Der Antrag am Sonntag

Ich wurde bereits zum Pflichtverteidiger bestellt. Das reicht nicht. Deswegen habe ich heute (ja, Strafverteidiger arbeiten auch am Sonntag!) beantragt, dem Angeklagten einen weiteren Verteidiger zur Seite zu stellen. Aus der Begründung:

Die Bestellung eines zweiten Verteidigers ist hier insbesondere wegen des – als bekannt vorausgesetzten, und deswegen nicht weiter beschriebenen – ungewöhnlich hohen Umfangs des Aktenmaterials und des Prozeßstoffs (1.383 Zeugen, 291 Seiten Anklageschrift, 469 Band Akten) notwendig.

In einer ersten Plauderei vor ein paar Wochen hat der Vorsitzende Richter zu verstehen gegeben, daß er einen Verteidiger für ausreichend halte.

Schau’n wer mal, was das Oberlandesgericht dazu sagt, wenn er an seiner Haltung festhält.

 

Dieser Beitrag wurde unter Richter, Strafverteidiger veröffentlicht.

12 Antworten auf Der Antrag am Sonntag

  1. 1
    Puck.152 says:

    Guten Morgen,

    was muss man machen, um mit einer solchen Menge an Prozessstoff konfrontiert zu werden?

      Ganz einfach: Mit seinem Beruf einen höheren Ertrag erzielen als der Durchschnitt, insbesondere mehr als ein Staatsanwalt „verdient“. Der findet dann schon was, um eine Akte anzulegen. crh
  2. 2
    Andi says:

    Wirtschaftskrimineller oder Intensivtäter?

  3. 3
    Sebastian says:

    Wow, alleine die Bände aufmerksam zu lesen dauert ja sicher schon ein wenig. Wie lange zieht sich ein Mandat mit dem Umfang so in Etwa hin?

  4. 4
    ???? says:

    Wir sind nicht neugierig, aber – ist der U-Häftling (nehme ich an) zufällig auf Sie gestoßen oder handelt es sich um eine ganze Sippe oder waren Sie sozusagen „Zufallsopfer“, dass er gesagt hat:

    Keine Aussage ohne Anwalt – und die Bullen, die von Ihnen so nett beschenkt worden sind, haben sogleich nach Ihnen gerufen :))

    Oder ist der Kunde ein guter, altrer Bekannter von Ihnen?

    Bei dem schönen Wetter ist es nicht ganz so einfach, mit diesem Aktenstapel ins Strandbad Wannsee zu fahren.

  5. 5
    MD. says:

    Nehmen Sie dann eigentlich noch andere Mandate an, bzw. bearbeiten gewissenhaft die Anderen weiter?

      Sie haben Recht: Ohne die zuverlässige Teamarbeit ginge in unserer Kanzlei nichts. Unsere Mandanten und ich sind froh, daß wir Leute haben, auf die wir uns verlassen können. crh
  6. 6
    RA Mitleid says:

    Das bearbeiten Sie aber doch nicht ernsthaft für die lausigen Pflichtverteidigergebühren, oder? Und falls doch, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Antrag auf fünfstelligen Pauschgebührenvorschuß gekommen…

  7. 7
    malnachgefragt says:

    Na ja, wenn es um eine betrügerische Internetklitsche und 1.300 Zeugen geht, die dort gegen Vorkasse bestellt, aber keine Waren bekommen haben, relativiert sich das mit dem Arbeitsaufwand. Die ach so dicke Anklage enthält seitenweise Tabellen und die 1300 Besteller-Zeugen sind alle per Fragebogen befragt und sagen aus, dass sie bestellt, bezahlt und nichts bekommen haben. Gähn. Die Zahlungseingänge sind alls aus den Kontoauszügen ersichtlich.
    Umfang alleine besagt leider nichts über den Arbeitsaufwand oder über die Notwendigkeit eines zweiten Verteidigers.

      Da liegen Sie schon wieder völlig flasch [tm].

      Es waren 1.300 gähnende Rumänen, die in Dresden beim Bahnfahren die Windschutzscheiben geputzt haben, nachdem sie mit dem Auto über ein paar Fragebögen gefahren sind und ihnen morgens früh die um 4 Uhr offenbar die Kontoauszüge aus den Taschen gefallen sind.

      Sie sollten sich ein paar neue Eingeweide bestellen, die Sie mit dem bezahlten, aber nicht gelieferten Kaffeesatz vermengen könnten, um sie dann in eine Glaskugel zu stecken. Dann kommt vielleicht mal ein einigermaßen sinnvoller Kommentar dabei heraus. Aber so … crh

  8. 8
    doppelfish says:

    Äh, 1.383 Zeugen? Wo findet die Verhandlung denn statt? Im Jahnstadion?

  9. 9
    malnachgefragt says:

  10. 10
    Sebastian says:

    @malnachgefragt: Immerhin hat er den längeren.. Schlips

  11. 11

    […] Versicherers Klage erhebt, zahle ich lieber und vergesse den Mist. Schließlich habe ich auch noch ein paar andere Sachen zu tun, bei denen die 250 Euro nicht sonderlich ins Gewicht […]

  12. 12
    Subsumtionsautomat says:

    Und? Gibt es auch nen zweiten Richter/Berichterstatter? Oder muss der das auch alleine abarbeiten? Ein Anwalt kann sich immerhin Assistenten leisten… Nicht quatschen, machen!

      Den Unterschied zwischen Äpfel und Birnen hat Ihnen aber bestimmt auch schon jemand mal zu erklären versucht? Muß ich jetzt nicht nochmal machen, oder?