Warum sollten diese langjährig am 1. Mai tätigen Polizisten lügen oder sich dermaßen irren, da sie doch eine Verwechslung ausschließen?
wird die Richterin in dem Prozeß gegen die beiden Waldorfschüler Yunus K. und Rigo B. von der taz zitiert.
Eine ähnliche Frage habe ich auch schon häufiger von Richtern gehört:
Wem soll ich denn glauben, wenn nicht dem Polizeibeamten? Etwa dem Angeklagten?
So sieht er aus, der Alltag in gerichtlichen Beweisaufnahmen, wenn die Aussagen von Polizeibeamten auf ihre Glaubhaftigkeit geprüft werden müssen. Nicht ganz einfach.
Als Faustregel kann gelten, wenn so etwas wie “ Widerstand gegen die Staatsgewalt“ ins Spiel kommt, sind Polizisten unglaubwürdig, weil sie auf alle Fälle jemanden zur Abschreckung bestraft sehen wollen.
Meiner Meinung nach übernehmen sie diese Bestrafung bei der Festnahme gleich selber.
Wenn sie selber einen Fehler machen lügen sie natürlich genau wie jeder andere auch.
Polizisten lügen NIE!
Warum auch? Das sind doch Beamte mit guten Gehalt, hoher Absicherung und schöner Pension.
Polizisten sind Beamte und wem Gott gibt ein Amt, dem gibt er auch Verstand. ;-)
Widerstand? Das waren Waldorfschüler!
Die haben nur ihre Personalien angegeben, rsp. ihren Namen getanzt, so wie sie es in der Waldorfschule gelernt haben….;-)
Naja, es geht auch anders. ;-)
OWiG-Verfahren, 3 Zeugen (2xBeamte, 1xEhemann)
Die Beamten erklären wahrheitsgemäß, dass sie sich nur noch bruchstückhaft an den Sachverhalt erinnern können.
Sie wissen, dass es eine Kontrolle gab. Sie wissen, dass sie objektiv festgestellt haben, dass eine OWiG vorliegt. Aber sie können nicht mit Sicherheit sagen, ob es sich bei der betreffenden Person, die sie vor fast einem Jahr kontrollierten, um die Person handelt, die sich vor Gericht verantworten muss.
Ergebnis: Richter stinksauer auf die „nicht vorbereiteten“ Beamten (die sich zum Teil Sachen anhören mussten, die schon unterhalb der Gürtellinie lagen) => Verfahren eingestellt
Polizisten mögen von Natur aus einen hohen Glaubwürdigkeitsvorteil haben. Jedoch, wird leider viel zu häufig die zweite wichtige komponente ignoriert: Glaubhaftigkeit der Aussage. Jeder Polizist und Staatsanwalt wird sofort erkennen, dass etwas nicht stimmen kann wenn 2 genau das Selbe sagen. Bei Polizisten im Zeugenstand ist das scheinbar egal…
> Warum sollten diese langjährig am 1. Mai tätigen Polizisten lügen oder sich dermaßen irren, da sie doch eine Verwechslung ausschließen?
Vielleicht, weil jeder aktenkundige Irrtum Auswirkungen auf ihre Karriere haben kann, von der sie sich sicher erhoffen, nicht auf immer und ewig am 1. Mai bei Demonstrationen als Xenas Zwillingsbrüder eingesetzt zu werden? Oder vielleicht, weil ihnen disziplinarische Maßnahmen drohen, nach denen sie nicht mal mehr beim Wachschutz im Discounter genommen würden, wenn sie bewusst falsche Angaben machen?
Andere Frage: Warum sollten sich ein erfahrener Brandermittler und ein Feuerwehrchef im Falle Cameron Todd Willingham geirrt haben?
Übrigens: Der aktuelle Stand ist dieser:
http://www.taz.de/regional/berlin/aktuell/artikel/1/halber-freispruch-im-molli-prozess/
Sollten plötzlich zwei Polizeibeamte doch – sagen wir es mit aller gebotenen Vorsicht – „fehlbar“ sein?