Britzer Autobahntunnel bringt 2,7 Millionen im Jahr

Der Britzer Autobahntunnel auf der der BAB 100 in Neukölln – „Tunnel Ortsteil Britz“ – ist mit gut 1,7 km der längste Autobahntunnel in Berlin. Und er ist der einzige, der mit einer Schwarz-Blitz-Anlage ausgerüstet ist. Die Meßgeräte arbeiten mit Infrarotlicht, das für die menschlichen Augen unsichtbar ist.

Sie – die Geräte – sind jeweils kurz hinter den Tunnel-Ein- und Ausgängen der beiden Röhren montiert.


Wer die Warnschilder knapp vor den Tunnelportalen übersieht und sich dort nicht auskennt, wird abge-infrarot-lichtet. Es sind nicht wenige, die sich auf dem Weg aus der oder in die Stadt noch mal eben ein Ticket mit nach Hause nehmen.

Von den 6.000 Tunnelfahrern stündlich(!), die durch die Röhren fahren, haben sich im Jahr 2011 rund 148.000 Stück ablichten lassen. Das waren ca. 400 Bußgeldbescheide pro Tag, alle 3 Minuten ein Satz Fotos.

Die Britzer Schwarzblitzer haben dem 2011er Berliner Haushalt auf diesem Wege rund 2,7 Millionen Euro eingebracht. Die Investitionskosten lagen bei etwa 1,4 Millionen. Die Betriebskosten (Wartung, Technik etc.) sind (mir) nicht bekannt, dürften bei diesem Überschuß aber auch nicht sonderlich ins Gewicht fallen.

Es ist nicht einfach, den Vorwurf einer Geschwindigkeitsüberschreitung im Britzer Tunnel zu entkräften. Mit ein wenig technischem Know How aber auch nicht ausgeschlossen. Die weiteren Verteidigungsmöglichkeiten – Fahreridentität, Flensburger Vorteintragungen, Fahrverbot etc. – bleiben auch bei der Tunnelblitzerei erhalten.

Übrigens: Es wird von hinten und vorn gleichzeitig fotografiert, damit auch das hintere Kennzeichen von Motorrädern abgelesen werden kann. Die auf offener Straße gut funktionierende Vorsorge gegen solcherlei Kontrollen – das getönte Visier – erscheint bei der schummerigen Tunnelbeleuchtung nicht in jedem Fall geeignet zu sein.

Dieser Beitrag wurde unter Ordnungswidrigkeiten veröffentlicht.

23 Antworten auf Britzer Autobahntunnel bringt 2,7 Millionen im Jahr

  1. 1
    Hummel says:

    Danke für den Hinweis. Ich fahre da seit einigen Wochen täglich durch.

  2. 2
    ???? says:

    Eine solche Anlage gibt es auch im Richard-Strauss-Tunnel in München-Bogenhausen.

    Und in vielen anderen Unterführungen des Landes wahrscheinlich auch.

  3. 3
    IANAL says:

    Nun, da gibt es eine Geschwindigkeitsbegrenzung, deren Einhaltung kontrolliert wird. Wo ist das Problem?

  4. 4
    Willi says:

    Lieber Her Hoenig,

    Im 4. Absatz bedienen Sie sich eines – wenn auch weit verbreiteten – so doch äußerst unseriösen Tricks, um die Statistik (in ihrem Sinne?) gefährlicher aussehen zu lassen als sie wirklich ist.
    Bei 6000 Autofahrern pro Stunde sollte – für eine brauchbare Vergleichbarkeit – dann bitte auch die Anzahl der Geblitzten mit gleicher Basis angegeben werden, das wären dann 20 Pro Stunde. Macht also 0,33 Prozent „Blitzer-Opfer“, klingt aber halt viel weniger dramatisch.
    Ich kenne die Strecke nicht, wage also nicht einzuschätzen ob man den Blitzer mit einer gewissen Berechtigung tatsächlich als Abzocke bezeichnen dürfte oder nicht. Ich wage aber mal zu behaupten, dass sicherlich die allermeisten (ich behaupte nicht dass es alle wären!) der Geblitzten auch wirklich zu schnell unterwegs waren.
    Ich selbst bin bislang auf vielleicht 500 TKM insgesamt 6 oder 7 mal geblitzt worden. Ja, ich bin jedes mal sauer. Aber verdammt noch mal, bislang weiss ich bei jedem der Blitzer auch dass ich nun mal wirklich zu schnell war und dass ich einzig und allein auf mich sauer sein darf.

