Anrufer

Die Telefonanlage teilt mit: An einem ganz gewöhnlichen Dienstag habe ich über 20 Telefongespräche geführt. Mit Richtern, Staatsanwälten, Behörden, Mandanten …

In mehr als der Hälfte dieser Fälle habe ich die Telefonate vorbereitet und/oder anschließend eine Telefonnotiz zur Akte gespeichert. Gegen das Vergessen …

Es hätten noch ein paar mehr sein können, wenn mich unsere Mitarbeiterinnen nicht entlastet hätten. Das ist Knochenarbeit, anstrengend und nicht immer lustig.

Zu den laufenden Mandaten, die am Telefon bearbeitet werden, kommen natürlich auch neue Sachen. Oder auch nur schlichte Anfragen. Etwa solche hier:

Ich habe im Internet Ihre Telefonnummer gefunden und habe da mal eine Frage an Herrn Hoenig.

Die Mitarbeiterin bittet in solchen Fällen den Anrufer, sein Problem kurz zu umreißen. Oft läßt sich die Frage auf diese Weise bereits klären und ich habe Zeit, mich um die Sachen zu kümmern, die sich nicht von alleine erledigen. Führt das nicht zum „Erfolg“, bitten wir den Anrufer, seine Frage per eMail zu formulieren. Dann kann ich mich in einer ruhigen Minute mit der Frage auseinandersetzen und sie so oder so beantworten.

In der vergangenen Woche hatten wir einen Anruf, da funktionierte das nicht. Die Anruferin wollte weder mit unserer Mitarbeiterin sprechen, noch war sie bereit, mir eine eMail zu schreiben. Es war ihr zu aufwendig, ließ sie wissen.

Im Anschluß an das Telefonat erhielt ich per Twitter mehrere Nachrichten der Anruferin:

Glaube, ich hätte bei meinen Telefonat gerade sagen müssen, es geht um eine Million ^^ – ok, weiter recherchieren.

Schade, hätte Sie wirklich mal recherchemäßig gebraucht — aber ich habe Sie da überschätzt.

… und jetzt suche ich weiter: RA Strafrecht für kleine Frage

Und Schluss @KanzleiHoenig aus meinem Leben gestrichen …

Ich helfe gern, auch ohne daß es gleich eine Kostennote gibt, solange es den Rahmen nicht sprengt. Aber ich würde mich freuen, wenn Anrufer sich dann auch ein wenig auf meine Bedürfnisse einstellen.

Ich muß wohl akzeptieren, daß nicht jeder die Gabe hat, andere mit höflicher Rücksicht um einen Gefallen zu bitten.

Bildquellenangabe: Rike / pixelio.de

Dieser Beitrag wurde unter In eigener Sache veröffentlicht.

15 Antworten auf Anrufer

  1. 1
    Chak says:

    Das muss man nicht verstehen, warum eine E-Mail zu umständlich ist, aber mehrere Twitter-Nachrichten um sich zu beschweren dann keinen Umstand darstellen?

  2. 2
    ??? says:

    Lieber Carsten, ich habe zwar noch niemanden ermordet, aber eine Normenkontrollklage in Strasbourg, wäre das etwas für Euch?

  3. 3
    Jessy says:

    Nun, die Anruferin scheint zu der Kategorie Menschen zu gehören, die glauben man warte nur auf ihren Anruf und ihre Frage sei auch die einzige die es zu beantworten gilt.
    Die Twitternachrichten sind m.E. eine Frechheit.

  4. 4
    Bert Grönheim says:

