Gemeine Strafe

Ganz gemein, was die Titanic da macht.

Dieser Beitrag wurde unter Medien veröffentlicht.

11 Antworten auf Gemeine Strafe

  1. 1

    Als jemand der selbst schon in einem iranischen Gefaengnis gesessen hat (http://andreasmoser.wordpress.com/2009/07/30/reports-about-my-trip-to-iran-in-junejuly-2009/) konnte ich darueber auch nicht lachen.

  2. 2
    JJ Preston says:

    Mir stellt sich die Frage, inwieweit diese Forderungen dem Wunsch entsprechen, die eigenen Vorurteile nicht zu beschädigen. Eines sollte man nicht vergessen: Der Iran wird immer als Unrechtsstaat bezeichnet – aber kaum stehen Deutsche unter dem Verdacht, gegen iranische Gesetze verstoßen zu haben (denn wir wissen alle nicht, ob die was ausgefressen haben oder nicht; es wären auch nicht die ersten angeklagten Deutschen, im In- wie im Ausland, die ihre Schuld leugnen), wird wiederum verlangt, kein rechtsstaatliches Verfahren durchzuführen.

    Man stelle sich nur mal vor, hier würde ein türkischer Journalist wegen Verstoßes gegen die Ausländergesetzgebung verhaftet, es dauerte Monate bis zum Prozess, und Recep Tayyip Erdogan würde zusammen mit türkischen Prominenten die Freilassung fordern – was wäre hier, angeführt vom Fischwickelpapier mit den vier Buchstaben, plötzlich für eine Pogromstimmung!

    Das einzige, das man von den iranischen Behörden verlangen kann, ist ein Verfahren, das rechtsstaatlichen Ansprüchen genügt. Über die Gesetze selbst sollte man besser nicht urteilen, denn ich bin mir sicher, dass man in Vietnam, Paraguay, Thailand oder Panama sehr irritiert über die deutsche Gesetzgebung ist, die Kinderarbeit verbietet – von der wir aber alle im täglichen Leben profitieren.

  3. 3
    Pascal Rosenberg says:

    Ich denke nicht, JJ Preston, dass man hier in Deutschland ein Problem damit hätte, wenn es denn ein Verfahren nach rechtsstaatlichen Grundprinzipien im Iran geben würde. Aber schauen wir doch mal auf die Fakten, wie sie von Agenturen wie der dpa oder Reuters geliefert werden und nicht von der Bild (die klammere ich absichtlich aus, die sind ja befangen).

    Eine Iranerin wird zum Tode verurteilt wegen Ehebruchs. Das sorgt in Deutschland für Verwirrung. Zwei Journalisten reisen in das Land und werden wegen eines eventuellen Gesetzesbruches („Interview ohne Genehmigung“ -> mehr war und ist es nicht) verhaftet. Ich stelle mir vor, was im Iran los wäre, wir würden das hier mit einem Iraner so machen, oder in der von Ihnen angesprochenen Türkei.

    So, egal. Gesetzesbruch ist Gesetzesbruch. Nun sind die iranischen Gefängnisse aber nicht gerade für ihre guten Zustände bekannt. Der Link des Posters über Ihnen zeigt das ja.

    Und dann gibt die zum Tode verurteilte ein Interview vor allen Medien, in dem sie sagt sie plane eine Anzeige gegen die Reporter weil sie Schande über sie und ihr Land gebracht hätten.

    Ein Treffen der Gefangenen mit ihren Angehörigen, was hier zu rechtsstaatlichen Grundprinzipen gehört kommt dort erst auf erheblichen Druck der Bundesregierung und mit erheblicher Verzögerung zustande.

    Nun frage ich Sie, haben wir im Iran dann wirklich ein rechtsstaatliches Verfahren zu erwarten oder sind die beiden ein Faustpfand. Ich weiß es nicht und ich will es auch gar nicht wissen.