  5. 5
    Caron says:

    Die werden nicht geblitzt, weil die „Warnschilder“ übersehen, sondern weil sie an einer Gefahrenstelle (die ein Tunnel immer ist) rasen.
    Bei 0,33% Opfern ist da auch nichts mit realitätsfremder Geschwindigkeitsbegrenzung oder sowas zu diskutieren.
    Der Blog hier geht in letzter Zeit mit Schmackes den Bach runter.

  6. 6
    Name says:

    Warum ist ein Tunnel *immer* eine Gefahrenstelle? Weil es dunkel ist?

  7. 7
    irgendwer says:

    In München im Richard-Strauss-Tunnel steht ebenfalls so ein Geister-Blitzer.
    Das Problem dabei ist, das viele Fahrer bei erlaubten 60 km/h aus Angst geblitzt zu werden an den entsprechenden Stellen auf bis zu 40 km/h abrupt abbremsen, Durch diese unerwarteten Manöver entstehen gefährliche Situationen und Staus im Tunnel.
    Da wäre mir eine Durchfahrzeit-Überwachung bei einfahrt und ausfahrt lieber.
    Der Peutel-Tunnel bekommt im Zuge der Sanierung ebenfalls jetzt solche Geister-Blitzer, bis vor kurzen hieß es noch es sei zu Teuer, aber inzwischen ist es ja eine Einnahmequelle.

  8. 8
    Max says:

    @Wili und @Caron:
    Dieser Blitzer hat nichts mit Verkehrsberuhigung zu tun. Mindestens bis zum Eingang des ersten Tickets wird ein geblitzter Autofahrer weiterhin zu schnell fahren. Auch eine „Warnung“ an nachfolgende Fahrzeuge findet nicht statt, weil diese den Blitz nicht sehen können.
    Es kann an dieser Stelle also nur darum gehen, möglichst viel Geld einzunehmen, und dies geschieht ohne Rücksichtnahme darauf, ob daran vllt. jemand Schaden nimmt.

  9. 9
    ???? says:

    Die Polizei kennt den guten, alten Grundsatz:

    Die wirksamste Kontrolle ist die unangemeldete Kontrolle. Da weiß jeder, der versucht hat, mal Razzia in einem Kinderzimmer zu machen.

    Nicht anders ist es in diesem Tunnel.
    Die Polizei hat hier sozusagen die Tarnkappe auf.
    Herr Hoenig und alle anderen können ja eine Monatskarte der Berliner Verkehrsbetriebe kaufen.

  10. 10
    Steffen says:

    Was hier einige vielleicht vergessen, selbst wann man in Tunneln „rast“ oder sonstwas, hat man immer noch das Recht sich zu verteidigen, oder? Und darauf ziehlt der Tip in diesem Beitrag wohl auch ab. Wenn da 148.000 Bilder pro Jahr gemacht werden, wie viele Messungen sind dann falsch? Sicher mehr als null…

  11. 11
    RA Neldner says:

    Grüße aus der Heimat der Schwarzlichtblitzer (Thüringen), wo ich alle Autobahntunnel kenne, die KEINEN Blitzer haben. (Es sind nicht viele)
    Mein bisher unschlagbares Mittel: Tempomat vor dem Tunnel auf 81 oder 82 km/h lt. Navi einstellen und durchrollen. Bei niedrigeren Geschwindigkeiten natürlich anpassen, denn niemand weiß, wann das Upgrade bei dem jeweiligen Blitzer durch ist, so dass er sich auf die angezeigten Geschwindigkeiten anpasst.
    Langweilige Strategie? Sicher!

  12. 12
    meine5cent says:

    „Die auf offener Straße gut funktionierende Vorsorge gegen solcherlei Kontrollen – das getönte Visier – erscheint bei der schummerigen Tunnelbeleuchtung nicht in jedem Fall geeignet zu sein. “
    Ich dachte immer, die gut funktionierende Vorsorge bestünde darin, die gut erkennbaren Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuhalten, wenn man schon am Tunneleingang auf die Kontrollen hingewiesen wird.

