Ich habe eine ganze Menge zu meckern, in dem Verfahren, das die Staatsanwaltschaft Augsburg gegen meinen Mandanten führt. Aber die Rechte der Verteidigung werden dort nicht nur respektiert, sondern – in gewissen Grenzen – auch erheblich gefördert.
Gegen einen Haftbefehl habe ich Beschwerde eingelegt, die ich nur rudimentär begründen konnte. Für die weitere Begründung habe ich am 20.11.2014 per Fax um ergänzende Akteneinsicht gebeten. Keine 24 Stunden später erhalte ich dieses Fax aus der Fuggerstadt:
Das nenne ich mal flotte Installationsvoraussetzung für die Gewährung rechtlichen Gehörs. Besten Dank insoweit nach Bayerisch-Schwaben.
Diese Geschwindigkeit dürfte wohl an dem Alter (und die Erfahrung) von Augusta Vindelicorum liegen. Das bedeutet aber dann sicher auch, daß andere Städte, die erst im Mittelalter gegründet wurden, noch einen langen Weg vor sich haben. Wenn meine Vermutung zutrifft, dann dürfte es noch 1.360 Jahre(*) dauern, bis die Potsdamer Staatsanwaltschaft Akteneinsichten binnen Tagesfrist auf CD gewähren kann.
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(*) Gründungsjahr Augsburgs: 15 v. Chr; 1345 n.Chr. erhielt Potsdam das Stadtrecht
Sie ziehen falsche Schlüsse: Da die Organisation der Justiz den Ländern obliegt, müssen Sie selbstverständliche die Gründungsjahre der (Bundes)Länder Bayern (1946) und Brandenburg (1990) in Relation setzen und folglich nur noch 44 Jahre warten.
Auch wenn das für den Jahrgang 1956 vermutlich egal ist, muss man auch die Geschichte im Hintergrund behalten. Schließlich hat Bayern – als eins der ältesten Länder Europas – damit auch schon lange Zeit gehabt Erfahrung mit einer einheitlichen Verwaltung/Herrschaft zu sammeln. Damit wären wir wieder eher im Bereih von 1400 Jahren (Ja, ich weiß, dass das eigentlich nur für Altbaiern gilt)
Den Unterschied kann ich Ihnen erklären: „in 44 Jahren“ erleben Sie wohl noch. Erhellt dann Ihren Ruhestand ;)
„in 1.360 Jahren“ wohl eher nicht mehr.
P.S. „an dem Alter (und dER Erfahrung)“, gleicher Fall wie „Alter“.
Ist die Anrede „Herr Rechtsanwalt“ im Briefkopf so üblich?
Kann mich „Ein Bayer“ auch als Franke – derzeit wohnhaft in Berlin – nur anschließen. In Bayern (einschließlich des separaten Landes Franken ;-) ) werden Dinge so gemacht, dass sie halt passen. Das Prinzip „Laptop und Lederhose“ funktioniert, auch wenn man das in Berlin vielleicht nicht glauben mag und darüber sogar lächelt.
Und was öffentliche Behörden wie beispielsweise die Verwaltung angeht: Zur Beantragung eines Personalausweises geht man in Bayern einfach aufs Amt, zieht eine Nummer und ist nach spätestens einer halben Stunde Wartezeit dran. Hier in Berlin muss man einen Termin in 4-6 Wochen ausmachen und muss dann exakt zu diesem Termin auch da sein. Den letzten spontanen Behördengang hatte ich das letzte Mal vor 3 Jahren weit draußen in Berlin-Lichtenrade.
Bayern hat natürlich auch seine Schattenseiten, über die Herr Hoenig auch schon öfters berichtet hat.
Berlin ist „arm, aber sexy“. Sexy sind Nürnberg, München, Augsburg und Regensburg durchaus auch. Leider sind die Städte nicht arm… :-)
Der Franke in Berlin sagt:
„Hier in Berlin muss man einen Termin in 4-6 Wochen ausmachen und muss dann exakt zu diesem Termin auch da sein. “
Das betrifft aber nur das Amt Niederbörnicke … und das wiederum gehört zu Potsdam. So schließt sich der Kreis.
Ich bin weder Baier noch Franke, habe aber ähnliche Erfahrungen gemacht, als ich einmal standesamtliche Dokumente aus verschiedenen Regionen zusammensuchen musste. Die einzige Behörde, die das ohne Verrechnungsscheck hinbekam, war eine bayrische: die haben einfach einen Überweisungsträger beigelegt. Ich habe den Verdacht, dass es daran liegt, dass es dort keinen direkten preußischen oder napoleonischen Einfluss auf die die Verwaltungen gegeben hat. Das hat Vor- und Nachteile. Eine passt-schon-Bürokratie ist in der Mehrheit der Fälle angenehmer, macht aber auch Korruption und Willkür einfacher.
OMG… Augsburg… von dort gab es schon Urteile und Beschlüsse, die hätte man in heutigen Zeiten nicht mehr für möglich gehalten und die prompt in München, spätestens aber in Karlsruhe aufgehoben wurden. Irgendwie scheint die Mischung aus Bayern und Schwaben zumindest in der Justiz ein paar fatale Nebenwirkungen zu haben. ;-)
@Thorsten
Das liegt ausschließlich am bayerischen Einfluss.