    Interessant ist aber auch, da sie gerade die Türkei auch mit ansprechen, dass z.B. ein gewisser Marco aus Uelzen sehr viel länger als ein Herr K. in einem Gefängnis verbracht hat, obwohl es dort sehr viel mehr Zweifel an der Schuld gab als jetzt bei Herrn K.

    Rein zufällig hat aber die Bundesregierung zu diesem Zeitpunkt sehr kritisch zum EU-Beitritt der Türkei gestanden. Ein Schelm wer böses dabei denkt. Man stelle sich die Frage was die Türkei tun würde, würden wir einen türkischen siebzehnjährigen hier verhaften, das angebliche Opfer käme aus England und würde trotz mehrfacher Aufforderung KEINE weiteren Aussagen zum Sachverhalt machen und wir würden den hier trotzdem weiter festhalten.

    Oder was der Iran in einem paralellen Fall über uns sagen und was er tun würde.

    Vergleichen Sie also bitte nicht Äpfel mit Birnen, die Rechte eines Beschuldigten im Iran sind nämlich ganz andere. Er hat keine. Und würde es in diesem Fall keinen so starken Druck von außen geben hätten wir schon längst einen schönen medienwirksamen Schauprozess gehabt und die Reporter wären lebenslang hinter Gittern oder tot.

    Etwas, das hier in Deutschland unmöglich wäre. Und darum verliert auch Titanic langsam bei mir die Achtung, aber vielleicht sollte man einfach mal ein paar dieser „Satiriker“ in ein iranisches Gefängnis stecken.

  4. 4
    schopenhauer says:

    Warum soll BILD im Rahmen der Pressefreiheit keinen Druck auf den Iran ausüben ?

    Der jetzige iranische Staatspräsident war an der Botschaftsbesetzung 1979 beteiligt. Da wurden US-Diplomaten als Geiseln genommen , weil die USA Gelder des Iran eingefroren (könnte man tatsächlich auch gestohlen nennen) hatte.

    Wenn der iranische Präsident die Gesetze der USA nicht achtet, warum also die iranischen Gesetze achten ?

    Die Iraner regen sich nur auf, weil sie wissen, dass ihre Gesetze gegen die Menschenrechte verstossen. Das ist eben die legitime Macht der im Iran geknebelten Presse.

    Todesstrafe für Ehebruch oder Homosexualität. Wer solche Gesetze macht, kann mich mal.

    Menschenrechte stehen über jeglichem anderen Recht.

  5. 5
    Das Ich says:

    Es ist doch immer wieder erstaunlich, welche Auswüchse unser „gutes“ Rechtsempfinden erreicht.

    Wenn man in ein Land reist, von dem man weiss, dass es nicht gerade unserer westlichen Wertevorstellung entspricht und dann noch Kontakt aufnimmt zu Menschen, die gerade über alle Grenzen hinaus für Konfliktpotential sorgen (Thema Todesstrafe)…

    Was sage ich so einem Menschen? Geh ruhig hin? Is ungefährlich! Wir holen dich da raus wenn was ist? Verstoss ruhig gegen Vorschriften! Wir stehen hinter dir. Und wenn du wieder da bist kriegst du den Märthyrerpreis, weil du für die (westliche) Wertevorstellung der Pressefreiheit gekämpft hast!

    Diese Reporter mussten damit rechnen, was passiert ist. So dumm konnten die nicht gewesen sein. Nun der GAU. Und jetzt?
    Hier sagt man immer so schön: Dummheit schützt vor Strafe nicht. Gerade bei so einer Nummer gilt das auch für die beiden.

    Wer sich jetzt noch über die Titanic echauffiert, der hat doch den Schuss nicht gehört. Auf der einen Seite die mangelnde Pressefreiheit im Iran verteufeln und auf der anderen Seite sich hier über eine Persiflage aufregen.

