Das iPhone und sensible Beerdigungen

Ausstellung kurioser GartenzwergeBahnreisenden ist das Phänomen bekannt: Wichtig-Telefonierer, die den gesamten Zug (inkl. Lokführer) mit privaten Details aus ihrem Leben unterhalten. Der (mein!) Wunsch nach einem Störsender, der diesen Großraumbeschallern die Instrumente lahmlegt, dürfte nachvollziehbar sein.

Ähnlich Wünsche wie Zugpassagiere müssen wohl auch Polizeibeamte haben. Wegen der vielen „Leser-Journalisten“, die Film- und Photoaufnahmen von den Einsätzen anfertigen und die dann auch noch im Netz veröffentlichen. Diesen Beamten kann nun geholfen werden.

Im elektronischen Blätterwald wird über eine Vereinbarung zwischen Apple einerseits und unserer Exekutive andererseits berichtet. Danach sollen Polizei und Regierung die Möglichkeit bekommen, die Aufzeichnungsfunktionen von Apple Produkten zu deaktivieren. Der Einsatzleiter, der seine Mannen und Frauen ungestört beispielsweise eine Demonstration auflösen lassen möchte, legt schlicht einen Schalter um und schickt ein Signal an alle Apple Produkte im Umkreis seiner Wirkung.

Den Medienberichten zufolge sperre dieses Signal die Aufzeichnungsfunktion der smarten Phone und zusätzlich auch den Versandt der Bilder über das Funknetz, so daß die Beamten unverletzt in ihren Persönlichkeitsrechten z.B. lästige Demonstranten entsorgen können.

Das sei laut Apple aber gar nicht beabsichtigt. Vielmehr gehe es dem Hersteller dieser Elektronik um Kino- und Theaterbetreiber, Veranstalter von „sensiblen Veranstaltungen wie Beerdigungen oder religiösen Events“, die die Chance bekommen sollen, mit dieser Funktion illegale Aufzeichnungen zu unterbinden.

Es wird berichtet, daß bei dem Versuch, trotz eingeschalteter Sperre hinter dem so genannten Geofence zu filmen, ein Popup mit dem Bild des Polizeipräsidenten oder wahlweise Steve Jobs erscheinen wird, die dem Nutzer den gestreckten Mittelfinger zeigen.

Dieser Beitrag wurde unter Politisches, Polizei veröffentlicht.

11 Antworten auf Das iPhone und sensible Beerdigungen

  1. 1
    Jens says:

    Gibt es dazu Quellen, z.B. wie das technisch umgesetzt wird?

  2. 2
    sascha says:

    Was ist den heute für ein Datum? Oh, nicht der 1.4… Hmm. Also, dann würden mich auch die Herkunft interessieren.

  3. 3
    MH says:

    Soll das ein Scherz sein? Sie wissen schon, dass damit auch berechtigte Aufnahmen (z.B. bei besonders übereifrigen Beamten, die gerne mal á la Stuttgart 21 drauf los prügeln) ebenfalls unterbunden werden könnten? Und Ihnen ist bestimmt auch bewusst, dass gerade diese Fortschritte der Technik dazu beigetragen haben, Probleme mit der Staatsgewalt überhaupt an die Öffentlichkeit zu bringen bzw. sie beweistauglich visualisieren zu können? Das Subordinationsverhältnis Staat-Bürger ist doch schon genug des Kräftemessens zum Vorteil der Staatsmacht. Sie als Strafverteidiger sollten die ganze Sache eher von Seiten der Bürger her betrachten, auch wenn die Argumentation im Hinblick auf das APR der Beamten selbstverständlich nachvollziehbar ist.

  4. 4
    gast says:

    Apple hat ein Patent auf eine entsprechende Technik bekommen – von einer Implementierung in bestehenden Geräten oder gar Vereinbarungen mit unserer Exekutive kann keine Rede sein. Der Chip-Artikel ist extrem schlecht recherchiert.

    mehr bei zdnet:
    http://www.zdnet.com/apple-patent-could-remotely-disable-protesters-phone-cameras-7000003640/

  5. 5
    Thorsten says:

    Heißt das, dass man sein Handy künftig bei Besuchen einer Demonstration vorher in den Flugbetriebsmodus schalten und im Falle einer drohenden Festnahme schnell herunterschlucken oder in sonstigen Körperöffnungen verstecken muss?

  6. 6
    Jens Bonn says:

    @Thorsten

    Wahrscheinlich wird die Kamera im Flugmodus dann gar nicht mehr funktionieren.

    Auf der anderen Seite ist es aber auch nicht so schlimm – ich glaube die Schnittmenge Apple-User / Demonstranten ist deutlich kleiner als Android-User / Demonstranten.

    Und die Möglichkeit ein sofortiges Senden von Bildern zu verhindern gibt es jetzt schon …

    Und wie ich gerade lese ist es von GPS-Daten abhängig – GPS aus und gut ist. Saugt eh nur Strom und wird zu 90% nicht gebraucht.

  7. 7
    Jens says:

    Was ist nur aus den linken DemonstrantInnen geworden? Haben die jetzt echt apple-Handys? Um es mit Die Ärzte zu sagen: Ist das noch Punkrock? – Ich glaube nicht.

  8. 8
    Heinz says:

    „Der (mein!) Wunsch nach einem Störsender, der diesen Großraumbeschallern die Instrumente lahmlegt, dürfte nachvollziehbar sein.“

    Bei GSM-Netzen kann man einfach ein altes Handy zum Störsender umrüsten^^

  9. 9
    Heinz says:

    Appelkunden bekommen, was sie verdienen!

  10. 10
    Bilbo Beutlin says:

    Apple halt. Man wird gegängelt und soll dafür mehr bezahlen. Das fängt beim DRM an, geht über die APPs und hört bei so bescheuerten Funktionen – die künftig tatsächlich eingebaut werden könnten, was ich bei Apple durchaus wahrscheinlich finde – auf. Zwischendrin werden dann auch mal Ebook-Zeitschriften zensiert, weil ein nackter Busen zu sehen ist oder Emails gelöscht, weil die falschen Schlüsselworte drinstehen. Ganz großes Kino.

    Apple steckt seinen Kopf in den Hintern aller staatlichen Stellen und will jedem seine Moralvorstellungen aufdrücken. Außer bei den Steuern, da bescheissen sie den Staat allerbestens. Und bei den Arbeitsbedingungen in der Herstellung, da kennen sie auch keine Moral.

    Ich kann echt nicht verstehen, warum man von denen etwas kaufen sollte.

  11. 11
    Zivilrechtler says:

    @crh:
    Ihr Wunsch nach einem (leider illegalen) Störsender ist zumindest für einen Teil der Anrufe gar nicht so schwierig zu realsisieren:

    http://www.technologyreview.com/news/518646/hacked-feature-phone-can-block-other-peoples-calls/