Zum x-ten Male versuche ich, einen (westdeutschen) Staatsanwalt ans Telefon zu bekommen; auf dunklen Kanälen ist mir seine Durchwahl bekannt geworden. Ich erreiche ihn ihn seit gefühlten 100 Tagen nicht.
Nach unzähligen Versuchen und endlosem Gedudel in der Warteschleife (… sobald eine Leitung frei ist, werden Sie verbunden …) ist es mir gelungen, bei der Zentrale eine leibhaftige Stimme zu erreichen.
Ja, ich habe die richtige Rufnummer des Herrn Staatsanwalts. Dann brauche ich also nur noch die Telefonnummer der Geschäftsstelle, die ich auch bekomme. Dann versucht die Zentralistin mich zu verbinden … Gedudel … nach einer gefühlten Ewigkeit hebt jemand ab.
Ja, der Staatsanwalt ist noch zuständig. Ob und wann er im Hause ist, weiß die Mitarbeiterin allerdings nicht. Zwischen der Geschäftsstelle, also quasi das Sekretariat des Staatsanwalts, und seinem Arbeitszimmer liegen drei Stockwerke.
Wenn ich unsere Kanzlei nach dem Vorbild dieser Staatsanwaltschaft organisieren würde, könnte ich binnen zweier Monate die Miete nicht mehr bezahlen. Unsere Teams sitzen jeweils in Ruf- und Sichtweite und wir sind an sieben Tagen der Woche 24 Stunden telefonisch erreichbar. Ohne stundenlanges Gedudel.
Und jetzt schicke ich dem Herrn Strafverfolger eine Rückrufbitte, auf knall-rotem Papier, per Fax vorab. Ich gebe die Hoffnung noch nicht auf, daß eines von beiden noch diese Woche seinen Schreibtisch erreicht. Irgendwie, von Stockwerk zur Stockwerk.
Und dann muß der Staatsanwalt nur noch hier anrufen …
Ich dachte Vorab-Faxe seien böse. Warum nicht nur per Fax? Dann käme auch das knall-rote Papier viel besser zur Geltung ;-)
Den Trick, wie Du rote Faxe produzierst, muss Du mir gelegentlich verraten. ;-)
Man nehme ein schönes G4 Farbfaxgerät, ich zweifle in diesem Fall aber daran das beide Seiten ein Farbfax haben.
Deswegen würde mich der Trick auch sehr interessieren, zur Not musst du ihn gleich zum Patent anmelden.
Schauen Sie sich zum Beispiel die Staatsanwaltschaft Hamburg an. 3 Gebäude. Hunderte Mitarbeiter. Mehr als 300.000 Verfahren.
Jetzt schauen Sie sich Ihre Kanzlei an.
Dass für die Staatsanwaltschaft nicht genug Geld da ist, alles so perfekt zu organisieren wie bei Ihnen, dürfte klar sein. Oder glauben Sie die Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft würden nicht liebend gerne in anderen Räumlichkeiten mit anderen technischen Möglichkeiten und Strukturen arbeiten?
Also ab in die Politik und dann können Sie diese Missstände eventuell beheben.
Das (rote) Fax ist doch kein Problem.
Vorher nur kurz anrufen und der StA-Büromaus die Anweisung erteilen ein rotes Blatt Papier ins Fax zu legen.
Voilà da isses!
Einen Brief mit rotem Papier auf’s Fax zu legen, hat etwa den gleichen Effekt wie ein komplett scharzes Papier zu faxen, wie gesagt ausser beide Seiten haben ein Farbfax.
Und so ein schwarzes Fax landet ziemlich schnell im Rundordner.
Textverständnis mangelhaft, verehrte Mitkommentatoren. Er schrieb, dass er die Rückrufbitte *per Fax vorab* schickt, d.h. nach dem Fax auch noch auf dem normalen Postweg, wo das rote Papier dann hoffentlich seine Wirkung zeigt.
@Lala: Vielleicht hat sich da ja heutzutage was an der Technik geändert, aber die alten Faxgeräte waren „rotblind“. Also sollte die rote Hintergrundfarbe auf einem s/w-Faxgerät eigentlich keinen Unterschied zu einem weißen Blatt machen.
