Keine schlappen Ermittler: Fall Christoph T.

Das Gericht fand sein Urteil schnell. „Die Beweise reichen bei weitem nicht aus“, sagte die Vorsitzende Richterin. Christoph T., 23, der drei Monate als mutmaßlicher Autozündler in Untersuchungshaft saß, wurde freigesprochen. Damit endete auch der zweite Prozess um eine mutmaßlich politisch motivierte Auto-Brandstiftung mit einer Schlappe für die Ermittler.

schrieben Kerstin Gehrke und Jörn Hasselmann vor einer Woche im Tagesspiegel.

Woran liegt es, daß ein Freispruch in den Augen mancher Medienvertreter stets ein verlorenes Verfahren für die Staatsanwaltschaft darstellt? Ist den Journalisten nicht bekannt, daß es der tatsächliche Job einer Staatsanwaltschaft ist,

nicht nur die zur Belastung, sondern auch die zur Entlastung dienenden Umstände zu ermitteln

(§ 160 II StPO). Warum darf dann der Freispruch nicht auch ein Erfolg sein? Ein Erfolg für den Rechtsstaat, für die Verteidigung … und für eine Staatsanwaltschaft, wenn sie ihren Job gut gemacht hat.

Im Fall Christoph T. haben auch die Ermittler den Freispruch beantragt. Das ist keine Schlappe.

BTW:
Das dritte, laufende Verfahren gegen einen „Autozündler“ ist im Ergebnis auch noch offen. Bis zum 17. März noch. Ich bin gespannt, was der Staatsanwaltschaft in jenem Verfahren einfällt.

Dieser Beitrag wurde unter Medien, Staatsanwaltschaft, Verteidigung veröffentlicht.

11 Antworten auf Keine schlappen Ermittler: Fall Christoph T.

  1. 1
    BV says:

    Zu viel Fernsehen. Da ist der Staatsanwalt doch auch immer ganz traurig, wenn die Jury auf „nicht schuldig“ bekennt ;-)

  2. 2
    ben says:

    Jetzt mal ehrlich, lieber Kollege: In wievielen Ihrer Fälle ermittelt die StA denn auch die entlastenden Umstände? > oder < 10 %?

  3. 3
    doppelfish says:

    Jo, passt halt nicht in’s übliche Schema.

  4. 4
    jj says:

    in meiner ausbildung bei der sta d waren eigentlich alle abteilungsleiter ziemlich pingelig bei der frage nach einstellung (ggf. gg. auflage) oder freispruch. so mancher ref.kollege hat schelte dafür eingesteckt, dass er -zugegebenermaßen oft auf „druck“ des richters- einer einstellung zugestimmt hat, obwohl er einen freispruch hätte beantragen müssen.

  5. 5
    Caminho says:

    Artikel wie dieser sorgen dafür, dass sich diese Seite wohltuend von so manch anderem Strafverteidiger-Blog abhebt!

    Dass es solche und solche Staatsanwälte gibt, ist klar. Und natürlich passiert auch sehr viel, was nicht passieren darf. Aber es sind halt auch nicht alle Staatsanwälte nur „Verfolgungsgeil“ und treten den Rechtsstaat permanent bewusst mit Füßen. Es gibt aber genügend andere Blogs, die genau diesen Eindruck wecken. Deshalb finde ich es gut, wenn ein Strafverteidiger auch mal Artikel wie diesen veröffentlichen.

  6. 6
    jj says:

    ich glaube, ich verstehe entweder caminho oder herrn hoenig falsch. meine lesart des artikels ist, dass herr hoenig davon ausgeht, dass die sta „verfolgungsgeil“ ist; caminho verstehe ich so, dass sich der blog deswegen abhebt, weil herr hoenig gerade dieses den sta nicht unterstellt. helfen sie mir! ;-)

  7. 7
    Dante says:

    Das Problem ist in meinen Augen, dass es zwar angeblich jede Menge arbeitslose Juristen gibt, offenbar sind die aber alle völlig ungeeignet um statt dessen als Journalisten zu arbeiten.

    Selbst Qualitätsmedien schreiben locker flockig von Gesetzen, die die Bundesregierung verabschiedet hat oder von Klagen, die Bürger beim Strafrichter erheben.

    Das Niveau der juristischen Kenntnisse des durchscnittlichen Gerichtsreporters würde jeden Rechts- und Staatskundelehrer die Schamesröte ins Gesicht treiben.

    Solange das so ist, wird ein Freispruch in der Zeitung auch als Niederlage für die Staatsanwaltschaft verkauft, während die eigentliche Frage, warum die dünne Beweislage nicht schon bei Verkündung des Haftbefehls aufgefallen ist, ungestellt bleibt.

  8. 8
    Das Ich says:

    Mal sehen ob sie immernoch der Meinung sind, wenn Ihnen die Wanne angezündet worden ist…weil sie wie ein Polizeiauto aussieht. Da steht zwar „Kanzlei“ drauf, aber ob das die linken Terroristen in ihrem blinden Zerstöhrungswahn sehen, ist ne andere Frage.

  9. 9
    MaxR says:

    Puuh, die „linken Terroristen“.
    Da krieg ichs aber jetzt mit der Angst zu tun. Nein, nach Berlin komme ich bestimmt nicht. Wenn da „linke Terroristen“ herumrennen.

  10. 10
    Das Ich says:

    @MaxR Muhhuaaa, Angsthase…die werden doch regelmässg von den Grünen zusammengeknüppelt…also wenn ich wüsste wo das immer stattfindet, würde ich mir nen Fensterplatz mieten…

  11. 11
    Kand.in.Sky says:

    Prima!

    Dann können wir ja die Kripo abschaffen wenn nun die StAw die Ermittlungen übernehmen.

    #k.