Betrugswarnung per Verkehrsfunk

Bereits gestern auf der Autobahn von Berlin in Richtung Westen und heute wieder auf der Rückfahrt: Der Verkehrsfunk warnt vor Betrügern auf der Autobahn:

Es soll sich um Gruppen von Personen handeln, die aus Rumänien stammen. Durch Winken mit Benzinkanistern oder Abschleppseilen werden vorbeifahrende, hilfsbereite Autofahrer veranlaßt, anzuhalten.

Hält ein Fahrer an, dann wird er mit allerlei Geschichten um Benzingeld gebeten. Als Gegenleistung wird dem Autofahrer „wertvolles Geschmeide“ zum günstigen Preis angeboten. Bei dem Schmuck aus scheinbar echtem Gold handelte es sich um billige Imitate. Das relativ wertlose Zeug – so genanntes Autobahngold – ist sogar geprägt.

Diese Methode, an anderer Leute Geld zu kommen, hat eine andere Qualität wie das Scheibenputzen am Kottbusser Tor. Einmal abgesehen von der Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer durch haltende Fahrzeuge: Diejenigen, die tatsächlich einmal Hilfe benötigen, werden sich dafür bedanken, daß künftig kein Mensch mehr anhält, weil stets eine Betrugsmasche dahinter vermutet wird.

Und noch eines, nicht zuletzt:

Die allermeisten Rumänen sind keine Fensterputzer und Autobahngold-Händler, sondern ganz ehrbare und liebe Leute. Und die dürften über das Verhalten ihrer Landsleute sicherlich auch nicht amüsiert sein. Denn es ist sicherlich vom gemeinen Bildzeitungsleser nicht zu erwarten, daß er differenziert.

Und in der angewandten Vorurteilsforschung bei Ermittlungsbehörden und Gerichten ist genau wegen solcher Auftritte auch nicht einfacher für die Verteidigung.

Dieser Beitrag wurde unter Kreuzberg, Strafrecht, Verkehrs-Strafrecht veröffentlicht.

10 Antworten auf Betrugswarnung per Verkehrsfunk

  1. 1
    Kampfschmuser says:

    Als junger Mann (ca. 20; leider lange her *gg*) haben mich Rumänen auf einer Autobahnraststätte angesprochen und mir einen Goldring angeboten. Ähnlich wie ein Siegelring und mit „585“ gestempelt. Ich habe diesen Ring (für 70 DM) gekauft. Er war gefälscht. ;)

    Noch heute habe ich diesen Ring in einer Schublade liegen. Er erinnert mich daran im Leben immer wachsam zu sein. So gesehen waren die 70 DM gut investiertes Geld. *lach*

  2. 2
    Tourix says:

    http://www.autobahngold.de/
    Unter „Aktuelles“, „Pressemeldungen“ schauen.

  3. 3
    mööp says:

    Manchmal erleichtern solche Vorurteile aber auch die Verteidigung…

  4. 4
    Kand.in.Sky says:

    keinen Magneten dabei?

    #k.

  5. 5
    doppelfish says:

    Kand.in.Sky: Nur den Alu-Magneten. Der Gold-Magnet ist in der Werkstatt.

  6. 6
    Peter says:

    > die allermeisten Rumänen sind keine Fensterputzer
    > und Autobahngold-Händler, sondern ganz ehrbare und
    > liebe Leute

    die allermeisten Rumänen befinden sich aber auch in Rumänien und nicht in DE. Und dass dort „ehrbare und liebe Leute“ leben, will ich gerne glauben.

  7. 7
    Tourix says:

    Es gibt auch vergoldete Hundeketten.
    Ein Magnet ist für derartiges recht hilfreich.

    Ein Laie hat keine Chance echten Schmuck von unechten zu unterscheiden, geschweige denn den tatsächlichen Wert zu erkennen.

    Laien sollten daher grundsätzlich zu einem seriösen Juwelier oder Goldschmied gehen.
    Wer das nicht macht ist selbst schuld.

