Paparazzo in Moabit

Ich kannte den Fotografen aus vielen Verhandlungen in Moabit. Der Mann sieht eigentlich nicht danach aus, als gehörte er zu der Klasse von rücksichtslosen Fotografen, die ihren Lebensunterhalt mit der Verletzung von Persönlichkeitsrechten zu verdienen versuchen. Um so mehr war ich überrascht, daß er auch dann noch draufhielt, als Richter, Angeklagter und Verteidiger unisono mitteilten, sie wollten nicht fotografiert werden. Auch nicht in der Verhandlungspause.

Einmal losgelöst von den juristischen Spitzfindigkeiten, die uns das Bundesverfassungsgericht am 3. April 2009 (1 BvR 654/09) mit auf den Weg gegeben hat: Ich finde solche Paparazzi, wie den von gestern Vormittag, schlicht unverschämt, wenn sie versuchen, Verfahrensbeiteiligte entgegen ihren ausdrücklich geäußerten Willen auf ihre Chips zu speichern.

Und wenn ich dann anschaue, für welchen Mist sich dieser ungehobelte Kerl sich bei allen Nicht-Fotografen im Gerichtssaal derart unbeliebt gemacht hat, muß ich ernsthaft an seiner intellektuellen Leistungsfähigkeit zweifeln. War dieses Bild es wert, sich Feinde zu machen?

paparazo

Was zahlt die Zeitung für solche Farbklekse? 20 Euro?

Dieser Beitrag wurde unter In eigener Sache, Medien veröffentlicht.

6 Antworten auf Paparazzo in Moabit

  1. 1
    MaxR says:

    Ein Paparazzo, viele Paparazzi
    Wie bei Espresso.

    Mich schüttelts bei „Paparazzis“ einfach.

      Danke! Fixed. crh
  2. 2
    Klugscheißer says:

    Das Wort stammt vom Namen eines aufdringlichen Pressefotografen, den Walter Santesso im Film Das süße Leben von Federico Fellini aus dem Jahr 1960 verkörperte. Dessen Namensgeber wiederum war der Hotelbesitzer Coriolano Paparazzo aus Catanzaro, der im Reiseführer By the Jonian Sea von George Robert Gissing erwähnt wird. Fellini hatte das Buch während der Vorbereitung zu seinem Film gelesen und war von dem Namen fasziniert.aus Wikipedia

  3. 3
    egal says:

    Erst kommt das Fressen, dann die Moral…

  4. 4
    Thomas says:

    Urheberrechte des Fotografen?
    BG

      Eben drum! crh
  5. 5
    Thomas says:

    Ganz unabhängig von der fragwürdigen Schöpfungshöhe auf die Sie ja mit Sicherheit anspielen:
    Eigentlich interessierte mich, warum der Fotograph Ihnen einen Nutzungsrecht eingeräumt hat; oder war das die Zeitung durch ihr ausschließliches Nutzungsrecht.
    Oder gelten Urheberrechte an Fotos jetzt mit Veröffentlichung als erschöpft?
    mfg

  6. 6

    […] November 2009 Mike Tyson hat einen Paparazzo auf dem Flughafen von L. A. mit einem Schlag niedergestreckt. Er wollte ihn mit Frau und Kind […]