Monatsarchive: Juli 2011

Der Strafverteidiger empfiehlt – 9

Heute:

Das Wetter am Wannsee

Antifaschistisches Aufräumen

Omertà-Mosaik

Claudia Pechstein und die Angels

DDoS gegen Dummschwätzer

Die Wichser der Nadine Lantzsch

 

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Keine Aussage-Erpressung

Dieser wenig freundliche Textbaustein ist kein Versuch, die Aussage, wer denn nun der Übeltäter ist, mit der Androhung empfindlicher Übel zu erpressen:

Noch nicht. Nur heiße handwarme Luft, wenn man mit solchen Behördenschreiben umzugehen weiß.

 

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Anklagepaket zugestellt

Das Landgericht hat uns die Anklage zugestellt. Im Karton:

So wird es noch eine Weile aussehen, bis die elektronische Akte (auch) im Strafprozeß einen Platz finden wird.

Aber zumindest brauchen wir Strafverteidiger in diesem Verfahren die Anklage, deren Anlagen und auch die ganzen Ermittlungsakten nicht zu digitalisieren.

Denn diese Arbeit hat sich bereits die Staatsanwaltschaft gemacht, und zwar ganz ohne zerfieselte Regeln in der StPO, sondern einfach vor dem Hintergrund, daß der Verfahrensstoff anders nicht zu bewältigen gewesen wäre.

Ich wünsche den Brandenburgern, daß auch sie auf ihrem Weg auf die Datenautobahn flott voran kommen und vielleicht in Kürze die Hamburger von der Überholspur freundlich grüßen.

 

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Rotwein gehört verboten!

Behindert nur den fließenden Verkehr, das Zeug.

 

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Neuruppin heute: Alerta Antifascista!

Soweit der Bericht vom vergangenen Jahr.

Und das steht heute auf dem Programm:

Das Aktionsbündnis „Neuruppin bleibt bunt“ ruft heute (9. Juli) zum Protest gegen einen Neonazi-Aufmarsch auf. Alle Neuruppiner und Gäste sollen zu der Gegenkundgebung rund um den Kirchplatz Töpfe, Pfannen oder Trillerpfeifen, wie ein Sprecher betonte. So solle gegen die Nazis Krach geschlagen werden. Wer keine passenden Utensilien habe, könne sich kostenlos Vuvuzelas, Hörner oder Tröten beim Aktionsbündnis abholen.

Quelle: T-Online

Hier (pdf) geht’s lang. Ruppin hat genug vom rechten Spuk!  – Was? Wo? Wann?

 

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Henkelförmige Ohren

Merkmale, denen ein Verbrecher eindeutig zu erkennen ist:

Die fliehende Stirn, der große Unterkiefer, eine Asymmetrie des Gesichts, eine übergroße Spannweite der Arme, große Füße und Hände. Verbrecher hätten kleine, aber sehr bewegliche und blutunterlaufene Augen, zusammengewachsene Brauen und eine Adlernase. „Im allgemeinen, sind bei Verbrechern von Geburt die Ohren henkelförmig, das Haupthaar voll, der Bart spärlich, die Stirnhöhlen gewölbt, die Kinnlade enorm, die Backenknochen breit – kurz ein mongolischer bisweilen negerähnlicher Typus ist vorhanden.“

Soweit Herr Professor Cesare Lombroso (1835 – 1909) vor 100 Jahren.

Zitiert nach Kai Schlieter, Knastreport: Das Leben der Weggesperrten.

Komisch, meine Mandanten sehen in Regel völlig anders aus. Aber vielleicht habe ich als Strafverteidiger auch nur einen ganz anderen Blickwinkel.

 

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Der Strafverteidiger empfiehlt – 8

Heute:

Wie vor 25 Jahren auf der Transitstrecke

Frauenfeindlicher Kreisverkehr

Safety-Car

Dem Deutschen Volke

Der hat es verdient!

 

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Dornröschen und die Staatsanwaltschaft Potsdam

In einer Strafsache hatte ich Akteneinsicht beantragt und um Übersendung der Akten an unsere Kanzlei gebeten. Allein dieser Antrag stellt die Staatsanwaltschaft Potsdam vor ein kapitales Problem.

Es geht in der Sache nicht um einen Ladendiebstahl, bei dem die Geschäftsstelle die Akte im Format einer Ilustrierten ‚mal eben in einen Umschlag steckt, eine Briefmarke im Wert von 1,45 Euro draufklebt und in den Postkasten wirft.

Wir haben es mit einer Wirtschaftstrafsache zu tun, die sich innerhalb der Europäischen Union zwischen ganz links und ganz rechts abspielt und die Beschuldigten sich auf hohem Niveau der Internet-Technologien bedient haben, ohne dabei viel Papier zu bedrucken. Die Unternehmungen wurden im Wesentlichen elektronisch abgewickelt.

Die Staatsanwaltschaft Potsdam hat das zweifelhafte Glück gehabt, diese Verfahren übernehmen und anschließend führen zu müssen. Sie ermittelte über einige Monate und sammelte auf diesem Wege reichlich Informationen, die in Aktenordnern abgeheftet wurden.