Zwei Dinge:
Dass der Urkundsbeamte der Geschäftsstelle der Sekretär des Richters sei ist ein in Anwaltskreisen unausrottbare Irrlehre. Der Richter hat dem Urkundsbeamten garnichts zu sagen und die Urkundsbeamten wissen ganz genau, dass ihr unmittelbarer Vorgesetzter nur der Verwaltungsleiter (und nicht der Präsident) ist.
Dass die sachliche Ausstattung der Justiz unzureichend ist, dürfte allgemein bekannt sein. Bitte schreiben Sie an ihren Abgeordneten, damit mir endlich ein Richterassistent genehmigt wird.
@VRiLG:
Wenn Sie wüßten, wer „mein“ Abgeordneter ist, wären Sie vorsichtiger mit Ihren Vorschlägen. ;-)
Auch wenn es in meinem Beitrag um Staatsanwälte geht: Auf diesen (meinen) Irrtum hat mich heute bereits unsere Mitarbeiterin hingewiesen:
Zum Thema Richterassistent: Wenn ich Unterstützung brauche, dann stelle ich jemanden ein. Was hindert Sie eigentlich daran, einen „Sekretär“ einzustellen? (Ich kenne die Antwort, deswegen bin ich selbständig.)
Weiterführende Literatur zum Thema finden Sie hier.
Also wenn meine Geschäftsstelle (oder um den mittlerweile offiziellen Begriff zu verwenden: meine Service-Einheit) mir ins Gesicht sagen würde, dass sie mir gleichrangig sein soll und sich von mir nichts sagen lassen muss, dann würde es aber ganz schön rappeln im Karton. Denn kein Geschäftsleiter hat es gerne, wenn ein Richter oder Staatsanwalt ständig bei ihm auf der Matte steht, um sich über seine Geschäftsstelle zu beschweren.
Nein: Meine Geschäftsstelle hat zu tun, was ich ihr sage, und wenn ich ihr etwas auf den Schreibtisch lege, weil es wichtig ist und gleich zu passieren hat, dann hat sie erst einmal das zu erledigen und nichts anderes. Und auch wenn sie manchmal missmutig schaut, bisher hat es immer funktioniert.
hmmmm …
Vielleicht hat sich ja die Einführung der Geschäftsstelle bei der Staatsanwaltschaft durch das erste Gesetz zur Reform des Strafverfahrensrechts vom 9. Dezember 1974 noch nicht überall rumgesprochen. Im Bereich der ZPO gilt jedenfalls, dass der Urkundsbeamte seine Aufgaben als Organ der Rechtspflege wahrnimmt. Gegen seine Entscheidungen ist Erinnerung nach § 573 ZPO gegeben, über die der Richter entscheidet. Schon von daher verbietet sich, dass dieser Richter weisungsbefugter Fachvorgesetzter sein könnte und dann über die Erinnerung gegen die von ihm angewiesene Handlung entscheiden könnte.
@ Ein Staatsanwalt: Mit einem solchen Auftreten werden Sie aber irgendwann viel Freude daran haben, wie „Ihre“ Geschäftsstelle Sie per Dienst nach Vorschrift ganz elegant am ausgestreckten Arm verhungern lässt…
@ skugga:
Das, was ich geschrieben habe, bezog sich nur auf die Sache, nicht auf den Ton. Denn da ich zum Glück dann doch so etwas wie eine Erziehung genossen habe, weiß ich, dass ich meine Anweisungen freundlich lächelnd geben und die Wörtchen ‚bitte‘ und ‚danke‘ nicht vergessen sollte.
Ist viel wirkungsvoller und vor allem nachhaltiger als der Befehlston.
It´s a long way to the top, if you wanna rock´n´roll! ;-)
@ 04: Das bringt es auf den Punkt.
Natürlich ist die Geschäftsstelle ode Serviceeinheit dem StA nicht gelichgestellt. Aber ihr sind viele Bereiche und Tätigkeiten übertragen. In der Serviceinheit finden aber eine ganze Menge Tätigkeiten statt, die strang nach Weisung des StA erfolgen (sollten). Schreiben einer Anklage oder eines einstellungsbescheides nach Entwurf, Schreiben an RAe nach Entwurf, Vorlage der Akten, wenn der StA eine genau Frist verfügt hat usw. Das hat wenig mit der Geschäftsstelle der Gerichte zu tun.