Der Mandant saß hinter mir. Vorgeführte Untersuchungshäftlinge sitzen nicht neben ihrem Verteidiger, sondern gehören hinter einen Zaun, sagt die Übung in Moabit.
Hinten habe ich keine Augen. Deswegen habe ich mich auch gewundert, daß der Vorsitzende Richter mitten in seiner Rede aufstand, ein Papiertaschentuch auspackte, damit hinter dem Richtertisch hervorkam, sich am Protokollführer vorbeizwängte, um dem leise weinenden Mandanten das Tuch zu geben.
Sowas zeigt Größe. Ich habe mich bei ihm für diese Geste bedankt.
Scheint da ja ein ganz schön breites Spektrum zu geben, von Lutschbonbons am einen Ende bis zu Taschentüchern am anderen.
Genug Grund, um auf einen Eintrag über einen Richter, der dem Mandanten Lutschbonbons anbietet, zu warten.
auf weinende Richter wird man wohl vergebens warten.
#k.
@Kand.in.Sky: Wieso auch? Weinende Elektriker und Supermarktverkäuferinnen begegneten mir bisher auch nicht.
Well, the judge, he cast his robe aside,
A tear came to his eye,
„You fail to understand,“ he said,
„Why must you even try?“
Drifter`s Escape von Bob Dylan
Die Sache mit dem Käfig ist ja schon fast wie in den USA – da haben Häftlinge einen orangen Overall an, damit auch kurzsichtige Geschworene rechtzeitig wissen dass er schuldig ist.
… also sonst beschweren sich hier immer alle über die Richter …
Zeigt doch auch mal Grösse.
Sowas nennt man Menschlichkeit. Passiert sowas so selten?