Der überraschte Vorsitzende

Auf dem Weg zum Parkhaus begegnete ich dem Vorsitzenden Richter einer Schwurgerichtskammer, der in ein Gespräch mit einem psychiatrischen Sachverständigen vertieft war.

Im Vorübergehen habe ich dem Richter auf die Schulter geklopft und ihn mit einem fröhlichen „Hallo, mein Freund!“ begrüßt. Dem Gutachter war seine Überraschung deutlich anzusehen. Und das Gesicht des Richters wechselte den Ausdruck: Vom „Frechheit!-Was-erlaubt-sich-der-Flegel?“ bis hin zum freundlichen Grinsen dauerte es ein kleines Weilchen, in dem ich die sich drehenden Zahnräder des Getriebes hinter der richterlichen Stirn erkannte.

Der Richter hatte mir vor ein paar Tagen eine Freundschaftsanfrage über Facebook geschickt, die ich gern angenommen habe. Ob diese Anfrage ein vorsichtiges Herantasten ist, dem dann ein Verteidigungsauftrag in eigener Sache folgen wird? ;-)

Dieser Beitrag wurde unter Richter, Strafverteidiger veröffentlicht.

5 Antworten auf Der überraschte Vorsitzende

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    Gast says:

    Frühmorgens können Schreibfehler passieren …
    Der erste Satz des zweiten Absatzes lässt das Subjekt offen.
    Lese ich richtig, dass ein „ich” fehlt?

    • Danke. Aber glauben Sie bloß nicht, ich würde am Samstagmorgen um 6 Uhr am Rechner sitzen. Soweit kommt’s noch! Nein, die Blogsoftware bietet die Möglichkeit, Beiträge zu „terminieren“, dh. sie werden erst zum einem geplanten späteren Zeitpunkt veröffentlicht. Wobei Sie jetzt darüber sinnieren können, ob ich den Schreibfehler spät abends gemacht habe. ;-) crh
  2. 2
    Ein Ermittlungsrichter says:

    Die allgemeine Etikette bezüglich Facebook-„Freundschaften“ zwischen Richtern und Strafverteidigern ist für mich noch ein Buch mit sieben Siegeln. Was mich interessiert: Ist es für Strafverteidiger im Verhältnis zu ihren Mandanten von Vorteil, darauf verweisen zu können, mit dem Richter „befreundet“ zu sein (nach dem Motto: Schau doch mal, wir sind so dicke, da kann Dir gar nichts passieren), oder führt das nicht vielleicht doch zu Misstrauen (nach dem Motto: Tut der wirklich alles für mich, oder möchte der im Zweifelsfall doch lieber das gute persönliche Verhältnis nicht gefährden)?

    (Full disclosure: Ich bin auf Facebook mit zwei Strafverteidigern „befreundet“, wobei in beiden Fällen die Anfrage von ihnen stammte.)

    • Ihr Kommentar hat mir eine Anregung für einen neuen Blogbeitrag geliefert, der am 07. Oktober 2014 (um 6 Uhr – Hallo Gast! ;-) – erscheinen wird. Besten Dank soweit schon ‚mal. crh
  3. 3
    Andreas says:

    @ crh

    Es hatte mich schon immer erstaunt, dass die Beiträge immer schon viele Stunden bevor ich morgens im Büro aufschlage eingestellt sind…
    Aber es kostet sicher auch mit Terminierungssoftware einige Energie, jeden Tag einen neuen Blog-Eintrag zu liefern. Respekt!!!

  4. 4
    Burschel says:

    Wer an „Freundschaften“ auf facebook glaubt, der meint auch, alle schönen Frauen hießen jpg mit Nachnamen.

  5. 5

    […] Unter meinen Facebook-„Freunden“ befinden sich auch einige Richter. Über einen kleinen Zwischenfall mit einem solchen „Freund“ hatte ich hier berichtet. […]