Die Gothaer und der Rassismus

Eine perfide Idee, um einen Schadensersatzanspruch nicht bedienen zu müssen, hatte eine Mitarbeiterin der Gothaer. Es ging um den Ersatz des Haushaltsführungsschadens, den ein geschädigter Autofahrer geltend machte.

Den zu begleichen lehnt die Gothaer Versicherung in einem Schreiben kategorisch ab. Die Sachbearbeiterin S. hatte sich zuvor offenbar ausführlich mit dem Koran beschäftigt, zitiert in einem Schreiben unter anderem die Sure 4,34.

Aus der Lektüre von Fachliteratur schließt sie, dass M. aufgrund seiner Glaubensrichtung niemals Haushaltstätigkeiten verrichten würde. Denn im Islam sei die Frau grundsätzlich dem Mann unterlegen. „Die traditionelle Ehe wird in der Regel nicht als Paarbeziehung verstanden; sie dient der Gemeinschaft. Es kann also nicht vom Vorbild der deutschen Ehe ausgegangen werden, wo sich die Eheleute den Haushalt teilen…Nach dem patriarchalen und traditionellen Mannesbild in der muslimischen Ehe führt der Ehemann nicht den Haushalt.“

Quelle: nw-news.de

Unsere wiederholten Erfahrungen mit der Gothaer zeigen uns, daß dieser Versicherer nicht selten ganz tolle Ideen hat, wenn es um die Zahlung von Schadensersatz geht. Beziehungsweise darum, den Schadensersatz nicht zu zahlen.

Ein echtes Highlight allerdings ist dieser Griff in die Kiste des Rassismus.

Danke an Franzmann für den Hinweis.

Update:
Diesen Kommentar sollte man vor den anderen lesen.

Dieser Beitrag wurde unter Philosophisches, Verkehrsunfall veröffentlicht.

21 Antworten auf Die Gothaer und der Rassismus

  1. 1
    Scharnold Warzenegger says:

    Die Begründung ist zweifellos rassistisch und diskriminierend.

    Das ändert aber nichts am Wahrheitsgehalt.

  2. 2
    Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah says:

    Seit wann ist der Islam eine „Rasse“?

  3. 3
    Peter says:

    Die gute alte Rassismuskeule… Wirkt in Deutschland immer.

    Wenn Sie mal wieder viel Zeit haben, dann lesen Sie doch mal den Koran. Sie werden viel lernen.

  4. 4
    Nick C. says:

    Tipp: Klage auf Schmerzensgeld wegen Benachteiligung aufgrund der Religion bei der Durchführung einer Versicherungsleistung, § 21 Abs. 2 S. 3 i.V.m. § 19 Abs. 1 Nr. 2 AGG (ja, das gibt es!). Das könnte teuer werden für die Gothaer.

  5. 5
    Kand.in.Sky says:

    Sachbearbeiterin? Kann man getrost ignorieren, siehe Levitikus, 3.Buch Mose.

    #k.

  6. 6
    Kampfschmuser says:

    Heute erwähnte ein Kunde zufällig, dass er bei der Gothaer versichert ist. Das löste ein wenig Mitleid und Fremdschämen bei mir aus.

  7. 7
    RA Müller says:

    Vielleicht empfiehlt es sich auch, der Gothaer zu erläutern, daß „Haushaltsführungsschaden“ nicht nur Bügeln, Abwaschen und Staubsaugen erfaßt ;)

  8. 8
    Kara ben Nemsi says:

    Ersatz des Haushaltsführungsschaden gibt es nur, wenn der Verletzte nach Dauer und Umfang in mehr als nur unerheblichem Maße im Haushalt mitgearbeitet hatte. Das muss ggf dargetan werden, unabhängig von Rasse und Religion.

    Es ist selbstverständlich das gute Recht der Versicherung, diese Darlegung insbesondere dann zu verlangen, wenn die Herkunft des Geschädigten aus einem bestimmten Kulturkreis Zweifel an seiner Mitarbeit im Haushalt weckt (vor 100 Jahren gab es das für deutsche Männer auch nicht!). Und wenn Sie heute den deutschen Vorstandsvorsitzenden eines Großkonzerns über den Haufen fahren, darf die Versicherung auch fragen, wieviel der eigentlich im Haushalt gemacht hat.

