Fensterputzer

Rund 1.700 Kilometer auf der Autobahn, teils in der Abenddämmerung gefahren, hinterlassen ihre Spuren auf Windschutzscheibe. Der sterblichen Überreste der fliegenden Fauna waren reichlich vorhanden und ich zu faul, zum Schwamm zu greifen.

Der Stop vor der roten Ampel am Kottbusser Tor und die Scheibenputzer kamen daher gerade richtig. Mit zwei „Mann“ machten sich die Rumänen an die Arbeit, in Sekundenschnelle hatte ich wieder den Durchblick. Gern habe ich in die Park-Groschen-Sammlung gegriffen und dem Jungen einen Silberling in die Hand gedrückt.

Er bedankte sich fein, gestikulierte dann aber, daß ihm eben dieses Geldstück bei der Übergabe wieder ins Auto gefallen sei.  Obwohl dieser „Trick“ durchschaubar war, habe ich ihm einen Ersatz- zweiten Silberling gegeben.

Es liegt auf der Hand, daß die Scheibenwischer nicht auf Rosen gebettet sind und mir tun die beiden Geldstücke auch nicht weh. Aber wenn ich mit einigem Abstand nun darüber nachdenke, wie die Jungs meine Gutmütigkeit  ausgenutzt haben …

Ich weiß nicht, wie ich reagieren werde, wenn mir am Kotti wieder einmal die Wagenwäsche angeboten wird. Schade eigentlich.

 

Dieser Beitrag wurde unter In eigener Sache veröffentlicht.

16 Antworten auf Fensterputzer

  1. 1
    DHH says:

    „Ich weiß nicht, wie ich reagieren werde…“

    … Dafür weiß ich, wie die fleißigen Helferlein reagieren, wenn der Fahrer nicht wie erwünscht reagiert (also zahlt), nämlich je nach Temperament mit bösen Blicken, Geschimpfe, Geschrei, Spucken oder Lackzerkratzen.

  2. 2
    Dieter says:

    Also seitdem einer mal sein Schlüsselbund mit einer dicken Kette an der Hose befestigte und diese Kette dann meinen Kotflügel genauso intensiv bearbeitete wie der Kettenbesitzer die Autoscheibe, halte ich lieber 20m vor der Ampel als direkt neben den Fensterputzern.

  3. 3
    Thorsten says:

    Zum Glück sind sie noch nicht auf die Idee gekommen, gegen die Stoßstange zu treten und den Airbag auszulösen…

  4. 4
    malnachgefragt says:

    Also könnten Sie doch auch mit dem Auto nach Dresden fahren, ohne sich mit der Ermittlung von Zugverbindungen zu beschäftigen und um 4 Uhr aus dem Bett zu fallen?

  5. 5
    egal says:

    Ich finds auch immer toll, wenn meine Windschutzscheiben mit Dreckwasser beschmutzt werden, weil der Pot

    Wenn ich ne Wagenwäsche haben will, mach ich das selbst.

    Übrigens schon mal überlegt, ob man sich bei sowas nicht bei der Steuerhinterziehung der Fensterputzer mithilft? Denn versteuern werden sie ihre Einnahmen wohl kaum…

  6. 6
    Hugo Habicht says:

    Solange die „üblichen“ Kreuzberger Punks am Kotti rumhingen und damit ihr Bierchen oder was auch immer verdienten, war die Sache ja noch ganz witzig. Aber seitdem die Zig^äh Rotationseuropäer die Sache dort generalstabartig übernommen haben ist für mich Schluß.

    Oder sollte man wirklich unterstützen, dass sich da eine Mafia breitmacht, die Kinder dort in die Autoabgase jagt, statt in die Schule? Jeder Silberling unterstützt jedenfalls Zustände, die wir nicht auch noch brauchen in Berlin!

  7. 7
    Ich bin betroffen says:

    Also, diese nationalzentrische Pauschal-Kategorisierung als „Rumänen“ finde ich ziemlich reaktionär. Oder haben Sie sich die Pässe der Billigarbeiter vor Beginn der Selbstausbeutung zeigen lassen?

