Aus einer Ermittlungsakte, es geht um schwunghaften Handel mit Betäubungsmitteln.
Polizeibeamter:
Sie kündigten jeweils vor den einzelnen Berlinfahrten gegenüber der Person an, dass Sie mit einer bestimmten Anzahl Ladys/ Weiber zu der Person kommen würden. Äußern Sie sich dazu!
Verräter Beschuldigter:
Eine Lady oder ein Weib bezeichnete die Menge von 5 Gramm Kokain.
Auch noch frauenfeindlich, dieser Dealer.
Wieso denn frauenfeindlich: aus seiner Sicht handelt es sich doch bei Kokain um nichts Schlechtes, oder?
Bei aller Liebe zu diesem Blog, das mir immer wieder zeigt, wie wichtig engagierte Strafverteidiger für den Rechtsstaat sind:
Ich verstehe nicht, warum Sie jemanden, der mit der Polizei kooperiert als „Verräter“ bezeichnen. Auch Sie als Anwalt eines (vermutlich) des Drogenhandels Beschuldigten werden doch Kokainhandel für schlecht halten (Folgen für Länder wie Kolumbien und Mexiko, gesundheitliche Folgen für die Konsumenten, erhöhte Aggressivität, Sucht…).
Warum also werten Sie es negativ, wenn jemand (und sei es aus egoistischen Motiven oder aus Dummheit) mit den Drogenhändlern bricht und stattdessen lieber der Polizei hilft? Dieser „Verräter“ tut doch so sicherlich eine bessere Tat für die Gesellschaft, als wenn er weiter Drogen handeln würde, oder?
Den Aussagewilligen „Verräter“ zu nennen zeigt meiner Meinung nach dieselbe Mentalität wie sie die Schläger auf dem Schulhof zeigen, die auch denjenigen, der verprügelt wurde, als „Verräter“ oder „Petze“ bezeichnen, wenn er sich an einen Lehrer wendet. Beides versucht, die Maßstäbe zu verdrehen und das korrekte Verhalten als falsch darzustellen.
@KH:
wer bei der Polizei als Beschuldigter aussagt ist ein Idiot. Er verät damit sich und seine Mittäter.
Schweigen ist Platin, Judas bekam auch nur Silberlinge und kein Gold…
„Verräter“ finde ich auch eine etwas unglückliche Formulierung. Denn so der Zeuge die Wahrheit sagt, kann man als Freund des Rechtsstaats, selbst wenn man Verteidiger ist, einen Zeugen nicht als „Verräter“ bezeichnen. „Lügner“ oder „Laberbacke“ ist die trefferende Bezeichnung für die beliebten Kronzeugen, weil sie der Polizei und dem Gericht wirklich alles erzählen würden, nur um in den Genuß einer milden Strafe zu kommen.
Leider halten viele Gerichte den seit Jahren drogenabhängigen, zur Tatzeit betrunkenen und zugedröhnten, sich an nichts mehr erinnernden und als durcheinanderwerfenden Zeugen für die glaubwürdigste Person auf Erden, wenn sie nur einen anderen vermeintlichen Drogendealer belastet. Die Angaben müssen nicht falsch sein. Sind es aber in einer für einen Rechtsstaat nicht hinnehmnbaren Anzahl von Fällen, die krasse Fehlentscheidungen zur Folge haben.
@Lord: wir wollen ja mal nicht Achmed, den Dealer, mit Jesus von Nazareth verwechselt haben.
I.Ü. können wir jedes Mal froh sein, wenn man hierzulande noch manchmal jemanden überreden kann, doch was zu sagen. Ansonsten hätten wir hier schon längst süditalienische Zustände.
Und das Lustige ist ja: in unserem überfreiheitlichen Staat könnten wir nicht mal was dagegen tun (z.B. muss man die Überwachung abschalten bei Ankündigung von „privaten Gesprächen“ im Schlafzimmer – da lacht sich ja jeder anständige organisierte Kriminelle kaputt.).
Ladys, aber keine Damen.
ganz ohne godwins law.. ich kann nicht anders als jedesmal an roland freisler zu denken =S
ich weiß nicht warum und was ich genau ihm mit solchen äußerungen verbinde, aber zumindest kommt mir der immer in den sinn …
Schön finde ich auch den Ton, der da bei der Polizei herrscht. „Äußern Sie sich dazu!“ Jawohl, Herr … :-)