Der hessische Landesdienst der dpa berichtet heute über Anforderungen, die an hessische Richter und Staatsanwälte gestellt werden: Sie müssen nicht nur zwei juristische Prädikatsexamina aufweisen, sondern auch über die Eignung zum Führen von Schrubbern und Besen verfügen.
Ab dem 1. Januar 2015 müssen unsere Koryphäen des Justizdienstes ihren Mist nämlich mit eigener Hand entsorgen. In der Agenturmeldung heißt es etwas zurückhaltender: Diejenigen die über die Befähigung zu Richteramt verfügen, sollen nun auch „die Arbeit von Reinigungskräften übernehmen und ihren Abfall selbst wegbringen„.
Wenn ich mir nun den einen oder anderen Richter ins Gedächtnis rufe, und ihn, bekleidet in schwarzer Robe, mit Besen und Kehrblech durch die Gänge schlurfen sehe, weiß ich wieder, daß ich meinen Traumberuf als Strafverteidiger längst gefunden habe. Trotz (oder gerade wegen?) eines einstelligen Examensergebnisses.
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Danke an den Herrn Direktor für diesen wunderbaren Hinweis auf die hessische Kehrwoche
Frankfurter Gerichte: Richter müssen Müll wegbringen | Frankfurt – Frankfurter Rundschau http://t.co/3jdIuB8hdP via @FRonline
— Hans-Otto Burschel (@Burschel) 29. Dezember 2014
Bild: Rudolpho Duba / pixelio.de
Diese „Neuigkeit“ war übrigens auch unserem Selbstleseverfahren gestern zu entnehmen: http://www.strafakte.de/selbstleseverfahren/selbstleseverfahren-band-90/
:-)
Im Gegenzug haben die hessischen Kollegen bei der letzten Besoldungsrunde immerhin 0,0% mehr erhalten.
Aber da das Verfassungsgericht bald entscheidet und das „Ansehen des Amtes in der Bevölkerung“ Teil des Kriterienkanons ist, an dem die Besoldung bemessen wird, ist es ein nur logischer Schritt, das Ansehen noch ein wenig mehr zu beschädigen – spart im Endeffekt doppelt Geld.
Wenn es Rechtsanwälte gibt, die für Mandanten Kaffee kochen; Lehrer gibt, die mit der Elternvertretung in den Ferien die Schule renovieren (oder den Klassenraum) und Hebammen gibt, die den Kreißsaal putzen (müssen), warum sollen dann die Richter nicht im Namen des Volkes einen Papierkorb zur Mülltonne tragen?
Das Leben ist grausam, hart und ungerecht.
Nun ja, so groß ist der Skandal dann auch nicht. Wer meint, seinen Schreibtisch mit Orangenschalen usw. zumüllen zu müssen, wird in seiner Unabhängigkeit wohl kaum beeinträchtigt, wenn er die Sauerei selbst wegmachen soll. Und Wasserflaschen bringt bei uns im Schwäbischen sowieso jeder selbst weg, s’isch ja Pfand druff. :-D
Und: wenn der Abfall überhand nimmt, kann man sich ja immer noch daran erinnern, dass man als Richter keine Büropräsenzpflicht hat. ;-)
Auf dem Weg zur „Sammelstelle Teeküche“ werden ja sicher auch Synergieeffekte frei ;-)
Ich wäre übrigens für die Robenpflicht beim Müllruntertragen.
Erscheint mir sehr klug die Arbeitszeit von jemanden mit Besoldungsgruppe R1 fürs Müllrausbringen zu verwenden.
@crh
Der VGH-Senat, der dann darüber befinden müsste, ob die beim Mülltrennen aufgetretene Robenverschmutzung als dienstlich veranlasst einzustufen ist und damit eine Reinigungskostenerstattungspflicht des Landes auslöst, würde sich bestimmt freuen. :-)
…wenn doch die geschätzten Herren Richter nur *allen* „Müll“, den sie zu verantworten haben, auch entsorgen müssten… *träum*
Je weiter oben, desto gut!
@Verlobte:
Das Kaffeekochen in der Kanzlei übernimmt übrigens die Vorzimmerdame. Der Herr RA lässt nämlich servieren.
@crh (Ihre Annotation zu Kommentar 10):
…wie war das nochmal mit der irreführenden Werbung???
@crh: *so* unentspannt zum Jahresende?
Wie wär’s mit ’nem Kaffee von einer Baristita?
De Liebe und der Suff
das reibt de Menschheit uff.
Ä Gaffee, ganz gemiedlich
macht alle wieder friedlich.
Ich wünsche allen Richtern und Rechtsanwälten eine hübsche, junge Referendarin, die im Neuen Jahr immer putzt, Kaffee und Champagner serviert, Pausenbrote schmiert und auch sonst alle Wünsche von den Augen abliest und dann noch ohne Tippfehler schreibt, die Roben zur Reinigung trägt, und ohne Widerworte am Kopierer steht.
Sie soll in der Arbeitszeit weder Kreuzworträtsel lösen, noch im Internet googeln oder in NJW oder EMMA-Zeitung blättern und Geld mitbringen.
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