Vorgeführt

Bekanntlich beginnt nicht jede Gerichtsverhandlung pünktlich. Wenn sie denn aber dann beginnt, soll wenigstens der Angeklagte pünktlich sein. Bei Untersuchungsgefangenen ist das recht einfach zu bewerkstelligen. Man holt sie aus dem Knast und bringt sie in den Gerichtssaal.

Im Altbau des Kriminalgerichts gibt es dafür Gänge, die aus der Untersuchungshaftanstalt quasi direkt in den Gerichtssaal führen. Im Anbau – also zum Beispiel im Gebäudeteil C – werden die Gefangenen über die Gänge gebracht und in einer Vorführzelle „zwischengelagert“.

Daß der Knast kein Fünf-Sterne-Hotel ist, wird auch dem optimistischsten Gefangenen schnell klar sein. Aber daß es im größten deutschen (europäischen?) Kriminalgericht (teilweise) aussieht wie in einer südamerikanischen Bananenrepublik zu Zeiten von General Augusto Pinochet, erwartet man eigentlich nicht:

Zur Ehrenrettung ist zu sagen: Es handelt sich derzeit um eine Baustelle. Das Gebäude – und damit auch die Vorführzellen – werden renoviert.

Dieser Beitrag wurde unter Justiz, Knast veröffentlicht.

4 Antworten auf Vorgeführt

  1. 1
    Siegfried Schlosser says:

    woher nur haben die zwischengelagerten Herren nen roten Filzstift ? :-)

  2. 2

    @ Siegfried Schlosser:
    Unsere inhaftierten Mandanten erhalten mit der Kopie der Ermittlungsakte in einem Ringbuch auch Schreibzeug, wenn dies für die aktive Verteidigung erforderlich ist. Ich kann mir vorstellen, daß andere Kollegen es ähnlich machen. Im übrigen gibt es im „Knastladen“ entsprechende Einkaufsmöglichkeiten.

  3. 3
    Uwe says:

    Also gegenüber der vor einigen Wochen geschlossenen Untersuchungshaftanstalt in Kassel IST das ein Fünf-Sterne-Hotel. Aber vielleicht sahen da auch nur die Besprechungsräume für die Anwälte so aus.

    Gewahrsamszellen im Gericht sind übrigens gerne Gegenstand des richterlichen Augenscheins, wenn der wartende Angeklagte sich nicht zügeln konnte, an die Wand zu schreiben, daß der Belastungszeuge, dieser verda*:# Sch*%&$“ F!§/*=, seines Lebens nicht mehr froh wird.

  4. 4
    student says:

    Sieht immernoch deutlich besser aus als die Toiletten in der TU Berlin – und da sollte man eigentlich besseres erwarten (bildungsählite oder so)