    Es gibt soviel Schlimmeres auf dieser Welt als 2 Reporter, die wissen um das Risiko freiwillig in den Iran gereist sind! Nur: Reporter sind eine schützenswerte Spezies, weil sie für „das Gute“ kämpfen. Ausserdem haben sie durch ihren Arbeitgeber eine Medienstimme die ja nicht zu überhören ist.

    Und jetzt dürft ihr wieder alle auf mir rumhacken, weil ich böse bin!

  6. 6
    schopenhauer says:

    Menschenrechte mögen eine westliche Vorstellung sein, gelten aber durch UN-Beschluss unter Beteiligung östlicher Länder weltweit.

    Die Journalisten kämpften für das Gute.
    Sie haben das Leben einer Frau gerettet.

    Sie wurde zu einer grausamen menschenrechtswidrigen Strafe verurteilt.

  7. 7
    schopenhauer says:

    Du hast die Aufgabe, die Herrschaft der Ungläubigen zu beseitigen, ihre Kinder zu töten, ihre Frauen zu erbeuten und ihre Häuser zu zerstören.

  8. 8
    Nietzsche says:

    Schoppenhauer’s Programm hört sich logisch an. Wenigstens mal einer, der ganz klar ausspricht, was getan werden muss.

    Lang lebe das fliegende Spaghettimonster!
    http://de.wikipedia.org/wiki/Fliegendes_Spaghettimonster

    Nee Spass beiseite. Wer kommt mit nach Nordkorea? Will eine Doku über das Leben da drehen.

  9. 9
    mööp says:

    @Nietzsche (Nordkorea): Vielleicht klappt es ja noch mal auf diesem Wege… Aber bitte vorher drüber nachdenken, wie groß die Medienresonanz in diesem Fall bei einer Verhaftung wäre…

  10. 10
    Hugo says:

    Zwei Journalisten reisen in das Land und werden wegen eines eventuellen Gesetzesbruches (“Interview ohne Genehmigung” -> mehr war und ist es nicht) verhaftet.

    Ein bisschen mehr ist schon: Die beiden sind mit einem Touristen-Visum eingereist, haben sich dann aber journalistisch betätigt. Das stellt in ziemlich vielen Ländern dieser Erde eine Straftat dar, Deutschland und den großen Bruder eingeschlossen. Achja, die Tatsache, dass die Gefängnisse „nicht in dem besten Zustand“ sind, hat weder Deutschland noch unsere westlichen Verbündeten jemals davon abgehalten, Menschen einzusperren. Ich empfehle sich z.B. über die französischen Gefängnisse zu informieren.

    Wenn die beiden also nicht aktiv gefoltert werden/wurden, wofür es mW keine Indizien gibt, gibt es konkret wenig zu meckern.

    In Deutschland würden die beiden verknackt werden und dann abgeschoben, wenn der Iran es genauso hält, können wir uns nicht beschweren.

  11. 11
    schopenhauer says:

    Journalistische Betätigung ist höchstens nach irgendwelchen Arbeitsgesetzen strafbar wenn gegen Entgeld für hiesige Firmen gearbeitet wird, nicht aber wenn nur Gespräche geführt werden um in einer ausländischen Zeitung Reportagen zu veröffentlichen.
    Höchstens das Ausspähen militärischer Geheimnisse steht unter Strafe.

    Steinigen ist als grausame Strafe nach der Menschenrechtskonvention verboten. Die Menschenrechte gelten immer und niemand kann rechtswirksam auf sie verzichten und dagegen verstossende Gesetze sind nichtig.

    Die Wahlfälschungen des Präsidenten sind auch nach iranischem Recht strafbar. Die Justiz des Iran tut nichts, ist nicht unabhängig und verdient keine Achtung.

    Diese Geheimniskrämerei ist ein Zeichen für Scham.
    Wer das Steinigen wegen Ehebruch ohne Beweis für richtig hält, sollte das in der ganzen Welt zur Nachahmung empfehlen und den Journalisten einen Orden geben !