Der Strafverteidiger als „romantischer Held“

CheGuevaraDem Mandanten fällt es schwer, die Finanzierung seiner Verteidigung auf die Beine zu stellen. Es ist eine recht komplizierte Angelegenheit mit Auslandsbezug und europäischem Haftbefehl; das Ganze dann vor einem wirtschaftsrechtlichen Hintergrund, der auch an versierte Versicherungsrechtler erhöhte Anforderungen stellt. Es muß also ein Verteidiger-Team zusammen gestellt werden, das sich nicht nur um ein (Auslands-)Haftverfahren kümmert, sondern auch die Weichen stellt für eine effektive Verteidigung vor der Wirtschaftsstrafkammer.

Es hat zwei Wochen und gefühlte 5 Terabytes elektronischer Korrespondenz gedauert, dann endlich war die Entscheidung gefallen, die Vollmacht erteilt und die Zahlungszusage gemacht. Die Nachricht, mit der die Unterlagen auf unserem Kanzleiserver eintrafen, endete mit dem Satz:

Ich hoffe also, Sie sind dann der Che Guevera der Strafverteidigung.

Che gilt meiner Generation als „romantischer Held“, der allerdings ein jähes, aber für Helden typisches Ende genommen hat. Wenn also in den nächsten Tagen hier keine Blogbeiträge mehr erscheinen, sollte jemand mal in Bolivien nachfragen, was aus dem kleinen Strafverteidiger aus Kreuzberg geworden ist …

Obwohl: Der große Comandante ist auch nicht totzukriegen.

Dieser Beitrag wurde unter Mandanten veröffentlicht.

8 Antworten auf Der Strafverteidiger als „romantischer Held“

  1. 1
    Gabriele says:

    Na dann, immer schön die Faust erhoben halten.
    !Hasta la victoria!
    …passt ja auch irgendwie zum Beruf des Rechtsanwaltes.

  2. 2
    Fidelio says:

    Che Guevara hat aber seine Ziele ohne Beachtung des schnöden Mammons verfolgt ;)

  3. 3

    Ein wahrer Fan, dieser Mandant.

    Immerhin wurde der „romantische Held“ für so gefährlich gehalten, dass selbst nach seinem Tod
    gleich mehrere Militärdiktaturen in Südamerika installiert wurden, etwa am 11.9.1973 in Chile.

  4. 4
    erwin says:

    „¡No pasarán!“

  5. 5
    unbekannter says:

    naja – ob das so richtig war was der Onkel im Kongo dann gemacht hat?

  6. 6
    Senfgnu says:

    Viel interessanter ist ja die Frage, ob Herr Hoenig dann auch mittels Schusswaffe verteidigt.

  7. 7
    matthiasausk says:

    Ich hab mal einen Dokumentarfilm gesehen – da fragte man sich ernsthaft, was einen ansonsten hochgebildeten Menschen -er war ja Arzt- reitet, miserabel ausgerüstet mit einer winzigen Truppe in den Urwald zu ziehen, um ein Regime zu stürzen.
    Da hat mein Che-Bild eine Retusche in Richtung Weltfremdheit erfahren.

  8. 8

    „…da fragte man sich ernsthaft, was einen ansonsten hochgebildeten Menschen -er war ja Arzt- reitet, miserabel ausgerüstet mit einer winzigen Truppe in den Urwald zu ziehen…“

    Die Ähnlichkeit mit der Rolle des Strafverteidigers im
    postindustriellen Rechtsstaat ist frappierend.

    Man sollte vielleicht den Mandanten weg komplimentieren..