    Dass „blitzloses Blitzen“ in derart langen Tunnels sinnvoll und nicht nur Abzocke ist, weil bei Unfällen in Tunnels gegenüber Unfällen auf freier Strecke erhebliche Risiken für viele andere Verkehrsteilnehmer entstehen können (Brand, Rauchentwicklung, erschwerter Zugang für Rettungskräfte), könnte man bei minimalem Nachdenken auch erkennen.
    Wenn nicht alles durch die Taktik-Brille: „wie kann ich am Besten verhindern, dass meine Verkehrsverstöße entdeckt werden und wie kann ich ihre Konsequenzen verhindern“ betrachtet würde.

  13. 13
    Klaus says:

    > Wenn da 148.000 Bilder pro Jahr gemacht werden, wie viele Messungen sind dann falsch? Sicher mehr als null <

    Wenn da 148.000 Bilder pro jahr gemacht werden, wieviele Verkehrsteilnehmer sind dann den Grundsätzen zur Teilanhme am Straßenverkehr nicht nachgekommen? Deutlich mehr als null….

  14. 14
    Ingo says:

    Wenn ich mir das willfährige Gesäusele allenthalben anschaue, wird mir wieder langweilig zumute. Die ewige Polemik, wer nicht zu schnell fährt, wird auch nicht bestraft. Stimmt zum ersten nicht immer, wie so mancher Fall beweist, zum zweiten werfe der Unschuldige den ersten doppelmoralischen Stein… Aber die Diskussion ist ausgelutscht, sie langweilt nur noch.

    Daher mal ein kleines technisches Update: Das Gerät arbeitet durchaus mit (Rot-)Blitz, bei dem jedoch ein Großteil der Rot-Töne herausgefiltert wird. Fährt man eiligen Zeitgenossen in den Tunnel hinterher, kann man – wenn man nur gut genug darauf achtet – das leichte rote Zucken in den Blitzmodulen durchaus auch noch mit dem bloßen Auge wahrnehmen :)

  15. 15
    nullplan says:

    @Ingo: *steinwerf*

    @CRH: Ähm… nein, man bekommt kein Ticket, weil man sich „nicht auskennt“, sondern weil man die zweite Klasse noch nicht abgeschlossen hat und unfähig ist, schwarze Zahlen in einem rot umfassten weißem Kreis zu lesen.

  16. 16
    Notorischer Raser says:

    > Wenn da 148.000 Bilder pro Jahr gemacht werden, wie viele Messungen sind dann falsch? Sicher mehr als null <

    Warum? Geschwindigkeit beweisbar zu messen ist nicht so kompliziert. Die technisch mögliche Streuung wird ein Toleranzbereich in der Verfolgung abfedern. Die wahren Fehler passieren eher bei der Feststellung der Täter = Lenkereigenschaft… ;-)

  17. 17
    Ingo says:

    @nullplan: Es wird Zeit, ins doppelmoralische Bettchen zu gehen. Aber vergewissern Sie sich zuvor, dass Sie nicht in einem Glashaus schlafen.

    @Notorischer Raser: Das stimmt, die Hauptprobleme ergeben sich durch Fahreridentifizierungen. Was aber nicht heißen soll, dass es nicht auch Messfehler bei stationären Geräten gibt. Auch solche kommen mitunter mal auf die Schreibtische der Gutachter. Bei mobilen Geräten sogar mitunter etwas häufiger :)

  18. 18
    Mirco says:

    Von den 6.000 rund 148.000 Stück. Das nenn ich eine ziemlich große Ausbeute.

  19. 19
    Klaus says:

    Der Britzer Tunnel geht für mich durchaus als Gefahrenstelle durch. z.B. wegen der sehr kurzen Auffahrten _im_ Tunnel.
    Die Blitzer-Warnschilder vorm Tunnel sind auch gut zu sehen und das am Tunneleingang auf einmal der Großteil der Verkehrsteilnehmer in die Eisen geht, sollte auch auffallen.
    Die niedrige Zahl an Geblitzten in diesem Tunnel hängt, meiner Meinung nach, auch damit zusammen, dass es teilweise schon arg schwierig ist im Britzer Tunnel zu schnell zu fahren (alle 3 Spuren belegt).

