Beten?

Die Partnerin eines Angeklagten sucht Hilfe. Er sei erstinstanzlich verurteilt worden. Der Staatsanwaltschaft reiche aber das Strafmaß nicht. Jetzt soll in der Berufung noch einmal neu darüber entschieden werden, ob der Angeklagte doch noch in den Knast geschickt wird.

Über eine Bekannte der Partnerin bekommen wir die Anfrage, was ihr zu raten sei: „Beten?“ fragt sie.

In diesem Fall halte ich Beten nicht für eine schlaue Idee. Denn der Adressat eines solchen Gebets scheint mir eher befangen zu sein:

Jeder soll sich den bestehenden staatlichen Gewalten unterordnen. Denn es gibt keine Autorität, die nicht von Gott kommt. Jede staatliche Autorität ist von Gott eingesetzt. Wer sich also den Behörden widersetzt, handelt gegen die von Gott eingesetzte Ordnung und wird dafür von ihm bestraft werden.

Quelle: Römer 13, 1-2

Vielleicht hilft in diesem Fall ein „säkularisierter Pfarrer“ weiter, wie unser ehrwürdiger Kollege Gerhard Jungfer einmal den Beruf des Strafverteidigers zutreffend umschrieben hat.

 

Dieser Beitrag wurde unter Strafrecht, Strafverteidiger veröffentlicht.

4 Antworten auf Beten?

  1. 1
    fernetpunker says:

    Ich bin nur nicht aus der Kirche ausgetreten, weil das ca. 30 Euro kosten würde und ich (steuerlich) keinen Vorteil davon hätte.

  2. 2
    RA Splendor says:

    Das kann man theologisch auch anders sehen: Wer sich eines Verteidigers bedient, widerstrebt nicht der von Gott gesetzten Autorität, denn schließlich hat diese Autorität – jedenfalls im demokratischen Rechtsstaat – selbst die Möglichkeit der Verteidigung eingerichtet. Solange man sich an die gesetzlichen Regeln zur Verteidigung hält, kommt man jedenfalls nicht mit Röm. 13,1+2, in Konflikt. Anders sieht es da schon mit der Wahrheitspflicht aus. Jesus sagt: „Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.“ (Matth. 5,37, Übers. Luther84).

  3. 3

    Es gibt keinen Gott.

      Das ist umstritten. crh
  4. 4
    Pressepfarrerin says:

    Lieber Herr Säkularkollege :)

    was ist denn das für eine Übersetzung, aus der Sie da zitieren?