  9. 9

    […] nicht nur Versicherer (wie dieser Beitrag des Kollegen Hoenig über das Regulierungsverhalten der Gothaer zeigt) sondern auch einige […]

  10. 10
    Rasti says:

    >>Seit wann ist der Islam eine “Rasse”?

    Ich bin mir ziemlich sicher, dass weder die Versicherung noch die Polizei, die den Schaden aufgenommen hat, nach der Religion des Geschädigten gefragt hat (warum auch)? Da hat also jemand aus der Herkunft (Staatsangehörigkeit, Geburtsort, vielleicht auch nur ein türkischer oder arabischer Nachname) auf die Religion geschlossen, um dann mit irgendwelchen an den Haaren herbeigezogenen Argumenten den Schadensersatz zu verweigern.

    Merke: für eine Diskriminierung aufgrund der Herkunft bzw. Volkszugehörigkeit kommt es nicht darauf an, welche Argumente der Diskriminierende anführt, um seine Diskriminierung „sachlich“ zu rechtfertigen.

  11. 11
    Leser says:

    Wozu aufregen? Darauf kann doch ganz ungezwungen geantwortet werden:

    „Mein Mandant sieht als Muslim den Mann der Frau in der Tat als überlegen an. Dies entlastet ihn jedoch nicht von der Hausarbeit, sondern verlagert seine Tätigkeit mehr auf die Anweisung, Aufsichtsführung und Moralsteigerung. Aufgrund der unfallbedingten Verletzungen ist mein Mandant u. a. nicht mehr dazu in der Lage, seine Frau nötigenfalls auch körperlich zu einer zügigen Arbeitserledigung anzuhalten.
    Insgesamt bedürfte es daher einer körperlich wie geistig überdurchschnittlich qualifizierten – d. h. männlichen – Fachkraft, die am Markt üblicherweise nur für eine überdurchschnittliche Vergütung zu erhalten ist. Die Höhe des Schadens beziffere ich daher wie folgt…“

  12. 12
    Rasti says:

    Wie RA Müller schon angedeutet hat, umfasst „Haushaltsführung“ nicht „typisch weibliche Tätigkeiten“ wie Kochen, Waschen und Bügeln, sondern auch „typisch männliche“ Tätigkeiten, wie Müll raustragen, Rasenmähen, kleine Reparaturen. Schon von daher ist die Argumentation der Sachbearbeiterin nicht sehr zielführend.

  13. 13
    Gothaer says:

    Hallo, ich bin Klemens Surmann aus der Gothaer Pressestelle. Wir können sehr gut jeden verstehen, der sich über diese Sache aufregt. Hier hat sich eine einzelne Mitarbeiterin leider völlig im Ton vergriffen, wofür wir uns in aller Form entschuldigen. Dieser Ton und die Inhalte des Schreibens entsprechen in keiner Weise der grundsätzlichen Haltung des Unternehmens.
    Der Geschädigte hat für den erlittenen Schaden und die sehr bedauerlichen gesundheitlichen Folgen bereits umfassende Zahlungen von uns erhalten. Zum Punkt der Haushaltsführung sind wir mit der beratenden Anwaltskanzlei des Geschädigten noch im Gespräch.

  14. 14
  15. 15
    Muslim says:

    Ich bin Muslim und wie die absolute Mehrheit der Angehörigen dieser Religion friedliebend und sehr liebevoll zu meiner Frau. Ich helfe im Haushalt wo ich kann, denn Mohammed (friede sei über ihn) hat dies ebenso getan. Ja, er hat geputzt, gekocht und sich um die Kinder gekümmert. Das haben viele hier wahrscheinlich nicht gewusst, was nicht sonderlich verwundert, denn viele sog.bildungsferne Muslime wissen es ebensowenig. Das ändert nichts daran,das es eine Tatsache ist, die jeder halbwegs gelehrte Islamwissenschaftler bestätigen kann. Verstehen die Kommentatoren, die derart abfällig über den Islam schreiben eigentlich, wie verletzend es ist, diese vor Ressentiments triefenden Kommentare ständig in irgendwelchen Foren lesen zu müssen? Wieviele dieser verehrten Kommentatoren kennen denn praktizierende Muslime? Wieviele sind befreundet mit einem Muslim? Ich wünschte die christliche Nächstenliebe wäre viel weiter verbreitet in diesem wunderbaren Land, das ich meine Heimat nenne…

  16. 16
    Waldbaer says:

