Scheibenwischer

Irgendwann traten sie gehäuft auf, die Jungs und Mädels an großen Ampelkreuzungen, die die Frontscheiben der wartenden Autos reinigten. Eine Zeit lang waren es polnische Punks, die den Saubermann gaben. Eine Art des Bettelns mit Gegenleistung. Wenn die Scheibe unseres Vito geputzt wurde, gab es einen Euro dafür; war es die Scheibe der Wanne, mußten zwei Punks gleichzeitig ran, das gab dann auch zwei Euros. (Für’s Putzen des Helmvisirs hätte es einen Satz heiße Ohren gegeben ;-) )

Die Punks sind verschwunden, jetzt stehen häufiger kleine Gruppen rumänischer Frauen an den Ampeln. Leider ist nun auch die Fröhlichkeit verschwunden und ich habe öfters Autofahrer (insbesondere in Autos mit Nicht-Berliner Kennzeichen) beobachtet, die eher ängstlich der Scheibenreinigung zugestimmt haben.

Dazu passend gibt es nun eine Pressemeldung der Polizei Berlin:

Eine 18-jährige rumänische Fensterputzerin kam gestern in polizeiliches Gewahrsam, nachdem sie einen von der Polizei ausgesprochenen Platzverweis ignoriert hatte. Gegen 10 Uhr 30 war die junge Frau von Polizisten an der Skalitzer Straße bemerkt worden, wie sie die Windschutzscheiben von Autos auch gegen den Willen der Fahrer putzte. Als sie dafür keinen „Lohn“ erhielt, schrie sie die Autofahrer an, spritzte Reinigungsflüssigkeit gegen die Autos und spuckte teilweise auf den Lack. Die Beamten erteilten ihr einen Platzverweis. Eine halbe Stunde später entdeckten sie die Ordnungshüter erneut an derselben Stelle und nahmen sie mit. Ein Richter, dem die Frau vorgeführt wurde, ordnete den Gewahrsam bis 22 Uhr an, den sie bei der Polizei absaß.

Da sind mir die Clowns und Jongleure an den Ampeln dann doch sympathischer.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemeines (Kanzlei) veröffentlicht.

4 Antworten auf Scheibenwischer

  1. 1
    Ann O. Nym says:

    Mich nerven diese Leute in der Skalitzer Straße wahnsinnig und ich halte dann oft 10m vor der Ampel an. Wenn ich im Auto bin, will ich mich auf den Verkehr und das Radio konzentrieren und sonst gar nichts, der Job ist anstrengend genug; hätte ich Lust mich anquatschen zu lassen, würde ich U-Bahn fahren und dabei sogar viel Geld sparen und die Umwelt schonen.

    Ich habe deshalb vor Monaten ans Ordnungsamt Kreuzberg gemailt, von wegen Reisegewerbeschein, Steuer und so (das macht mich dann wohl zum Spiesser und Denunzianten), die antworteten, ihnen sei durchaus bewusst was da geschehe, aber unter dem „Grundsatz der Verhältnismässigkeit“ würde dagegen nichts getan werden. Vielleicht wird sich das ja jetzt ändern.

    Skurrilerweise wird etwa 50m weiter in westlicher Richtung, nämlich nach dem Kreisverkehr, regelmässig die 50m (!) lange Tempo 30 Zone kontrolliert.

  2. 2
    Ralf says:

    @Ann O. Nym

    Ist doch logisch.
    Das eine kostet Geld (Kontrolle der „Scheibenwischer“), das andere bringt Geld (Verkehrskontrolle).

  3. 3
    gb says:

    @ann: Bei dir ist halt was zu holen, bei ‚denen‘ vmtl. nichtmal die Verfahrenskosten, und einsitzen kostet den Steuerzahler wieder Geld…….

  4. 4
    Jongleur says:

    Ich stehe auch nicht auf Ampel-Jonglage, wobei es manchmal in Berlin auch wirklich gute Jongleure gibt.