Vorbereitung des Schlußvortrags für die Schöffen

Es ist nicht immer einfach, nach einer sechsstündigen Beweisaufnahme jedes Detail noch im Kopf zu haben, wenn die Beweisaufnahme geschlossen wurde. In der Regel reicht aber die Zeit, in der der Sitzungunsvertreter der Staatsanwaltschaft plädiert, für die Vorbereitung.

In diesem Fall hatte der nämlich genug damit zu tun, für die 74 Einsatzstrafen jeweils das Strafmaß ins Protokoll zu diktieren, aus denen er dann einen Antrag auf die Gesamtstrafe gebastelt hat. Das Brainstorming für den Schlußvortrag der Verteidigung sah dann so aus:

Plädoyer

Das war die Grundlage für einen guten Halbstünder, den ich besonders in die Richtung der Schöffen geschickt habe. Mit Erfolg: Die Strafe wurde entgegen dem Antrag der Staatsanwaltschaft dann doch noch mal ganz knapp zur Bewährung ausgesetzt. Vielleicht weil diesmal die Schöffen den Vorsitzenden überzeugt haben. Und nicht wie sonst oft andersherum.

Und irgendwann werde ich mal daran denken, meine Plädoyers aufzuzeichnen, damit ich sie wie Heinrich Hannover (Die Republik vor Gericht 1954-1974. Erinnerungen eines unbequemen Rechtsanwalts sponsored link) nach dem Ende meiner aktiven Zeit als Verteidiger in einem Hörbuch verwursten kann.

Dieser Beitrag wurde unter Verteidigung veröffentlicht.

6 Antworten auf Vorbereitung des Schlußvortrags für die Schöffen

  1. 1
    Erwin says:

    Mal an die Anschaffung eine live scribe stiftes gedacht? Der zeichnet Gespräche auf und verknüpft sie mit dem geschriebenen. Nutze ich schon lange für Bausitzungen

  2. 2
    Alles Wuscht says:

    Ich finde die Idee richtig gut. Es muss ja kein ganzes Hörbuch sein, ein einziges Plädoyer in einem „engen“ Fall von knapper Bewährung von ihnen wäre schon ein Ohrenschmaus. Warum nicht mal im Blog?

    Leider ist es mir nicht möglich an einer Verhandlung teilzunehmen.

  3. 3
    Apotheker says:

    Alle Achtung, Herr Hönig!
    Ihrer Schrift nach haben Sie das Zeug zu einem guten Arzt ;)

  4. 4
    Miraculix says:

    Heimliche Tonaufnahme im Gericht?
    Ich glaube nicht daß die Idee so gut ist, obwohl Sie mir gefallen würde.

  5. 5
    Dirk says:

    @Apotheker

    Naja, noch reicht es nicht für den Arztberuf. Einzelne Buchstaben, teilweise ja sogar ganze Worte, sind noch erkennbar und das Schriftbild ist noch viel zu harmonisch.

    Erst wenn ein unschuldiger ins Gefängnis muss, weil Herr Hoenig sein Plädoyer nicht mehr lesen konnte, reicht es.

  6. 6
    Lex Primus says:

    Na das nenn ich doch mal Keative Arbeit ;) hut ab.