    Hallo Muslim,
    ich bin Agnostiker, und ich bin auch angenervt von Leuten, die mir respektlos entgegentreten.
    Soviel haben wir gemeinsam. ;o)
    Ich wünsche Ihnen und mir Frieden! Davon gibt es leider zu wenig auf dieser Welt.
    Ich habe keine Ahnung vom Islam, und ich glaube, das interessiert mich auch nicht wirklich. Monotheistische Religionen.. empfinde ich als irreführend.
    Das ist halt mein Problem, da kann ich nix mit anfangen.
    Rabulistische Politiker reden über „Integration“.
    Das ist das falsche Wort. Vermutlich, weil die das richtige Wort nicht kennen: Das wäre nämlich „Respekt“.

  17. 17
    Stephan says:

    Hallo Muslim und Agnostiker,

    Respekt, das ist allerdings etwas, was der Deutsche nicht mal sich selber entgegen bringt (wenn man an den Umgang der Staatsführung mit den Untergebenen denkt). Abgesehen davon, dass in deutschen Ghettos im Ausland mit deutschem Metzger, Bäcker, Arzt, Zeitung, Wursti con Krauti etc. die Integration in das Gastland auch nicht funktioniert (auf jedem beliebigen Campingplatz der Welt mit mehr als zwei Deutschen zu besichtigen), verlangt „der Deutsche“, dass man „das doch mal sagen darf“. Außer es geht um sexuellen Mißbrauch im römisch-katholischen Glaubensumfeld, Lebensmittelskandale, fehlende Mindestlöhne, spätrömische Dekadenz in der Oberschicht etc. Da kommt der große, unbekannte Koran als Ablenkung gerade recht. Vielleicht sollte mal eine Werbeoffensive gestartet werden, um uns „bibelfesten“ mal eine andere Sichtweise auf den gleichen Glaubensinhalt zu zeigen? Und das Vorurteile durch Wissen und Verstehen ersetzt werden. Es muss auch nicht viel sein, die durchschnittliche Bibelkenntnis erstreckt sich auch nur auf 24.12. (da kommt CocaCola und bringt Geschenke) und Ostern (da kommt Sony und bringt die Playstation).
    Oder es wird mal eine Umfrage gestartet, wieviele Männer in Deutschland ohne Migrationshintergrund (allein schon dieses Wortungetüm! und es ist auch nicht die Migration vom Sofa in die Küche gemeint!) in der Küche/Haushalt helfen. Geschlechtergetrennte Befragung sorgt allerdings für spannendere Ergebnisse ;-)

  18. 18
    Ralf Himmel says:

    @Herr Klemens: Der Text sieht aber nicht nach einer willkürlich formulierten Antwort aus? Das denkt sich doch niemand allein aus! Schon gar keine „kleine“ Sachbearbeiterin….

  19. 19
    Rhanjid says:

    Ich habe mir mal die Hauptmerkmale von Muslimen auf einer muslimischen Seite herausgesucht:
    http://moslaemm.blogspot.com/2010/09/der-jude-ist-out-der-moslem-in.html

    Von Abspülen war da in der Tat nicht die Rede.

  20. 20
    Hatem says:

    Hallo,
    ich bin Araber (na gut, zur Hälfte), aber kein Muslim. Aber 95% meiner arabischen Familie sind Muslime (5% haben sich als Erwachsene anders entschieden… ;-)

    Aus meiner Erfahrung heraus würde ich sagen: die Sachbearbeiterin der Versicherung liegt richtig. Nicht so sehr wegen irgendeiner Koransure, sondern weil es sich eben so gehört, dass die Frauen die Hausarbeit machen. Und wenn es, wie im vorliegenden Fall, eine 20 Jahre jüngere Importbraut ist, darf man annehmen, dass die Hausarbeit ein Hauptgrund ist, warum sie hier ist.

    Muss zu meiner Schande gestehen, dass ich ein ähnliches Beispiel sogar aus der eigenen Familie kenne…

    MfG
    Hatem

  21. 21
    W says:

    Find‘ ich großartig (mal vorausgesetzt, der Reklamekommentar ist authentisch): „Upps, kleiner PR-Gau, kann ja mal vorkommen, da hat irgend eine Tippse die Textbausteine verwechselt. Naja, jedenfalls hat Muflucke von uns schon mehr als genug Kohle bekommen. Wenn auch keinen Haushaltsführungsschaden, dass wäre ja noch schöner.“

    Marketing 2.0.