Rechtsanwälte haben aber […] nicht die Courage, dezidiert und kontrovers Meinungen öffentlich zu vertreten und auch kritisch Stellung zu beziehen. […] Es fehlen kontroverse Diskussionen und entsprechende Beiträge sowie jeglicher rechtspolitische Weitblick.
RA Kleine-Cosack, Anwaltsblatt 2012, 68; (auszugsweise!) zitiert nach RA Achim Flauaus
Der Kollege Kleine-Cosack hat in den vergangenen drei Wochen das law blog, insbesondere die „kontroversen Diskussionen“ über das lateinische Kochbuch, nicht gelesen, sonst würde er das so nicht sagen. ;-)
Wobei er in Bezug auf die Mehrheit der Rechtsanwälte leider Recht hat. Genauso wie andere Juristen sind die meisten reine Subsumtionsmaschinen, für die Rechtspositivismus als ethische Richtschnur ausreicht.
Wie oft denke ich mir bei Diskussionen mit Kollegen: „Mit Euch als Juristen würde auch eine Diktatur (wieder) funktionieren.“
Nach meiner Erfahrung hat die unter Anwälten so verbreitete Compliance oder auch Konformität mit Vorgaben und das fast vollständige Fehlen kritischen Potentials geschweige denn öffentlich geäußerter Kritik auch etwas damit zu tun, dass es die Zunft bislang nicht geschafft hat, sich selbst Qualitätsstandards zu geben und die entsprechenden Standards auch durchzusetzen – oder wie es ein Amtsrichter in Chemnitz einmal am konkreten Beispiel formuliert hat: Selbst der dümmste Angeklagte verdient nicht so einen Anwalt.
@A. Moser
Die Diktatur funktioniert nicht nur wegen der Juristen. Auch Beamte, Politiker, Richter, Staatsanwälte usw.
Und alle nach dem Grundsatz: Wir halten uns nur ans Gesetz.
Ein wirklich erfreulicher Beitrag von Kleine-Cosack im Anwaltsblatt 1/2012. Die meisten Collegen vergessen offensichtlich, das „Standespolitik“ sich nicht am geltenden Recht orientieren muss, sondern auch Gegenwart und Zukunft gestalten soll. Ich erinnere mich noch an eine Aussage eines Kollegen aus der Zeit des Werbeverbotes. „Der Anwalt wirbt durch seine gute Leistung.“ Als ob der Anwaltsmarkt wie der Bananenverkauf in der DDR funktioniert.