Mandat beendet, mal wieder

Aus der eMail des (Dauer-) Mandanten, der den Stammkunden unter den Bloglesern hier durchaus schon das eine oder andere Mal begegnet ist:

Sie legen SOFORT das Mandat nieder! Ich will mit IHNEN nichts mehr zu tun haben und akzeptiere SIE nicht als mein was auch immer…

Sie werden noch Gelegenheit bekommen zu bereuen was Sie mir angetan haben. Gott kann Ihnen nicht mehr gnädig sein. Sie Lump. Sie werden ihn ganz bestimmt kennenlernen. Sie sind eine Schande. Doppel-Pfuifui.

Ich übersetze das mal so:

Lieber Herr Verteidiger. Ich bedauere es sehr, daß Sie weder meinen Arzthaftungsfall noch die Abwehr der Gebührenforderung von eBay übernehmen möchten. Obwohl ich Ihnen bereits ganz ausführlich mitgeteilt hatte, warum der Arzt mir Schadensersatz zahlen muß und eBay von mir kein Geld bekommt.

Deswegen möchte ich mich von Ihnen auch nicht mehr in den beiden Strafsachen verteidigen lassen.

Bis bald und mit freundlichen Grüßen.

Es ist eben nicht jedem in die Wiege gelegt, seinen Gefühle mit gewählten Worten Ausdruck zu verleihen.

Ich bin auf den nächsten Brief gespannt. eMails wird er jedenfalls mindestens in den nächsten 15 Monaten eher nicht schreiben können. Aber irgendwie wird er sich hier wieder melden. Außer mir hält den armen Kerl nämlich kein anderer Anwalt auf die Dauer aus.

Dieser Beitrag wurde unter Mandanten veröffentlicht.

12 Antworten auf Mandat beendet, mal wieder

  1. 1
    klabauter says:

    Da geht es Ihnen ja noch gut. Ich weiß von einem Kollegen, der nach dem für seinen Mandanten ungünstigen Prozeßausgang nicht nur kein Geld erhalten hat, sondern dessen Kanzleifax mit hundertseitigen Schreiben bombardiert wurde, die weitgehend im Größtdruck (damit der Toner auch bald leer wird) Beleidigungen enthielten.

      Geld habe ich von diesem Mandanten auch noch keins gesehen. Das war ist ein Pro-Bono-Mandat. Seit fünf oder sechs Jahren schon. crh
  2. 2
    RA Will says:

    1. Fehler: Papierfax
    2. Fehler: Kein ISDN-Monitor mit Blacklist

    Und im Übrigen…hat solche Mandanten nicht jeder? ;-)

      Ne, Kollege. So einen hat keiner. Nur ich. Jede Wette! ;-) crh
  3. 3
    Autofahrer says:

    Der (Ex-)Mandat ist für interessante Blogeinträge wichtig.
    Ist doch auch eine Leistung, oder?

  4. 4
    Gerd says:

    Die typische nächste Nachricht kommt in Form einer bunten Weihnachts-/Osterkarte aus dem Knast mit den „besten Wünschen, Ihr…“ und der Bitte um baldigen Besuch, denn man habe im übrigen mal wieder Ärger. Solche Mandanten sind trotz der vielen Beleidigungen, die man sich im Laufe der Jahre anhören muß, derart putzig, daß sich wohl jeder Anwalt ein solches Exemplar „hält“.

    Die zivilrechtliche Entsprechung solcher Chaoten ist im übrigen nicht besser, die Korrespondenz meistens weit umfangreicher als in Strafmandaten, so daß die Hauptakte nur wenige Seiten umfaßt, aber dafür vier Leitz-Ordner mit der Aufschrift „unsinnige Verschwörungstheorien des Mandanten“ angelegt werden müssen, die jeden Tag seitenweise in die Mailbox quillen.

  5. 5
    Riker says:

    Eine Frage, die ich als Nichtjurist nicht verstehe: Pro Bono heisst doch, dass sie den Mandanten freiwillig und ohne Gebühr verteidigen, also quasi als Ehrensache, oder?

    Warum verteidigt man einen Mandanten ohne Gegenleistung, wenn dieser einen selbst beleidigt?

      …weil er – neben seinem Betreuer – sonst keinen hat, der sich für seine Interessen einsetzt. Und weil er krank ist. crh
  6. 6
    David Benjamin says:

    Ich habe ja nun wirklich keine Ahnung von Paragraphen. Aber § 133 BGB fand ich schon immer ziemlich klasse.

  7. 7
    matze says:

    „Lump“ und „Pfui“ sind ja schon Schimpfwörter die unter Denkmalschutz stehen, quasi deutsches Kulturgut, da kann man sich doch direkt geschmeichelt fühlen wenn man sich sowas anhören darf ;)

  8. 8
    fernetpunker says:

    Dann stelle ich einen Antrag auf Betreuung (§ 1896 BGB), und dann kann ich meinen Anwalt beleidigen und brauche ihn nicht mal zu bezahlen. Perfekt! Danke für den Tipp, Herr Hoenig.

      15 Monate o.B. / plus lfd. Verfahren. – Neben den Verteidigerkosten können Sie dann auch noch die Miete sparen und bekommen das Essen ans Bett gebracht. Tolle Idee! crh
  9. 9
    RA CJP says:

    You made my day, (weekend)
    Ich dachte, nur ich hätte solch einen Chaoten.
    Schön zu wissen, dass ich nicht der Einzige bin.
    CJP

  10. 10
    BV says:

    „Doppel-Pfuifui.“

    Das ist echt hart! ;-)

  11. 11
    Andi says:

    Muss mal eines sagen: Ich finde es sehr toll von Ihnen, dass Sie sich diesen schwierigen Mandanten aufgeladen haben. Solche Menschen werden aufgrund ihres Verhaltens von aller Welt abgelehnt, was irgendwo auch verständlich ist. Aber das ist eben die Krankheit…

    Große Hochachtung.

  12. 12
    J.N. says:

    Sehr zu meinem Plaisir die Kommentare, gerade auch §133 – betreue selbst eine illustre Gruppe (Tagesförderung) solcher Herren halbtags – suche nette(n) KollegIn ;-))

    Beste Grüße

    eine Soz.Päd.