Kein Netz in der JSA

Die Jugendstrafanstalt (JSA) in Charlottenburg ist der Vorreiter. Was das Nicht-Telefonieren-Können angeht. Nach fünf Jahren ist es der Verwaltung gelungen, das Pilotprojekt „Mobilfunkunterdrückung“ in Berliner Gefängnissen zu starten. Ein System von Antennen verhindert ab sofort den Internet- und Mobilfunkempfang im Bereich der Untersuchungshaftanstalt in der JSA

Unser freundlicher Justizsenator bringt es aber auf den Punkt. „Über die Innovativität der Gefangenen mache ich mir keine Sorgen.“ soll Thomas Heilmann bei der Präsentation der Kommunikations-Sperre in Charlottenburg gesagt haben. Ich bin tatsächlich gespannt, ob sich diese Rieseninvestition – 840 000 Euro – am Ende „lohnt“ und die unkontrollierte Kommunikation aus der Haft heraus nicht nur erschwert wird.

Ich halte den erheblichen (finanziellen) Aufwand für übertrieben. Die Mittel kann man in einer Jugendstrafanstalt sicherlich wesentlich sinnvoller einsetzen. Vor allem dann, wenn man weiß, daß die Jungs die reingeschmuggelten Telefone in aller Regel dazu nutzen, um ihren Müttern das Elend der Welt zu klagen. Oder um ihren Anwälten auf die Nerven zu gehen.

Bild: Karl-Heinz Laube / pixelio.de

Dieser Beitrag wurde unter Knast veröffentlicht.

11 Antworten auf Kein Netz in der JSA

  1. 1
    matthiasausk says:

    Dann sollten doch die Anwälte den Hut für den verarmten Justizsenator rumgehen lassen!
    Ich kenne da Bilder von einem Anwalt mit einem gut geeigneten Hut ;)

  2. 2
    Kand.in.Sky says:

    Man darf nicht ausser Acht lassen, dass diese Frequenzunterdrücker mit einem Weissne Rauschen arbeiten, d.h. Störsignale permanent über das gesamte Spektrum aussenden. Gesundheitliche Gefahren sind da keineswegs als Spinnereien oder VS anzutun.
    Das ist ein mehr als Bedenklich und wird sicherlich für manche Klage oder EV sorgen.

    #k.

  3. 3
    NochNieEingefahrener says:

    Darf ein Rechtsanwalt als Organ der Rechtspflege eigentlich ein auf solch illegale Weise zustandegekommenes Gespräch mit seinem inkarzerierten Mandanten führen, oder muss er das Gespräch verweigern, wenn Gottfried Gluffke, von dem er weiß, dass er gerade einsitzt, ihn anruft und selbiger womöglich noch frisch von der Leber weg erzählt „Ja, ich rufe gerade aus meiner Zelle aus an…“?

    • Probieren Sie’s aus: Lassen Sie sich inhaftieren, besorgen Sie sich ein Handy und rufen Sie mich dann mal an. crh
  4. 4
    Andy says:

    So ein Blödsinn. Aber mir ist ja ohnehin nach wie vor nicht klar, weshalb Strafgefangene nicht telefonieren oder internetten dürfen sollen.

  5. 5
    Heinz says:

    D.h. Sie wissen, wofür die Einsitzenden ihre Telefone sonst noch nutzen? Erfragen Sie das, oder werden solche Informationen freiweillig geteilt?
    Ich behaupte, die Jungs und Mädels berichten ihrem Anwalt nicht zwangsweise von anderen, möglicherweise strafrechtlich fragwürdigen, Gesprächen…

  6. 6
    cepag says:

    in einer großen sächs. JVA wird Mobilfunkabschirmung seit Jahren angedacht, aber nicht umgesetzt. Der wahrscheinliche Grund dafür ist, das regelmäßig Antennenautos des LKA vor den Mauern stehen. Offensichtlich sind die hieraus gewonnenen Erkenntnisse wichtiger, als den Vorteil, den Inhaftierten-Mobilfunk zu unterbinden.
    (Sagt aber keiner offiziell).

    • Ein weiteres Problem sind die Handys der Justizbediensteten, die – auch im Notfall – innerhalb des Sperrbezirks nicht telefonieren können. crh
  7. 7
    NochNieEingefahrener says:

    Danke für den Vorschlag, aber ich möchte meinen Nick nicht auf „EinmalEingefahrener“ ändern müssen. Und leider sind sie auch räumlich etwas zu weit weg, ich glaube mit der Bestellung als Pflichtverteidiger gäbe das dann Ärger. Ihr Kollege Vetter hatte dazu mal was über den Aufwand gebloggt, wenn ich mich recht erinnere – ah, hier: http://www.lawblog.de/index.php/archives/2009/07/03/amtsgericht-koln-feilscht-um-fahrtkosten/ Trotzdem wünsche ich mir natürlich einen Verteidiger „wie den Hoenig“, sollte ich irgendwann einen in Strafrechtsdingen brauchen. ;-)
    In der Familienrechtssache damals war mein Anwalt viel zu sehr auf Kuschelkurs, den möchte ich definitiv nicht als Strafverteidiger erleben.

  8. 8
    Lexus says:

    @Andy:

    Damit sie nicht aus dem Gefängnis raus ihre „Geschäfte“ ungestört weiterbetreiben. Die Einschränkungen der Kommunikation erschweren es aber auch Druck auf andere Personen auszuüben. Zum Beispiel seine Frau zu zwingen in die Langzeitbesuchszelle zu kommen.

    Verhindern tut es das ganze natürlich nicht, da ja weiterhin Telefonate an kontrollierte Nummern zulässig sind… Aber es erschwert es zumindest.

  9. 9
    jansalterego says:

    @Lexus: Nur dass diese Intention bei einer Jugendstrafanstalt halt arg konstruiertt wirkt. Hat man da wirklich die Vorstellung es gäbe 19-jährige Paten, die zigarrerauchend ihr Verbrechensimperium vom Bau aus am Laufen halten? Allenfalls Versuche, Zeugen telefonisch zu einer anderen als der erwarteten Aussage zu bewegen kann man sich vorstellen, aber dann sprechen wir ja wieder von U-Haftanstalten. Jednenfalls bei Jugendlichen, Heranwachsenden und jungen Erwachsenen finde ich die Maßnahme völlig überzogen, zumal es dort wahrlich andere Sachen gibt, für die man das viele Geld ausgeben könnte…

  10. 10
    Lexus says:

    Das Hierachie- und Banden-Konstrukt ist doch gerade in Jugendstrafanstalten ein Problem. Viele Häftlinge sind froh wenn sie endlich 24 sind und der Jugendstrafanstalt deswegen entrinnen und in den Erwachsenenstrafvollzug kommen. Wobei ich hier natürlich nicht für die gesamte Bundesrepublik sprechen kann.

  11. 11
    John Miehler says:

    Ist doch ganz schön, wenn die Anrufe aus dem Knast unterbunden werden und Sie wieder zum Arbeiten kommen ;-)