Kein Schnorrer

Sie sind das wiederkehrende Problem eines jeden Rechtsanwalts, der eine öffentliche eMail-Adresse oder einen Telefonanschluß hat: Die „Mal-eben-Fragen“. Weil man die anwaltliche Beratungsleistung nicht anfassen kann, wird sie mehr als manchmal nicht als Leistung anerkannt. Demzufolge gibt es auch keinen Gedanken an die Gegenleistung.

Daß das nicht immer so ist, zeigt diese eMail-Anfrage, die ich gern beantwortet habe. Es war zudem eine Frage, die jeder einigermaßen erfahrene Strafverteidiger aus dem Ärmel beantworten kann.

Ich bin mir natürlich darüber bewusst, dass Ihre Beratung nicht kostenlos ist. Da ich über keine Rechtsschutz-Versicherung verfüge, und ich mich zudem völlig im Recht sehe, möchte ich die Kosten gerne vorher überblicken können. Ich würde mich daher freuen, wenn Sie mich zunächst über die entstehenden Kosten aufklären könnten. Vielen Dank aber schonmal vorab für Ihre Hilfe!

Die freundliche Wertschätzung der anwaltlichen Beratung durch diesen Mandanten war mir Honorar genug. Ich konnte ihm auch ohne Rechnungsnummer weiterhelfen.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemeines (Kanzlei) veröffentlicht.

6 Antworten auf Kein Schnorrer

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    Thomas Will says:

    Ich sehe bzw. handhabe das genauso. Jemand, der nett fragt und NICHT davon ausgeht, der anwaltliche Rat sei nichts Wert und deshalb kostenlos, der bekommt auch gerne mal eine Auskunft ohne Rechnung.

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    BV says:

    Bitte mal in einigen Monaten berichten, wie häufig dieser „Textbaustein“ in zukünftigen Anfragen aufgetaucht ist ;-)

  3. 3
    Ingo says:

    Sagen Sie das nicht zu laut, sonst kommen künftig nur noch E-Mails voll überschwänglichen Lobes für die anwaltliche Dienstleistung in der Hoffnung, rechnungsfrei auszugehen…

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    RA Müller says:

    Man ist einfach zu weichherzig und schon den Tränen der Rührung nahe, wenn überhaupt einmal ein Mandant von sich aus die Gebührenfrage anspricht oder einen Vorschuß anbietet. Ich erteile Rechtsrat grundsätzlich nicht mehr kostenlos, auch nicht, wenn jemand „nett fragt“. Ich kann meinen Arzt auch nicht einfach mal nett fragen, wie er meine Rückschmerzen beurteilt oder die Gerichtskasse mal nett fragen, ob ich die Akte vielleicht einmal kostenlos erhalte oder ob die Klage ohne Gerichtskostenvorschuß zugestellt wird. Dabei sind das doch auch nur Kleinigkeiten, die man mal nebenbei kostenlos erledigen kann.

    Ich habe einmal einen Monat lang spaßeshalber den „Sei-mal-nett“-Test gemacht und alle „kurzen“ und netten Anfragen kostenlos „nebenbei“ beantwortet. Das Ergebnis war, daß ich 2/3 des Tages nur mit solchen Telefonaten und E-Mails beschäftigt war und sich die Zahl der Schnorrer von Tag zu Tag häufte. Folgemandate und Geld kamen dabei nicht in ausreichendem Maße herum.

    Das mache ich wirklich nur noch, wenn erkennbar ganz arme Schweine, denen übel mitgespielt wurde, um Hilfe nachsuchen. Bei den Schnorrern handelt es sich aber oftmals um Leute, die es sich eigentlich leisten könnten. Nicht selten sind es sogar sehr wohlhabende Leute. Einfach nur widerlich.

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    Rainer says:

    Na sowas,

    ich dachte, ich wär der Einzige, der immer vorher anfragt, was eine bestimmte Leistung denn so kosten soll…

    Schön in diesem Zusammenhang: Mein Anwalt will dann gar keinen Vorschuß mehr, sondern schickt irgendwann mal eine Rechnung (die selbstverständlich mit der Vorauskunft übereinstimmt).

  6. 6

    wir machen viel networking, da ist oftmals kostenlose beratung dabei. die letzte führte dazu, dass ich eine band offiziell bei den verhandlungen mit einem bekannten hersteller von gitarren vertreten darf – und das vielleicht vor ort in texas. karma.