  8. 8
    Jan says:

    Ein guter Kunde von mir ist Rumäne. Er ist als Jugendlicher nach Deutschland gekommen, spricht fliessend deutsch und hat einen stark hörbaren Akzent. Er hat hier eine gut laufende, mittelgroße Spedition. Und er geht – soweit ich weiß und soweit das in der Branche möglich ist – seiner Arbeit in ehrlicher Art & Weise nach.

    Trotzdem weiß er um das Image der Rumänen in Deutschland und macht auch regelmäßig Witze in der Art („Du weißt doch, ich kann nur kriminell sein, bin doch Rumäne“).
    Und er geht nie ans Telefon, wenn er die Nummer nicht kennt, sondern schickt andere vor. Weil sein Akzent ganz schlecht für die Neukundengewinnung ist.
    Sad but true.

  9. 9
    Claudia says:

    Mir ist am Samstag auf der Rückfahrt von Dänemark eine ganz andere „Variante“ passiert – ich bin immer noch stinksauer.
    Da ich im Ausland wohne, habe ich ein italienisches Kennzeichen. Ich fuhr auf der A7 Richtung Hamburg und überholte ganz normal, als ich plötzlich hinter mir einen Mercedes sehe, Warnblinkanlage an, Lichthupe. Ich fahre nach rechts, der Mercedes immer noch dicht hinter mir (Sicherheitsabstand 0), Lichthupe wie wild und lässt nicht von mir ab, bedrängt mich regelrecht und nötigt mich zum Anhalten.
    Ich halte auf dem Standstreifen an, es kommt eine „südosteuropäisch“ aussehende Frau an mein Auto, quatscht mit halb auf Italienisch halb auf Spanisch an, will 50 Euro haben und schmeißt irgend ein Goldblech in mein Auto.
    Ich nur das Zeug rausgeschmissen, Fenster und Türen zu und weitergefahren. Zum Glück konnte ich mir das Kennzeichen merken (deutsches Ausfuhrkennzeichen).
    Habe dann den Vorfall bei der nächsten Autobahnpolizeistelle gemeldet. Dort sagte man mir, dass dies eine bekannte „Masche“ sei, man auch immer wieder jemanden stellen kann, die „Justiz“ aber nicht mitspielt und die fraglichen Personen nach 1, 2 Tagen wieder frei sind und weitermachen können wie bisher.

    Muss es erst Tote geben, damit diesen Leuten das Handwerk gelegt wird? Es ist eine Sache, auf einen Betrüger hereinzufallen, der auf dem Standstreifen oder der Autobahnauffahrt eine Notlage vortäuscht, eine andere, jemanden bei Tempo 130 auf der Autobahn von hinten aggressiv zum Anhalten zu nötigen und Lebensgefahr zu bringen.

  10. 10
    Andi says:

    Meine Geschichte ist so ähnlich. Auf der Rückfahrt von Prag fährt mir plötzlich ein 7er BMW auf und nötigt mich mit seinem Fernlicht und eingeschalteter Warnblinkanlage. Nachdem ich Gas gebe, erkenne ich einen 7er BMW mit Berliner Kennzeichen und einer Deutschland-Flagge über dem Rückspiel. Ohne aufzugeben fährt der BMW mir etwa 3 bis 4 Minuten mit Lichthupe hinterher. Ich entscheide mich anzuhalten und zu fragen was er den so dringendes von mir will. Ein Mann kommt zur Beifahrerseite und erzählt mir die Geschichte vom fehlenden Benzingeld, er muss noch nach Berlin und dann zeigt er mir sein angebliches Gold. Das Gold signalisiert mir, Fenster zu und weiterfahren. Nachdem ich den Mann so stehen gelassen habe, habe ich dann ein schlechtes Gewissen bekommen, da ich ihm in seiner Notsituation nicht geholfen habe.
    Doch Gott sei Dank, eine halbe Stunde später, kurz vor der deutschen Grenze, fährt mir diesmal ein Mercedes mit Berliner Kennzeichen auf und gibt mir Lichthupe und macht die Warnblinkanlage an.
    Mein schlechtes Gewissen hat sich ruckzuck in einen sehr freundlichen St…finger gewandelt.