  8. 8
    M aus B says:

    …bei nichtzahlen wurde einem zur sommerlichen erfrischung auch mal das wischwasser durch die offene scheibe ins gesicht gespritzt…

    was würde wohl passieren, wenn niemand mehr diese dienste bargeldlich entlohnt? evtl. würde sich das problem von selbst erledigen!?

  9. 9
    RA Neldner says:

    Eine funktionierende Scheibenwaschanlage nebst gefülltem Tank für die Scheibenwaschflüssigkeit sichert klaren Durchblick, hält ungebete Scheibenwäscher fern und spart bei einer überpeniblen allgemeinen Verkehrskontrolle auch mal Nerven.

  10. 10
    Mafioso says:

    http://www.spiegel.de/video/video-1131401.html
    http://www.spiegel.de/video/video-1146038.html
    Wenn sie denn ihre Hinterhöfe und Wohnungen so schön putzen würden…

  11. 11

    Im zweiten von zwei SPIEGEL-Links sagt der Münchener Polizeibeamte, sehr freundlich ansonsten, zu ihr: „Frau Marin, Sie kennen ja das Procedere….“ – Das ist Situationskomik pur und an Gedankenlosigkeit kaum zu überbieten. Von wegen Empathie.

  12. 12
    ???? says:

    Es handelt sich nicht um „Dienstleistungen“, sondern um rechtswidrige Eingriffe in den Straßenverkehr, denn Fußgänger haben auf dem Fußgängerüberweg zu bleiben und nicht zwischen wartenden Fahrzeugen herumzuspringen, was auch beim (erlaubten) Verkauf von Zeitungen grenzwertig ist.

    Richtig handelt die Polizei in Helsinki und Zürich, wo die liebenswerten Kulturbereicherer wegen Schuleschwänzen, Schlafen in Parkanlagen und illegalem Eingriff in den Straßenverkehr hohe Geldstrafen bekommen, die, falls nicht bezahlt, mit Ersatzfreiheitsstrafe geahndet werden.

    Finnland zahlt keine Rückkehrprämien, sondern entzieht das Sorgerecht für Bettelkinder und schmeißt diese Leute sofort raus. So geht es freilich auch. Wir können alle nicht ohne Geld in den Urlaub fahren oder in Bulgarien oder Rumänien anderen Leuten ungewünscht die Wohnung putzen und „wahrsagen“.

  13. 13
    Todd says:

    @????:
    Ach, bei den Fensterputzern ist es ein Eingriff in den Straßenverkehr, Zeitungsverkäufer handeln aber nur grenzwertig?
    Woher kommt das zweierlei Maß?

  14. 14
    ???? says:

    Dazu hat sich mal der ADAC geäußert.
    Das ist kein Scherz.
    Diese Zeitung ist ein reales Produkt. Das Verkaufen einer Zeitung (zum Beispiel abends in Kneipen die Zeitung des nächsten Morgens) das steht im Konsens mit dem Verlag, der Gewerbescheine verlangt bzw. seine Leute kennt, die auf 400,– €uro Basis eben Zeitungen verkaufen. Derjenige bekommt ja etwas, nämlich eine Zeitung, aber der Preis steht fest.

    Toilettenfrau ist auch neulich debattiert worden, als ein Finanzamt den Betreiber bei Abrechungsbetrug erwischte und es ging um Trinkgeld (freiwillig)oder „Gebühr“ die ein Rathaus, Theater o.ä. festlegen darf. Die einen behaupteten abenteuerliche Summen, die da fließen und andere sagten, ach so viel sei das niemals…

    Das „Scheibenputzen“ ist aber keine Dienstleistung mit Festpreis wie an der Tankstelle (wo man nämlich reklamieren kann) und ist weder durch einen Gewerbeschein legalisiert, noch bekommt man greifbare Qualität, sondern es ist und bleibt Nötigung.

    Der ADAC empfielt übrigens, nichts zu geben und die Polizei zu verständigen. Nicht unbedingt über Notruf, aber im Revier des Wohngebietes zu sagen, wo wieder „geputzt“ und gebettelt wird. Auch Verkäuferinnen rufen die Zivilstreifen, wenn die Bettler vorm Geschäft hocken.

  15. 15
    Tourix says:

    Würden sie sich auch von Polizisten die Scheibe putzen lassen ?

  16. 16