Potsdamer Postkutsche

In laufenden Ablehnungs- und Haftverfahren ist Eile geboten. Das Gericht hatte deswegen per Fax eine Stellungnahme übermittelt, auf die der Verteidiger noch vor Ablauf der gesetzten Frist reagiert hat. Auch per Fax an die auf dem Briefkopf der 5 Großen Strafkammer angegebene Faxnummer:

Potsdamer Faxnummern

Trotzdem wurde diese eilige Reaktion vom Gericht mehr nicht berücksichtigt. Nicht, weil die Richter böswillig ihre Augen und Ohren verschlossen haben. Sondern weil es bei einer Wirtschaftsstrafkammer in Potsdam eben fast 7 3/4 Stunden braucht, bis das beim Gericht eingegangene(!) Fax auf dem Tisch des zuständigen Richters kommt:

Potsdamer Erklärungen

Man könnte die Laufzeit aber auch als verdammt schnell bezeichnen. Wenn man als Maßstab die Zeit nimmt, die eine Postkutsche von Braunschweig nach Potsdam benötigt.

Die Faxnummer der Geschäftsstelle wird nur auf besondere Anfrage mitgeteilt (wenn man weiß, daß man erst fragen muß) – Faxnummern als Bückware sozusagen. Eine Korrespondenz per eMail ist der Potsdamer Justiz noch nicht bekannt.

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5 Antworten auf Potsdamer Postkutsche

  1. 1

    Die potzige Justiz baut dann auch noch eine ganz feine Sicherheit ein, nicht mit zuviel Arbeit zugeschissen zu werden. Das einzige auf den Briefköpfen angegebene Fax schaltet nämlich auf ein endloses Freizeichen, wenn da gerade etwas durchnudelt. Wenn also ein Zivilist sein seitenweises Geschwafel durchstarten lässt, gibt es keine Weiterschaltung auf ein weiteres Fax sondern freies Getute. Seelig potziger Beamten- und Richterschlaf, das ist kein richtiges Gericht, aber eine richtige Karikatur dort.

  2. 2
    Grammar Nazi says:

    @RA W. K. Siebers:
    *putzige

    (pun intended)

  3. 3
    Andreas Janke says:

    Hm, ist es nur bei mir so, daß sämtliche Links zu „neueren Beiträgen“ nicht mehr funktionieren – die „nach links“ zeigenden Verlinkungen aber schon? Ein Fall für einen Webmaster :-)

  4. 4
    Carlo says:

    Da der Gerichtsbeschluss, auf den mit dem Fax Einfluss genommen werden sollte, bereits um 9:21 Uhr unterzeichnet bei der Geschäftsstelle war, hätte es auch nichts genützt, wenn es nur zwei Stunden bis zum Schreibtisch des Vorsitzenden gedauert hätte.

  5. 5
    Engywuck says:

    war es nicht so, dass die interne Organisation dem der ein Schreiben übergibt egal sein kann – abgegeben ist abgegeben – und deshalb kein Nachteil erwachsen darf?
    Oder ist das nur bei Zivilrechts-Sachen und für Endverbraucher so?