Dunkles Gericht

Ich war ein wenig spät dran. Die Baustelle auf der Stadtautobahn gestern morgen verlängerte meine Anreise nach Oranienburg um mehr als 45 Minuten. Unter Außerachtlassung gewisser Vorschriften ist es mir dann doch noch gerade gelungen, um Fünf vor Neun im Gericht zu sein. Jedenfalls zeigte meine Uhr diese Zeit an.

Im Gericht stand die Uhr auf 9:25 Uhr. Der Staatsanwalt saß mutterseelenallein in dem dunklen Schöffen-Gerichtssaal. Kein Licht, die Jalousien heruntergelassen.

Der Protokollführer, der mir in den Saal folgte, teilte mir auf meine Frage nach einer Steckdose für meinen Laptop mit: „Die wird Ihnen nicht helfen. Wir haben hier keinen Strom.

Meinen Blick auf die Uhr im Saal quittierte er mit einem: „Ja. Seit 21:25 Uhr gestern abend.

Seit knapp 12 Stunden (und darüber hinaus bis zum Ende unserer Hauptverhandlung gegen 13 Uhr) war das Amtsgericht Oranienburg ohne Strom. Kein Computer, kein Telefon, kein Fax, keine hochziehbaren Jalousien, kein Licht, kein nichts … Dunkel. Und warm war’s. Wegen der stromlosen Klimaanlage.

Daß irgendjemand deswegen in Hektik geraten oder wenigsten sonstwie aktiv geworden ist, konnte ich nicht erkennen. Ich bin gespannt, wann das Fax durchgehen wird, das ich der Richterin versprochen habe.

Dieser Beitrag wurde unter Justiz veröffentlicht.

10 Antworten auf Dunkles Gericht

  1. 1
    Gabi says:

    In der Zone ist man offenbar an so was noch gewöhnt.

  2. 2
    Ö-Buff says:

    Wieso haben die da ne Klimaanlage?

  3. 3
    Christian says:

    Da freut man sich, wenn man kurz vor Mitternacht fristwahrende Schriftsätze faxen möchte… :-)

  4. 4
    Das Ich says:

    Na, dann konnten sie ja wenigstens keinen Stromdiebstahl begehen;-) http://www.kanzlei-hoenig.info/kuendigung-wegen-stromdiebstahls

  5. 5
    nutella says:

    wurde ein haftbefehl wegen verdunkelung(sgefahr) erlassen?
    das lässt jedenfalls schöne wortspiele zu ;)

  6. 6
    Patrick says:

    Wie wird es dann eigentlich gehandhabt mit einem Zugangshindernis beim Faxgerät des Gerichtes? Ist es nicht schon fahrlässig, Faxgerät und ggf. Telefonanlage ohne USV zu betreiben?

    Oder treffen sich dann sämtliche Berliner Anwälte kurz vor Mitternacht am Gerichtsbriefkasten (siehe #03)? :-)

  7. 7
    Auke says:

    @Gabi
    Meine Eltern wohnen seit zehn Jahren in Oranienburg und in der Zeit gab es bei ihnen (trotz zahlreicher Tiefbauarbeiten/Bombensuche) keinen Stromfausfall. An zahlreiche dunkle Abende in (West-)Berlin kann ich mich hingegen sehr gut erinnern.

  8. 8
    Gabi says:

    Gemeint war eher „gewöhnt von früher„, d.h. von damals, als der antiimperialistische Schutzwall noch stand.

  9. 9
    knilch says:

    @Auke

    Vielleicht etwas in den so oft zitierten Hals bekommen?
    Ich stehe den „Ossis“ gerne bei.
    Wenn alles so wachsen würde wie die Mauer….
    http://www.titanic-magazin.de/home.html

    Gruss
    ;-)

  10. 10

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