    Das ist jetzt aber nicht unbedingt dem 21. Jahrhundert, Internet, Blöd-TV usw. geschuldet. Ich habe Anfang der 80er eine Ausbildung als Rechtsanwaltsgehilfe begonnen. Auch ich hatte die Vorgabe, Anrufern wenigstens eine grobe Info zu entlocken. Ohne Email, FAX und Twitter. Auch keine Handys am Start. Das Gerangel um die erbetene Info war teilweise von hohem Unterhaltungswert, sofern man ein dickes Fell hatte. So stauten sich dann die Anrufer ab 15/16 Uhr, wenn mein damaliger Arbeitgeber, wenn er aus der Strafkammersitzung zurückgekehrt war, eigentlich kurz etwas Essen wollte. Auch der Blick in die Post hätte angelegen. Dann gabs auch noch Besprechungstermine. So endete mancher Tag nach 20, teilweise 21 Uhr und Anwalt und Kanzlei sassen teilweise am Wochenende, um Akten zu bearbeiten und Diktate in Schriftsätze umzuwandeln. Und das alles mit einer IBM 72 Kugelkopfschreibmaschine ohne alle Extras, einer Stenorette und einem Rechner, der als Highlight einen Papierstreifen ausgeben konnte und ein Display hatte. Recherchen wurden in diversen Bibliotheken durchgeführt, mit entsprechender Anreise. NJW lesen war Pflicht. Schönfelder Nachlieferungen einsortieren die Strafarbeit fürs Büro. Wer die Zeit miterlebt hat, weiss das Internet und seinen PC richtig zu schätzen. Nur manche Probleme gabs damals wie heute, kein Problem der so schrecklichen neuen Zeit.

  5. 5
    JJPreston says:

    „recherchemäßig gebraucht“… „für kleine Frage“…

    Da tippe ich doch mal rotzfrech auf Journalistenpraktikantin a.k.a. „Volontärin“, deren Quellenerwähnung im 20-Zeilen-Artikel dem Zensor zum Opfer gefallen, wo die Antwort aber schon vergütungsfähig gewesen wäre…

  6. 6
    alter Jakob says:

    Hey Leute, da ging’s um Millionen!!! einseinself Aber wer nicht will, der hat halt schon. Herr Hoenig muss stinkreich sein sich so ein lukratives Mandat entgehen zu lassen!!!

  7. 7
    BV says:

    Frechheit hin oder her, die Twitter-Nachrichten zeigen jedenfalls, dass alles richtig gemacht wurde. Sie offenbaren, wes Geistes Kind die Anruferin war und dürften wohl jedes schlechte Gefühl unterdrücken. Das spielt in der (wenngleich gewaltlosen) Liga von Leuten, die ohne jegliches Verständnis von Türstehern abgelehnt werden, dann aber kürze Zeit später mit Freunden wiederkommen, um eben diese Türstehen zu vermöbeln oder Schlimmeres. Die wissen dann auch, den richtigen Riecher gehabt zu haben ;-)

  8. 8
    Martin says:

    JJPreston liegt wohl richtig. Ihr Twitter Profil kündigt eine Politikwissenschaftlerin und Journalistin an…

  9. 9
    Ingo says:

    Der schnippische kommentar „es geht um eine Million“ und der kindische Smiley dahinter (^^), zeigt doch wunderbar, dass es sich um das typische eingeschnappte Verhalten handelt, das man nach Zurückweisung mitunter an den Tag legt.

    Es dürfte zu unterstellen sein, dass Herr Hoenig, selbst bei Kenntnis aller Fakten, an dem Mandat kein Interesse haben würde.

    Und das berechtigt.

  10. 10
    Egbert Sass says:

    Eine Lanze für die schreibende Zunft: Sollte ich jemals Dienste von CRH in Anspruch nehmen, zahle ich selbstverständlich nach BRAGO. O.k.?

  11. 11
    Deutsche Gabbana says:

    Es ist doch ganz einfach, entweder hat man Geld, dann macht man einen Termin und zahlt die Gebühr nach RVG oder man hat kein Geld, dafür gibt´s Beratungshilfe und einen Zehner hat jeder.

  12. 12
    Werner says:

    Wie kann man nur Frau Dr. Wichtig ignorieren? Wo es doch um Millionen geht!

  13. 13
    Engywuck says:

    vermutlich eher um eine Million Waldameisen :-)

  14. 14
    TweetStalker says:

    Die restlichen Tweets der Dame sind auch recht… aufschlussreich.
    https://twitter.com/_phoeni/status/253901581735587841
    gefolgt von https://twitter.com/_phoeni/status/253909590847139840

    Hmmm.

    Dann noch https://twitter.com/_phoeni/status/254046357990539264
    und als finales Outing, was sie ist:
    https://twitter.com/_phoeni/status/254130920116862976

    Keine weiteren Fragen, euer Ehren.

  15. 15
    A.N. says:

    @Egbert Sass: Besser nicht, die ist seit gut acht Jahren für neu erteilte Aufträge durch das RVG abgelöst ;)