Buschkowsky: Doch kein Dickhäuter?

Der Herr Bezirksbürgermeister von Neukölln, Herr Buschkowsky, ist bundesweit bekannt für seine deutlichen Worte. Er sagt, was er denkt, wenn es um die Verhältnisse in Neukölln geht.

Nun hatte er sich auch über die Verhältnisse in Moabit geäußert. Eine Entscheidung des Moabiter Kriminalgerichts – genauer: des Amtsgerichts Tiergarten – gefiel ihm nicht. Deswegen betitelte er die Richter als „Schwachmaten“ und „low performer“; er sprach von „Schlafmützenjustiz“.

Keine Ahnung von nichts, aber den Hafen aufreißen. So kennen wir manchen Politiker in diesem Zeiten: Es ist ja schließlich Wahlkampf in Neukölln.

Dieser Tonfall gefiel – erwartungsgemäß – den Strafjuristen nicht. Strafverteidiger, Staatsanwälte und – selbstredend – Richter beschwerten sich unisono über den Ausfall des dicken Neuköllners. In einer Pressemitteilung der Justiz heißt es:

Wer sich jedoch wie Herr Buschkowsky als aktiver Politiker, ohne den Sachverhalt vorab aufzuklären, zu einer Art politischer Revisionsinstanz aufschwingt und sich dabei zu derart verbalen Entgleisungen hinreißen lässt, offenbart ein gestörtes Verhältnis zu den Spielregeln unseres Rechtsstaates.

Das sind ebenfalls deutliche Worte, gemessen an der sonst üblichen „standesgemäßen“ Zurückhaltung der Justizorgane sogar sehr deutliche Worte. Aber immer noch recht diplomatisch formuliert.

Aber irgendwie scheint der Herr Buschkowsky nun doch ein Sensibelchen zu sein. Denn der Tagesspiegel berichtet heute, der Neuköllner ginge juristisch gegen den Präsidenten des Amtsgerichts Tiergarten vor. In den Formulierungen soll der SPD-Politiker sich in einer herabsetzenden Weise dargestellt sehen.

Mir kommen die Tränen! Da poltert dieser Politiker in Richtung Richter, diese wehren sich in adäquater Form und nun fühlt sich der feine Herr in seiner Ehre gekränkt. Och Gottchen, der arme Mann …

Aber wenigstens in der einen Richtung ist er konsequent:

An seiner Justizkritik will Buschkowsky ausdrücklich festhalten.

schreibt der Tagesspiegel. Na bitte, das ist doch ‚mal richtig gute Provinzpolitik in der Hauptstadt.

 

Dieser Beitrag wurde unter Justiz, Politisches veröffentlicht.

4 Antworten auf Buschkowsky: Doch kein Dickhäuter?

  1. 1
    JJPreston says:

    Moment, nur dass ich das richtig verstehe: Buschkowsky will, dass ein „Schwachmat“ einen anderen „Schwachmaten“ verurteilt, weil der sich gegen die Bezeichnung „Schwachmat“ wehrt?

    Ich brauch‘ POOOOOOPCOOOOOORRRRRNNNNNNN!!!!

  2. 2
    jk says:

    Ein wunderschönes Beispiel für ziemlich unterhaltsamen Realitätsverlust.

    Der Mann kann nicht ernsthaft glauben, dass das läuft.

    Er wird vor Gericht so dermaßen den Ar*** voll bekommen, dass er in diesem Jahrtausend sicherlich keinen Stuhl mehr brauchen wird.

  3. 3
    Claudio Fuchs says:

    Welcher Kollege vertritt den denn? Ich meine, wer kann dem denn ernsthaft dazu raten? Da sollte man doch eher den Kopf einziehen, um nicht noch selbst eine Strafanzeige zu kassieren…

  4. 4
    Todd says:

    Ich hoffe, er ist dann aber auch so mutig, den vorsitzenden Richter bei der Urteilsverkündung direkt als Schwachmaten zu bezeichnen.