Unsere Volksvertreter

Wenn alles getan ist, kann man sich auch mal mit nicht-juristischer Literatur beschäftigen. Ein nettes Büchlein habe ich am vergangenen Wochenende durchgelesen. Und Erstaunliches über diejenigen erfahren, die uns regieren sollen. Deren Wortwahl hat durchaus Unterhaltungscharakter. Wobei gleichzeitig auch der Blick frei wird auf den Charakter einiger (?) Volksvertreter.

Von den Parlamentariern häufiger gebrauchte Beschimpfungen sind

    »Lümmel«, »Lump«, »Schnösel«, »Schwein«, »Strolch«, »Schmutzfink«, »Schwachkopf« oder »Schwätzer«.

Hier scheint sich eine Vorliebe für Zisch-Laute ablesen zu lassen.

Ebenfalls gern genommen wird das Adjektiv »arrogant«, etwa in den Kombinationen

    »arroganter Pinsel«, »arroganter Affe« oder »arroganter Fatzke«.

Bei Konstruktionen mit Adjektiv finden sich überhaupt interessante, mitunter sogar außergewöhnliche Kreationen, etwa

    »semantischer Gartenzwerg«, »geistiger Kurzarbeiter«, »hemmungsloser Demagoge«, »brutaler Volksbetrüger«, »umweltpolitischer Nichtsnutz«, »politische Giftschleuder«, »christliche Dreckschleuder« oder »ehrabschneidender Volksverhetzer«

Als Highlight dieser Aufzählung darf man wohl Herbert Wehners Titulierung des CDU-Mannes Kliesing als

    »geistiges Eintopfgesicht«

betrachten.

[…]

Zwar kann es passieren, dass auch Politiker aus der Haut fahren, gewöhnlich aber versuchen sie ihren Gegner gezielt zu diskreditieren. Dazu wird beispielsweise die Schlüpfrigkeit und Verlogenheit des Gegenübers suggeriert:

    »Heuchelbruder«, »Schmierenkomödiant«, »5pruchbeutel«, »Betrüger«, »Falschmünzer«.

Oder seine Naivität, Ungeschicktheit und Unerfahrenheit behauptet:

    »Rotzjunge«, »Hanswurst«, »Dösbaddel«, »Hampelmann«, »Gnom«.

Oder aber seine Gefährlichkeit und Illoyalität:

    »Brandstifter«, »Frühstücksverleumder«, »Schmutzwerfer«, »Berserker«.

Manchmal werden auch Ämterbezeichnungen zu Rohstoffen für Wortneuschöpfungen:

    »Pannenkanzler«, »Täuschungsminister«, »Hilfsabgeordneter«, »Mithörminister« oder »Bundesminister für Vetternwirtschaft«.

Der Versuch, neue Beschimpfungen zu finden, geht allerdings hin und wieder einher mit der Überschätzung der eigenen Kreativität und Sprachgewalt. Dann entstehen Wortungetüme wie

    »Starkstromleitungsreaktionär« oder »Worthülsenmeister«

und der Verdacht liegt nahe, dass hier ein paar Abgeordnete ganz schön den Hintern zusammengekniffen haben, um mal so richtig witzig zu wirken.

Aber es gibt bei den Neologismen auch Beispiele für gelungene Attacken, etwa Bernd Reuters Bezeichnung des Ex-Bundesumweltministers Walter Wall mann als

    »Quadratschlitzohr«.

Von diesen Leuten, die für das Volk die Gesetze machen, kann auch ein engagierter Strafverteidiger noch eine Menge hinzulernen.

Quelle der Zitate:

Die Kunst der Beleidigung

Dieser Beitrag wurde unter Buchtip veröffentlicht.

9 Antworten auf Unsere Volksvertreter

  1. 1
    Tilman says:

    Düffeldoffel!

  2. 2
    RA Uwe Groß says:

    Hallo Carsten,

    „geistiges Eintopfgesicht“? Der Sinn dessen erschließt sich mir erst, wenn ich EintopfgeRicht lese!

    Stimmt’s oder habe ich Recht??

  3. 3
    RechtsAmWald says:

    Besonders schön ist auch „geistiger Kurzarbeiter“. Ich werde diesen Begriff umgehend in mein Repertoire aufnehmen. Danke!

  4. 4
    Johannes says:

    Wem sagt der Satz „Du kämpfst wie eine Kuh“ etwas? :)

    Daran hat mich der Einband des Buches erinnert.

  5. 5
    Kampfschmuser says:

    @Johannes
    Monkey Island (http://de.wikipedia.org/wiki/Monkey_Island)

    @RechtsAmWald
    Der geistige Kurzarbeiter stach mir auch aus dem wüsten Durcheinander heraus. :)

    Ansonsten habe ich Beleidigungen mehrfach, nein zigmal, auf unsere Politiker anwenden können. :)

  6. 6
    Ralf says:

    Was, Wehners „Sie sind eine Übelkrähe“ (gemeint war Jürgen Wohlrabe) ist nicht dabei?

      Doch, weiter hinten im Buch, das ich nicht vollständig abschreiben wollte. ;-) crh
  7. 7
    RA Frese says:

    Unübertroffen: Loriot !

  8. 8
    doppelfish says:

    Der »5pruchbeutel« stammt dann von den Piraten?

  9. 9
    Das Ich says:

    Ihre Geistige Insolvenz wurde doch wegen fehlender Masse abgelehnt ;-)
    Das fand ein Gegenanwalt aber gar nicht lustig. Der vorherige Kommentar, dass man hier ja nicht bei „Freisler“ sei, hat er zum Glück gar nicht verstanden. Die Richterin übrigens auch nicht.