Sommerloch mit Sprengstoff gestopft

Die Stimmung in Berliner Rockerkreisen ist angespannt, keine Frage. Besonders zwischen Engeln und Banditen gibt es derzeit keine freundschaftlichen Beziehungen. Das ist natürlich auch den Medien aufgefallen.

Nun hat Alexander Fröhlich für den Tagesspiegel „exklusiv“ eine neue Sensation ausgegraben:

Sie [drei „bunte“ Rocker] waren mit einem Mietwagen aus Schweden unterwegs und mit der Fähre aus Dänemark gerade in Rostock angekommen, als die Polizei zuschlug. Im Gepäck fanden die Beamten drei Stangen Sprengstoff, insgesamt 700 Gramm, eine Sprengkapsel und schusssichere Westen. Die drei Rocker sitzen jetzt in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft Rostock und das Landeskriminalamt (LKA) Mecklenburg-Vorpommern wollen sich wegen der laufenden Ermittlungen noch nicht äußern.

Wenn man sich die Landkarte anschaut und die Linie von Dänemark nach Rostock verlängert, landet man in Berlin. Rocker – Sprengstoff – Berlin. Es ist gar nicht anders denkbar: Die Bandidos wollten die Hells Angels in die Luft sprengen.

Ganz exklusiv schreibt der Journalist daher:

Die Polizei hat drei Rocker festgenommen, die Überläufer zu den Hells Angels offenbar mit einem Bomben-Anschlag töten wollten.

und tritt den Beweis dafür an:

Ermittler gehen davon aus …

Es wäre sehr bedauerlich, wenn manchen Journalisten im Sommerloch auch noch die Rocker ausgingen … dann hätten sie wirklich nur noch die Glaskugel.

Dieser Beitrag wurde unter Rocker veröffentlicht.

5 Antworten auf Sommerloch mit Sprengstoff gestopft

  1. 1
    Hardy says:

    „Im Gepäck fanden die Beamten drei Stangen Sprengstoff, insgesamt 700 Gramm, eine Sprengkapsel und schusssichere Westen.“

    Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Die wollen doch nur spielen.

    „Mit wachsender Verzweiflung hält Biedermann an der Überzeugung fest, seine beiden Gäste seien keine Brandstifter, sondern seine Freunde.“

  2. 2
    Egbert Sass says:

    Statt sich permanenter Journalistenschelte zu befleißigen, sollte RA Hoenig der schreibenden Zunft dankbar sein, dass sie in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift MOTORRAD (Heft 16) kostenlose PR für Leistungen seiner Kanzlei veröffentlichten. Im redaktionellen Teil, wohlgemerkt. Und nein, ich war’s nicht. Darauf einen Dujardin. *grins*

  3. 3
    ksu says:

    Nach allem was auch in der seriösen Presse steht, scheinen die tatsächlich einen Anschlag auf „Überläufer“ in Berlin geplant zu haben… Oder haben Sie entgegengesetzte Informationen?

    • Ist der Tagesspiegel, aus dem ich zitiert habe, Ihrer Ansicht nach etwa keine „seriöse Presse“?
      Und: Ja, Strafverteidiger haben manchmal bessere Quellen als so genannte seriöse Journalisten, die voneinander abschreiben.
      crh
  4. 4
    Egbert Sass says:

    Also 700 Gramm Sprengstoff sind doch nun wirklich szenetypischer Eigenbedarf. Die dänischen Rocker waren vermutlich auf dem Weg zum Fahrtraining beim ADAC in Linthe und wollten abends während der Bikerparty einfach nur bissl rumböllern. Und weil Sicherheit groß geschrieben wird, tragen sie dabei eben Schutzwesten. Typisch Wikinger eben, andere Länder, andere Sitten. Skol! Aber wieso Mietwagen und keine Harleys? Das ist ja uncool.

  5. 5
    Atze says:

    Nix mit spielzeug
    1 kg TNT verwüstet einen Umkreis von ca. 5 m mit mehr als 280 mbar Druckdifferenz. 200 mbar: Schwere Schäden an Stahlkonstruktionen (Hochhäusern)
    490 mbar: Umwerfen von PKW.