An einem Sonntag im März hatten Freunde die Beschäftigte aus der Göttinger Ausländerbehörde ins Kabale zum Frühstück eingeladen. Getränke wurden den Gäste noch serviert, ein Frühstück bekamen sie nicht mehr. Ein Mitarbeiter des Kabale habe die Frau unvermittelt auf ihre Tätigkeit bei der Stadt angesprochen, sagen Zeugen. Dann habe er sie aufgefordert, das Café zu verlassen, und angefügt: „Beschäftigte der Ausländerbehörde werden hier nicht bedient.“
Quelle: Göttinger Tageblatt
Die Abschiebung der Mitarbeiterin der Ausländerbehörde kommentiert das Kabale-Kollektiv auf Indymedia:
Die Frau arbeitet in der Ausländerbehörde. Kraft ihres Amtes ist sie zuständig für die Entscheidung, ob jemand eine Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland erhält oder abgeschoben wird. Sie hat nicht irgendeinen Beruf, ist nicht einfach nur eine Angestellte der Stadt Göttingen. In der Vergangenheit hat die Art und Weise, wie sie ihren Job erledigt, immer wieder für Aufsehen gesorgt.
Die Beamtin hätte den Laden vielleicht nicht an einem Sonntag, sondern besser an einem Dienstagabend besucht. Dann werden dort regelmäßig nur Männer rausgeschmissen.
Auf solche Cafés kann die Welt auch verzichten.
Typische Doppelmoral.
Toleranz um jeden Preis,
aber bitte nur Toleranz wie wir es verstehen.
Wie verlogen.
Das ist nicht verlogen, das ist konsequent. Und Toleranz bedeutet nicht zu allem Ja und Amen zu sagen. ;)
[…] titelt der Kollege Hoenig in einer Polemik gegen eine Aktion von linken Abschiebungsgegnern. […]
Was soll denn an Toleranz überhaupt richtig sein?
Die tägliche Arbeit sollte gefallen, da man sie ansonsten schlecht, gar nicht oder ungern macht. Weiterhin lässt sich im Leben nie Beruf/Geschäft von Privat trennen.
Die Entscheidung zum Rauswurf empfinde ich nachvollziehbar.
2 Fragen:
1. Welche Rückschlüsse lässt es zu, dass die Beschäftigte der Ausländerbehörde in diesem offenkundig als „antifaschistisch“ und „antirassistisch“ erkennbaren Laden frühstücken wollte?
2. Was ist von Leuten zu halten, die eine Person aus ihrem Laden werfen, die dienstlich anscheinend penibel, sorgfältig und gewissenhaft diejenigen Regeln umsetzt und ausführt, die demokratisch und verfassungsgemäß zustande gekommen sind?
AnotherOne: „penibel, sorgfältig und gewissenhaft“?
Da zerstärt jemand Existenzen und reisst Familien auseinander? Jetzt seid doch mal tolerant!!!
Der Kommentar im Göttinger Tageblatt ist m.M.n. das was die Sache erst richtig lesenwert macht.
Dieser Art Demaskierungen sind nicht in Gold aufzuwiegen.
hihhihi, google-cache hat es auch schon
#k.
@AnotherOne
Zu 1. hat Paul ja schon ein schönes bildliches Beispiel gepostet.
Zu 2.
Was ist von Leuten zu halten, die meinen, einen Beruf oder Job ausschließlich danach zu beurteilen, dass die Vorgehensweise in dieser Tätigkeit verfassungskonform ist? Wenn ich mir das Video von Paul anschaue, frage ich mich ernsthaft, ob der Sachbearbeiter einen Spiegel zu Hause hat bzw. ob das Rückgrat nicht komplett schon gummiert wurde. Die wahren Beweggründe sieht man zwischen seinen Zeilen oder auch an seiner Gesichtsmimik.
Mensch bleiben.
@ diejenigen die den Rauswurf gut finden
Wie würden Sie es beurteilen, wenn ein Strafverteidiger, der gerade einen Kindsmörder verteidigt, aus einem Lokal deswegen hinausgeworfen wird?
@ Kampfschmuser
Man muss wirklich nicht jeden verfassungskonformen Job gut finden. Ich finde es legitim, wenn jemand sagt: „Was? Sie schieben beruflich Leute ab? Das finde ich aber Scheiße.“ Jemanden deswegen aus einem Lokal zu werfen, finde ich dagegen antidemokratisch.