    Gegenargument zum Blitzer:
    Die Tachos der LKW gehen meist genauer als die der PKWs. Deshalb fahren die PKWs im Tunnel oft zu langsam (den Fahrern wird 80 angezeigt) und das bringt die LKW-Fahrer teilweise dazu viel zu dicht aufzufahren, weil sie die 80 ausreizen wollen. Das halte ich für ein echtes Sicherheitsproblem. Vor allem in Zusammenhang mit den genannte kurzen Auffahrten.

    Nebenbei kann ich mich Ingo nur anschliessen. Man sieht im Britzer Tunnel doch ab und an mal ein rotes Blitzen an den entsprechenden Stellen.

  20. 20
    Schnorri says:

    Was beklagt der Hausherr denn nun?

    Dass es im Britzer Tunnel Blitzer gibt, die nicht weiß blitzen?

    Wahrscheinlich ist das dieses Mal nur Kundenakquise…

    Was man durch das Blitzen Im Tunnel erreicht hat, ist, dass es deutlich weniger Unfälle, vor allem schwere, gibt. Da bin ich gern bereit zu schlucken, dass manche Messung falsch sein kann.

  21. 21
    Ingo says:

    @Schnorri: In Deutschland wird schon seit anno dazumal rot geblitzt, nicht weiß.

    Es gab einige Zeit lang mal ein paar Oasen, wo es gemacht wurde, aber auch die dürften mittlerweile aussterben.

  22. 22
    Hummel says:

    @crh: Danke für die Antwort. Mir ging es weniger darum, dass eine Verkehrsordnungswirdigkeit nach drei Monaten verjährt ist. Ich nutze den Britzer Tunnel auf der Arbeitsanfahrt seit etwa zwei Monaten, bisher kein Ticket. Aber es ist interessant zu wissen, dass dort ein Blitzer installiert ist, das wußte ich bisher nicht. Ich beachte aufgrund Ihres Blogeintrags einfach die Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 km/h etwas mehr als ich das bisher getan habe und achte seit heute auf die 80 km/h bei der Tunneleinfahrt und -ausfahrt. Daher mein Danke, der Blogeintrag hat mir wahrscheinlich 50 Euro erspart..

    Das ist vielleicht die etwas effektivere Methode als die von Ihnen im letzten Blogeintrag vorgeschlagene Methode, sich unbedingt gegen jede ungerechtfertigte Geschwindigkeitsmessung juristisch wehren zu müssen.

  23. 23
    Berliner says:

    Zwei Anmerkungen:

    > Die Meßgeräte arbeiten mit Infrarotlicht, das für die menschlichen Augen unsichtbar ist.

    Das ist so nicht richtig. Die Messung erfolgt mittels Induktionsschleifen in den 3 Fahrspuren. Zu erkennen am weißen Strich. Die Bildaufnahme erfolgt dann mittels Infrarot Beleuchtung, was scharfe schwarz/weiß Fotos ergibt.

    > das getönte Visier – erscheint bei der schummerigen Tunnelbeleuchtung nicht in jedem Fall geeignet zu sein.

    Funktioniert sowieso nicht. Es gibt eine schöne Testreihe auf einer einschlägigen Webseite zum Thema die zeigt das getönte Visiere bei der aktuellen Fototechnik ‚durchsichtig‘ werden. Das Gesicht ist selbst bei stark getönten Scheiben 1A zu erkennen, soweit der Helmausschnitt es zulässt. Wenn schon denn schon den Helm nicht ohne Haube aufsetzen.

    Noch ein paar Gedanken zum Thema: Die Anlage führt regelmäßig zu Links Schleichen, die bei erlaubten 80 mit 60-65 durch den Tunnel schleichen. Dabei bremsen sie direkt bei der Einfahrt ab und beschleunigen direkt an der ausfahrt. Bitte schleicht RECHTS wenn ihr nicht in der Lage seid einfach bei den 2 Messchleifen mal kurz das richtige Tempo zu fahren. Dazwischen passiert euch nichts und ihr führt nur zu Staus.