Ein Verlosung von Rotwein, bayerisches Bier im Gericht, Cannabis am Brandenburger Tor und „einschlägig geschmückte“ grün-weiße Gruppenkraftwagen. Das sind die Themen dieses samstäglichen Blogbeitrags.
Ich werde den Gedanken nicht los: Wenn diese Jungs hier links seinerzeit statt sich mit Wein zu betrinken einen Joint herumgereicht hätten, müßten sich heute die Oktober- und Winzerfestbesucher vor gnadenloser Strafverfolgung fürchten und zu Silvester würde man mit Bongs und Wasserpfeifen anstoßen.
Vor einigen Jahren hatte ich eine Strafverteidigung in einer niedlichen bayerischen Kleinstadt. Ich war am Vorabend der Verhandlung angereist und übernachtete in einem „typischen“ bayerischen Gasthof. Am Stammtisch saß eine heitere Gesellschaft lokaler Honoratioren, die ihr Abendbrot in der landestypischen flüssigen Form zu sich nahmen.
Am nächsten Morgen trug einer jener rotgesichtigen Biertrinker eine schwarze Robe und saß über meinen Mandanten, bei dem man 12 Gramm Marihuana gefunden hatte, mit gar nicht heiteren Worten zu Gericht. Dem Richter war das nicht peinlich.
Nun gibt es seit 17 Jahren bereits eine jährliche Veranstaltung in Berlin (nicht in Bayern). Die Teilnehmer setzen sich dafür ein, daß nicht nur eingemaischter, vergorener Trauben- und Gerstensaft ohne Strafverfolgungsgefahr konsumiert werden kann. Die Hanfparade will …
… all jenen ein Forum bieten, die das Hanfverbot als historischen Fehler erkannt haben. Wir wollen Realität werden lassen, was schon im vergangenen Jahrhundert auf unseren Fahnen stand. Wir wollen mit Hanf in die Zukunft.
Das Motto der diesjährigen Veranstaltung am heutigen Samstag lautet:
„Grünes Licht für die Legalisierung!“
Die Hanfparade startet um 13 Uhr am Hauptbahnhof und endet ab ca. 17 Uhr bis 22 Uhr am – na klar – Brandenburger Tor.
Es werden mehr als 10.000 Kiffer erwartet. Und damit die nicht alle laufen müssen, gibt es reichlich Paradewagen.
Sie unterstützen die bunte Menge bei ihrem Umzug, ziehen viele interessierte Blicke auf sich, denn sie sind einschlägig geschmückt und tragen unser Anliegen deutlich nach außen – Paradewagen sind auf einer Demo nicht wegzudenken und machen sie erst so richtig aussagekräftig.
Achtung: Verlosung
Gern veröffentliche ich in der kommende Woche hier Fotos von den schönsten Hanfparadewagen: Also immer her mit den Pics. Unter den Einsendern verlosen(*) wir eine Tüte Gras Flasche Wein.
(*): Die Auslosung findet unter strenger anwaltlicher Aufsicht statt. ;-)
Ich wünsche dem Anliegen viel Erfolg und den Teilnehmern der Parade einen schönen Tag!
Vielleicht werde ich ja irgendwann auch einmal so krank, daß ich die preiswerte Nutzung der schmerz- und sonstwaslindernden Kraft dieser Pflanzen schätzen werde. Aber da gerade diese Krankheiten auch schon von der pharmazeutischen Industrie lukrativ bearbeitet werden, dürfte deren Lobbyarbeit ein größerer Gegner des Anliegens als die indoktrinierte Verbohrtheit regionaler Politiker sein.
Naja, ich persönlich brauche das Hanf zwar nicht, ich bin mit den in Deutschland erlaubten Drogen genug bedient, aber ich finde jeder sollte sich seine Droge aussuchen dürfen, es ist schließlich der eigene Körper den sie damit bearbeiten (und den man auch mit Tabak, Alkohol und Koffein runterwirtschaften kann. Von Zucker ganz zu schweigen). Ich frage mich sowieso immer, womit der Staat den Eingriff in meine körperliche Selbstbestimmung eigentlich begründen will. Das ist, offen gesagt, eins der Verbote, bei denen ich den Eindruck gewinne der Staat sieht mich als sein Eigentum an.
Wenn Alkohol erst jetzt entdeckt würde, wäre er dann legal?
Alle Teilnehmer werden gefilmt, identifiziert und bekommen einen BTM-Demo-Hinweis in ihre Akte bei der Polizei.
Bei der nächsten Fahrzeugkontrolle wird erst mal der Kofferraum entmüllt, die Türverkleidungen heraus gerissen und der Drogenhund Hasso durch die Karre gejagt. Falls nix gefunden wird, gibt’s gleich die HD im Anschluss. Irgendwo müssen doch die Krümmel sein.
Teilnehmer waren nicht die mehr als 10.000 Erwartenden sondern gerade einmal 6000. Offenbar interessieren sich noch nicht mal die Kiffer für die Legalisierung. In Berlin wohnen 3,4 Mio Leute.
6000 sind gerade mal 1,7 Promille der Berliner. Zudem werden ja auch noch Leute aus dem gesamtem Bundesgebiet gekommen sein.
@Daarin:
Die Begründung ist recht simpel: Es geht nicht primär um die Volksgesundheit, sondern um die Bekämpfung organisierter Kriminalität. Und dabei gar nicht primär in Deutschland (dessen Schwarzmarkt man mit einer Legalisierung vielleicht sogar abschaffen könnte), sondern vor allem in den Anbauländern.
In Mexico töten sich die Drogenbauern um sich gegenseitig das Geschäft abzunehmen. Dabei erhält ein Drogenbauer bereits heute nur einen Bruchteil der Summe. Wenn dem Drogenbauern 100 Euro gezahlt wird, bekommt der Schmuggler 1000 bis 1500 Euro oben drauf und auf dem deutschen Markt wird das ganze dann für 10.000 und mehr verkauft.