@AnotherOne
Die Arbeit eines Strafverteidigers besteht nun mal aus Salz und Zucker. Damit kann man gut leben. Das ist ein Unterschied als den ganzen Tag Salz zu fressen und sich dabei noch gut zu fühlen. Schauen sie sich das Video mal an und dann sagen sie mir mal was über das Verhalten dieses Herrn, was die menschliche Seite betrifft.
Außerdem Gegenwind muss sein. Wer sich mit seiner Bande und dem Background (Job) in dieses Lokal setzt, dort erkannt wird und rausgeworfen wird, ist selber schuld. Ich gehe auch nicht mit Banditosklamotten in eine Höllenengelkneipe oder laufe durch Dortmund und singe Schalkelieder.
@ Kampfschmuser
Nicht umsonst gibt es einige Urteile die besagen, dass wiedersprüchliches Verhalten unrechtmäßig ist.
Zum einen öffnet man ein Lokal für die Öffentlichkeit, macht dafür Werbung und lässt jeden rein (kein Türsteher).
Wenn dann noch ein nachträglicher Rauswurf erfolgt, der nicht im Verhalten des Betreffenden liegt, dann ist das ein wiedersprüchliches Verhalten, wodurch ein Rauswurf eben nicht dem Hausrecht unterliegt.
Außerdem geht es in erster Linie darum, dass Menschen die ganz massiv für Toleranz werben,
sich gleichzeitig als äußerst untolerant zeigen
und nicht nur etwa gegenüber anderer Meinung sonder sogar wenn die berufliche Tätigkeit anderer ihnen nicht in den Kram passt.
„2. Was ist von Leuten zu halten, die eine Person aus ihrem Laden werfen, die dienstlich anscheinend penibel, sorgfältig und gewissenhaft diejenigen Regeln umsetzt und ausführt, die demokratisch und verfassungsgemäß zustande gekommen sind?“
Nur mal so am Rande: Ausländergesetze sind nicht „demokratisch“ und können es ihrer Natur nach auch gar nicht sein. Die bei uns lebenden Ausländer sind nämlich von der Mitbestimmung über die für sie geltenden Gesetze mangels Wahlrecht ausgeschlossen. Das ist auch OK, soweit es Ausländer betrifft, die freiwillig nach D gekommen sind. Bei solchen Ausländern, die keine andere Wahl hatten, als ihr Land zu verlassen, und speziell bei solchen Ausländern, die hier bei uns geboren und aufgewachsen sind, wird die demokratische Legitimation aber doch sehr fragwürdig.
Zur Erinnerung: Die Apartheid-Gesetze in Südafrika sind seinerzeit auch „demokratisch und verfassungsgemäß“ zustandegekommen.
Was ist von Leuten zu halten, die eine Person aus ihrem Laden werfen…?
Ich denke, solche Leute sind schlicht zu dumm, um von hier bis Mittag zu denken. Wenn sich eine Mitarbeiterin des Ausländeramts in ein stadtbekanntes antirassitsisches Cafe setzt, um dort zu frühstücken, umgeben von Plakaten gegen die Abschiebungspraxis ihrer Behörde, dann ist das m. E. ein starkes Indiz dafür, dass diese Behördenmitarbeiterin sich von der Praxis ihrer Behörde innerlich distanziert, jedenfalls sich den in diesem Cafe offensiv vertretenen Positionen nicht völlig verschließt.
Und dann wird diese Frau (statt mit ihr zu diskutieren oder zu auszuloten zu versuchen, wie man diese vermutete kritische Tendenz stärken könnte) ohne Diskussion rausgeworfen?
2. Selbst wenn meine Annahme oben nicht zutrifft und die Frau ganz zufällig in dieses Cafe geraten ist, ist der Rauswurf immer noch dumm, denn die dadurch absehbar in der Öffentlichkeit (und im Ausländeramt) erzeugte Stimmung erreicht das Gegenteil von der politischen Botschaft, die man seitens der Cafe-Betreiber doch eigentlich rüberbringen will. Thema ist jetzt die „Intoleranz“ der Cafebetreiber, nicht die Abschiebungspraxis der Behörde. Wer diese Medienreaktion nicht voraussieht, hat einfach keine Ahnung von politischer Meinunsgbildung. Der setzt offenbar nicht seine politisch wichtigen Ziele an die erste Stelle, sondern ein hohl befriedigtes Bauchgefühl von Rechthaberei. Der Kabale-Mitarbeiter mag sich kurzfristig „gut“ fühlen bei dieser wahrhaft „antirassistischen Aktion“. Mittel- und langfristig schadet er dem Anliegen.
damit tuen sie doch nichts besseres, damit provozieren sie doch noch mehr. und was soll der rausschmiss bewirken?! nichts!