Kreditentscheidung in 20 Minuten

Ein paar Gedanken am Sonntagvormittag, aufgehängt in einem Einkaufswagen:

Erster Akt:
Die Lebensmittelabteilung bei Karstadt ist ja nun nicht gerade bekannt als Hort der kleinen Preise. Also braucht man ein wenig mehr Geld, wenn man dort einkaufen will. Und wenn man grad‘ kein’s hat, kann man sich ja was borgen. Gut, daß es die Bank gibt, die auch am Samstagnachmittag geöffnet hat.

Zweiter Akt:
Für diesen Présidenten

ruft die Kasseriererin 0,95 Euro auf. Creme fraiche eines anderen Herstellers, z.B. Milbona, in einem anderen Supermarkt, z.B. Lidl, liegt bei 0,49 Euro. Der Luxus, im Karstadt einkaufen zu gehen, kostet also das Doppelte.

Dritter Akt:
Aber es geht noch besser: Wenn dieser Président nun mit dem WunschKredit finanziert wird, sieht die Rechnung wie folgt aus.

3.900 Euro kosten 48 mal 99 Euro, also 4.752 Euro. Das ist ein Aufschlag von 22 Prozent. Der Präsidentenschmand würde danach 1,16 Euro kosten, also 0,67 Euro mehr als beim Billiganbieter.

Vierter Akt:
Und die Bank verlangt 852 Euro dafür, daß man es sich besser gehen lassen kann, als man es sich leisten sollte.

Einen habbich noch:
Die Restschuldversicherung, die dem Karstadtkunden dann noch aufgeschwätzt wird. Die Kosten dafür kommen noch oben drauf.

Conclusio:
Wie bescheuert muß man eigentlich sein, um solche Einkaufswagen-Angebote für seriös zu halten. Aber immerhin sind Banker stets gut gekleidet und tragen  Schlipse.

 

Dieser Beitrag wurde unter Off Topic veröffentlicht.

17 Antworten auf Kreditentscheidung in 20 Minuten

  1. 1

    Das Angebot ist natürlich unschlagbar. Schließlich weiß doch jeder, wie gut man bei KarstadtQuelle mit Geld ungehen kann.

    Vielleicht sollten die ja einen Werbeclip mit Herrn Görg drehen.

  2. 2
    Anno says:

    Es wäre auch interessant zu wissen, ob die jemals eine Flasche Sekt losgeworden sind…
    Kann ich mir zumindest nicht vorstellen.

  3. 3
    MickyHase says:

    das durchschnittliche Karstadt Quelle Publikum wird das durchschnittlich undifferenzierter sehen. ;)

  4. 4
    BV says:

    Das scheint aber auch eine etwas ältere Werbung zu sein. Die KarstadtQuelle Bank AG hat doch schon vor über einem Jahr in Valovis Commercial Bank AG umfirmiert.

      Das Foto habe ich am 06.08.2011 aufgenommen, im Karstadt Hermannplatz, Neukölln; kurz bevor ich die creme fraîche gekauft habe.

      Bezahlt habe ich übrigens mit einer Kreditkarte. ;-) crh

  5. 5
    udo says:

    Ich finde es höchst unklug vom Anbieter, den Beispielkredit mit Valuta, Laufzeit und Raten so vorzuschlagen, dass es jeder leicht im Kopf nachrechnen kann, was das Ganze kostet.

      Es könnte sein, daß die Bank eine Zielgruppe im Auge hat, die eben das nicht kann. crh
  6. 6
    Geier says:

    Das typische Problem: Die Menschen können zwar addieren, aber nicht multiplizieren…

  7. 7
    eborn says:

    Mit Discountern und Karstadt ist das wie mit Anwälten. Die einen bieten das was andere nicht können, die anderen das was man nicht unbedingt braucht.

    Es soll ja übrigens so sein, dass bei Gerichtsvollziehern der weitaus größte Teil ihrer ihrer Tätigkeit darin besteht, nicht bezahlte Konsumkredite einzutreiben.