Würde man die Drogen heute legalisieren und würde der Schwarzmarkt zusammenbrechen, könnte der Drogenbauer immer noch 1000 bis 1500 Euro statt den bisherigen 100 Euro einnehmen (da er keinen Schmuggler mehr braucht). Man kann sich vorstellen um wie viel lukrativer der Drogenkampf in Südamerika werden würde, wenn die Drogenkartelle legal nach Europa exportieren dürften. Eine Legalisierung im Westen würden somit zu massiven Kriminalitätsproblemen in Südamerika führen. Das wird leider häufig von der Befürwortern völlig ignoriert.
Das ist auch ein Grund, warum der Bezug von Gras der Coffeeshopbetreiber weiterhin illegal ist.
Möchte man tatsächlich eine Legalisierung haben, müsste man das ganze viel komplexer Regeln. Zum Beispiel weiterhin Verbot von Importen aus Südamerika… Dann schnappen sich aber die Pharmaindustrie den Markt und die kontrollierte Abgabe ist wieder so teuer, dass der Schwarzmarkt dadurch nicht zerstört wird.
Ich würde sehr gerne an dem Gewinnspiel teilnehmen und schlage als schönsten Motivwagen diesen hier vor:
Es ist ein wenig verlogen, wenn diese Hanfparade fordert, dass man das Hanf zu medizinischen Zwecken freigeben solle. Die armen Patienten und so…
Cannabis ist seit 2011 in Deutschland sowohl verkehrsfähig als auch verschreibungsfähig. Es ist seit 2011 ebenfalls als Fertigarzneimittel Sativex auf Rezept erhältlich. Dronabinol wird von der Firma Bionorica in Neumarkt hergestell, vertrieben und kann als Substanz jederzeit in eine Rezeptur auf äztliches Rezept eingearbeitet werden. Medizinal-Hanf lässt sich in bester Pharmaqualität gegen Rezept in jeder Apotheke erwerben.
Habe es selten erlebt, dass sich „die Jugend“ so für die Zulassung eines Arzneimittels stark gemacht hat.
Oder liegt es einfach doch nur daran, dass sich ein paar arme Kiffer den Schädel wegrauchen wollen?
>Mike sagt:
>10. August 2014 um 13:09
>Oder liegt es einfach doch nur daran, dass sich ein >paar arme Kiffer den Schädel wegrauchen wollen?
irgendwie verstehe ich gerade ihre intension nicht.
ich „kiffe seit nun mehr fast 40 jahren, bin geschaeftsmann, hab meine eigene kleine firma mit angestellten und finde die aktion gut. alkohol und nikotin sind wirklich gift, gras nicht.
Müller, Gluffke und Wilhelm bleiben bei Berliner Bier und Doppelkorn.
Marianne, Renate und ich halten sich weiterhin an Kaffee, Torte und Eierlikör.
Da sind noch nie die Bullen gekommen.
Wenn es Herr Hoenig nicht weitererzählt – wir haben schon mal eine geraucht.
@paul:
Meine Intention geht dahin, dass Haschisch oder THC durchaus ernsthaft in der Medizin eingesetzt werden kann. Es ist aber kontraproduktiv für das Erreichen einer Zulassung für derartige Medikamente, wenn das medizinische Argument von Leuten missbraucht wird, die Haschisch rein dazu benutzen wollen, sich die Birne wegzurauchen.
Gerne kann man auch bei Alkohol und bei Zigaretten über weitere Beschränkungen reden. Bei Alkohol wäre ein Ansatz, ihn erst ab 21 Jahren und nur noch in bestimmten Läden abzugeben. Eine weitere Möglichkeit wäre, die Steuern auf Spirituosen zu erhöhen. Das ist so ungefähr der Ansatz, den Schweden durchführt.
Es freut mich, wenn Sie trotz Haschisch noch funktionieren. Ob Sie abhängig sind, können Sie wahrscheinlich am Besten beurteilen. Bitte auch berücksichtigen, dass es auch genügend Zigarettenraucher gibt, die immer noch der Meinung sind, sie würden ja sofort aufhören können, wenn sie denn wollen würden. Bitte berücksichtigen Sie des Weiteren, dass es durchaus auch viele Alkoholiker gibt, die durchaus „funktionieren“ und fest im Erwerbsleben stehen – durchaus auch in Führungspositionen (letztentlich trinken diese Leute ja oft, weil sie den „Druck“ nicht aushalten)..
Sucht ist aber Sucht.
Versuche auch schon seit 30 Jahren mir den Kopf „wegzurauchen“, leider ohne jeden Erfolg. Im Gegenteil, mir geht’s bestens. Und nun nimmt mir der Paul auch noch die Hoffnung, dass das noch was wird. Danke Paul. Hätte ich mal vorher gewusst, dass Kiffen im Grunde sogar gesund ist, hätte ich wohl erst gar nicht damit angefangen.
Ich hab zwar noch nie gekifft und es auch nicht vor, aber man sieht auch hier wieder fie ganze verlogene Politik: Die eigentlich kifferfreundlichen Grünen haben in Regierungszeiten nichts gemacht sondern ihre Gesetzentwürfe in der Schublade verschwinden lassen. In Baden Württemberg, wo sie den MP stellen passiert gar nichts: Die, wie in BY, extrem niedrige „Einstellungsmenge“ aus CDU Zeiten ist immernoch unverändert…
Wahlversprechen? Was ist das…
Hat die Auslosung eigentlich schon stattgefunden?
Bin total aufgeregt :)
Hab verstanden.
Es gab wohl doch kein Gewinnspiel. :/