich so oder so Ferien in Berlin machen wolle und ob wir uns auf einen Termin einigen könnten wo ich so oder so da sei…ja, das ging dann und den Flug hab ich auch bezahlt gekriegt…weil die Kostenstelle so nett war und der Staatsanwalt so glücklich das ich kommen konnte.(Flug war auch billiger als Bahn) Allein der Anwalt und sein Mandant (gegen den ich aussagen musste, nebenbei, er hat ein Kind vor der Schule anefahren und sich dnach erst um sein Auto gekümmert..wer ihm denn die Kratzer des Fahrades auf der Motorhaube bezahlen würde) waren mies gelaunt.

    Als Zeuge hat man manchmal doch ein wenig Spielraum.
    Mich nervt dieses ewige: sie kommen, sonst….

    Natürlich muss auch jeder zu seinem Recht kommen, aber man kann das auch lösen indem man die Zeugenaussage Schriftlich in der jew. Stadt vom Gericht durchführen lässt.

    In meinem Fall hat die Aussage genau 5 Minuten gedauert…dafür fahre ich nicht nach Berlin…

    Dann darf ich noch daran erinnern: wenn der Zeuge pissig ist weil er kommen musste, nimmt er es mit der Wahrheit nicht so genau…wie ich damals. Das könnte für ihren Mandanten nach hinten losgehen.

    ..nun bin ich Älter und mache so was nicht mehr.
    Dieses rumgezicke von der Gegenseite hat dazu geführt, dass ich zwar noch erste Hilfe leiste, aber ansonsten eben „nichts gesehen habe“.
    Das ist einfacher.

    Man möge nun über mich richten;-)

    Viele Grüsse aus Köln,
    Ich

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    Rhabarber says:

    Ich finde die aktuelle Lage für Zeugen auch bescheuert. Man hat keinen Einfluss aufs Verfahren und Termin, soll springen wie’s passt, und hat am Ende bei langen Anfahrten einen Verdienstausfall, der nicht voll ersetzt wird.

    Das Gericht könnte wenigstens versuchen, einen Termin auch mit Zeugen abzustimmen. So furchtbar viele Beteiligte, dass das nicht geht, hat ja nun auch nicht jedes Verfahren.

    In meinem Fall habe ich dann noch nächtliche Morddrohungen durch den Angeklagten erhalten. Die Strafverfahren (nach meiner Anzeige) dazu wurden dann vom Staatsanwalt eingestellt, weil die Ermittlungen ja als Warnung bereits ausgereicht hätten. Ja, prima, so fühlt man sich als Zeuge respektiert. Zivilcourage wird ja sooo hochgehalten.

    Werde trotzdem wieder hinsehen, der andere kann ja da auch nichts für.

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    Lalü says:

    In meinem Fall habe ich dann noch nächtliche Morddrohungen durch den Angeklagten erhalten. Die Strafverfahren (nach meiner Anzeige) dazu wurden dann vom Staatsanwalt eingestellt, weil die Ermittlungen ja als Warnung bereits ausgereicht hätten. Ja, prima, so fühlt man sich als Zeuge respektiert. Zivilcourage wird ja sooo hochgehalten.

    So viel zum Thema Verdunkelungsgefahr…