    @ udo. Banken unterliegen (wie andere Unternehme nauch) einer gewissen Verpflichtung, die tasächlichen Kosten transparent zu machen. Juristisch geschulte Personen wissen das natürlich ;-)

  8. 8
    whocares says:

    Das ist aber wirklich für Leute, die nicht rechnen.

    Im Angebot steht 9,4% eff. Jahreszins, wenn ich nachrechne, kommen aber 10,52% eff. raus…

  9. 9
    Pitch says:

    . . . und wieder habe ich BlOGS gelesen statt ASOG gebüffelt. Wenn ich nur zum Lernen käm :)

    Pitch

  10. 10
    Konsumverweigerer says:

    Bezieht sich das Versprechen der Flasche Sekt auf die 20 Minuten ode auf eine positive Kreditentscheidung.

    Ansonsten könnte doch eine entsprechende HartzIV-Clique Karstadt mal das Sektlager leerräumen (vielleicht die entlassenen Verkäufer).

  11. 11
    udo says:

    @eborn: Bin geschult ;-) Transparent heißt, dass man nichts verschweigt oder missverständlich darstellt. Man muss es dem über den Tisch zu ziehenden aber auch nicht so leicht machen, dass der nur 100 mal 48 minus 48 rechnen muss. Klüger wäre es etwa, ein Beispiel zu wählen, in dem 34.59€ mit 54 multipliziert werden müssen.

  12. 12
    fernetpunker says:

    Der Superlativ von Pleite: KarstadtQuelleBank.

  13. 13
    Buehly says:

    Dieses Beispiel zeigt mir mal wieder, wie die Anwaltskaste hier in Deutschland tickt und steigert meine Meinung von deren Unseriosität:
    Es ist absolut unseriös, ein No-Name-Discounter-Produkt von Milbona des Discounters Lidl mit einem Marken-Produkt, und dazu noch aus Frankreich importiert zu vergleichen und dann sich über einen Preisaufschlag von 100% zu echauffieren.
    Der Autor könnte deswegen mit der gleichen Begründung auch jedes Marken-Bier (Bitburger kostet normalerweise 12,99.-) gegenüber einem Billigbier (Oettinger für 5,99.-) als überteuert hinstellen und dies dann noch dem jeweiligen Supermarkt/Kaufhaus/Sonstwas sowie derem Kreditangebot anlasten.

  14. 14
    Jürgen says:

    Der Becher für kreditwürdige Presidenten hat ein überaus verbrauchergerechtes 150g-Format. Das billigere schufafreie Produkt von Lidl wird im 200g-Becher verkauft.
    http://www.lactalis.de/de/fachhandel/news/b2b/Aktuelles/default_131.aspx

  15. 15
    Anne O. Nym says:

    @12: Die KarstadtQuelleBank ging nicht pleite, es gibt sie noch immer:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Valovis_Commercial_Bank

  16. 16
    VH says:

    @Buehly
    Sie wissen offenbar nicht, dass teuer oder Markenprodukt nicht unbedingt gut oder besser als ein Billigprodukt bedeutet.Insbsondere bei Aldi viele Produkte in derselben Markenfabrik hergestellt und nur unter dem Aldi-Namen verkauft. Und ein gelegentlicher Blick in Stiftung Warentest hinsichtlich der „besseren“ Qualität von Markenprodukten sagt auch einiges aus.

    Es gab übrigens vor einigen Monaten mal einen Weichkäse-Test in der FAS. Eines der teuren französischen Produkte hat genauso mies abgeschnitten, wie die deutschen Marken- oder Billigprodukte. Da gebe ich dann lieber weniger aus und habe schlechten Geschmack (worüber sich streiten lässt :)), als einen teuren Käse mit genauso schlechter Bewertung, aber klangvollem Namen und teurer Werbekampagne zu kaufen.

  17. 17
    MD. says:

    Bitte, bitte niemals erwähnen, dass Bankkaufleute (ähnlich Versicherungs- und auch normale Makler) gut gekleidet seien. Auch wenn es Ironie sein soll – viele erkennen es nicht!