Mir ist nicht wirklich bekannt, mit welchen Mitteln die Potsdamer Staatsanwälte und deren Hilfsbeamte Ermittlungspersonen gearbeitet haben. Mitgeteilt wurde mir allerdings, daß es reichlich Papier war, das schließlich mit zwei Löchern versehen wurde.

Die Ermittler, das muß ernsthaft lobend hervorgehoben werden, haben den Überblick behalten und auf den ersten Blick auch sehr sauber gearbeitet. Dann kam der Zugriff, es fanden zeitgleich mehrere Durchsuchungen von Geschäftsräumen und Wohnungen statt, die mit den üblichen Sicherstellungen verbunden waren. Einige der Durchsuchten wurden mitgenommen und den Haftrichtern vorgeführt.

Mein Mandant gehörte zu den Unglücklichen, die mit der Minimalausstattung der Untersuchungshaftanstalt zurecht kommen müssen.

Also stelle ich im Termin, in dem der Haftbefehl verkündet wurde, die üblichen Anträge, unter anderem besagten Akteneinsichts-Antrag. Der Staatsanwalt übermittelte mir zur Illustration seiner Not-Lage, in die ich ihn damit befördert habe, folgende vierseitige Mitteilung:

Ich habe die Anzahl der Leitzordner und Akten nicht addiert, die in dieser Übersicht aufgelistet wurden, aber in einen handelsüblichen Kofferaum eines mittelklassigen PKW passen die Kartons mit den Aktenbänden sicherlich nicht mehr.

Nun ist das ja nicht das erste Cyber-Crime-Verfahren, in dem ich Verteidiger unterwegs war und bin. Computerkriminalität gibt zum Beispiel auch in Hessen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Berlin, Hamburg und Nordrhein-Westfalen; auch dort habe ich jeweils schon einmal Akteneinsicht in Umfangsachen beantragt.

Wenn die Ermittler mit dem richtigen Werkzeug ausgestattet sind, stellt dieser Standard-Antrag der Verteidiger auch kein größeres Problem für die Ermittler dar. Die Akten werden dann schlicht eingescannt und als PDF zusammen mit anderen Dateien (XLS, MP3 …) auf DVD gebrannt. Diese DVD wird dann ein paar Mal kopiert und an die Verteidiger geschickt. In Einzelfällen schickt ein Staatsanwalt auch schon mal einen USB-Stick per Post.

In Brandenburg sieht das aber ganz anders aus. Zutreffend stellt die Generalstaatsanwaltschaft fest, daß die Digitalisierung von Ermittlungsakten in der StPO (noch) nicht vorgesehen ist. Geschenkt, das ist bekannt.

Aber genau deswegen werden die Akte der Brandenburger Staatsanwaltschaften dann auch nicht digitalisiert. Basta! Und weil der Brandenburger General sich auskennt und gerade schon einmal dabei ist, untersagt er im gleichen Atemzug auch noch jegliche eMail-Korrespondenz seiner Ermittler. Ende und Aus.  (Nur nebenbei: Ein Fax an die StA Potsdam braucht ca.3 Tage, bis es auf dem Tisch des zuständigen Dezernenten liegt, wenn man nicht hinterher telefoniert.)

Das führt jetzt dazu, daß sich in diesem Verfahren gleich drei (!) Staatsanwälte Gedanken machen müssen, wie sie den Aktenbestand an die Verteidiger bringen. In diesem Verfahren sind es wohl derer so wohl ca. zehn, und die sitzen allesamt nicht in Potsdam. Ich bin auf die Lösungsvorschläge gespannt.

Und dann will ich das weitere Verfahren sehen, wenn im Rahmen der Beweisaufnahme die Verteidiger leicht beschwingt mit ihren Notebooks antanzen, während das Gericht und die Staatsanwaltschaft ihre Akten auf Paletten in den Saal schieben.

Vielleicht ist jemand mal so freundlich und weckt die Brandenburger auf, aus ihrem Dornröschenschlaf …

 

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Tagebuch aus der U-Haft

Der Mandant sitzt seit zwei Wochen in der Untersuchungshaftanstalt. Vorher wurde er zwei Wochen durch die Gegend geschaukelt. Er hat kein Radio, keinen Fernseher, keine Uhr. Drei Leitzordner mit Kopien der Ermittlungsakten. Das war’s dann aber schon.

Der Mandant führt Tagebuch. Samstag und Sonntag:

  • Tagesanbruch: Aufwachen. Warten. Wände angucken.
  • 06:00 Uhr Frühstück. Danach Decke angucken.
  • 11:00 Uhr Mittagessen: Danach Fußboden angucken.
  • 17:00 Uhr Abendessen: Danach Wände angucken.
  • Nachtanbruch: Irgendwie Einschlafen.

Montags bis freitags gibt’s eine Abwechselung: Nachmittags eine Stunde Hofgang.

Sonst passiert da rein gar nichts.

 

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Car Wash

Wannenpflege auf der Admiralbrücke.

Besten Dank an die Wannenpfleger. :-)

 

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