Nachdem bereits eine ganze Menge über das Buch des Journalisten geschrieben wurde – und nicht viel Gutes – wollte ich mich dann doch mal selbst davon überzeugen, was der gescheiterte ehemalige Jurist Joachim Wagner über meinen Beruf geschrieben hat.
Hätte ich allerdings geahnt, daß das Buch eine einzige Bleiwüste mit über 300 Seiten in einer (gefühlten) 2,5 Punkt kleinen Schrift darstellt …
… hätte ich meinen Jahresurlaub sicher anders geplant.
Ich frage mich, wie die Rezensoren so ein Werk binnen ein, zwei Tagen nach Veröffentlichung soweit durcharbeiten konnten, um darüber schreiben zu können. Aber ich bin ja eben nur einer dieser riskanten Strafverteidiger, kein Rezensent und kein Full-Time-Journalist; deswegen wird es auch etwas dauern, bis ich meinen Sermon zu dem Buch abgeben werde.
Sie können es nicht. Die meisten Rezensionen von Journalisten, die ich kenne, erinnern nur bedingt an den Inhalt der rezensierten Bücher…
Vielleicht haben die Rezensoren ja einfach dieses Pamphlet abgeschrieben?
Man muss aber trotz der vielen Fehler zugestehen, dass Wagner seit mindestens 2 Jahren an dem Thema dran ist und intensiv recherchiert hat, das am Ende den Verkaufszahlen geschuldet Populismus herauskam, ändert daran nichts, auch nichts daran, dass er mit der einen oder anderen Feststellung Recht hat.
Ich lese es erst gar nicht. Spiele lieber mit meinem Söhnchen.
@Thorsten: ich sitze draußen im Schatten und Sohnemann spielt im Sandkasten. Allerdings lese ich zur Terminsvorbereitung eine Akte… -.-
Das Geheimnis der Rezensoren ist einfach: Sie erhalten das Buch bereits _vor_ der Veröffentlichung. Es gibt sogar sogenannte „Rezensionsexemplare“, die weit vor dem Veröffentlichungsdatum an Buchhandlungen und Journalisten verteilt werden. Somit steht zum Veröffentlichungstermin etwas (hoffentlich kompetentes) in der Presse und der/die freundliche Herr/Dame in der Buchhandlung weiss auch etwas über den Inhalt zu sagen.
Wer ist denn der Sponsor, welcher das Werk in
Auftrag gab ?
Immerhin sind wir seit etwa 3 Jahrzehnten mit einer
systematisch auf den Abbau anwaltlicher Privilegien
abzielenden Politik konfrontiert, die zu einer weitgehenden Entrechtung und, wie zufällig, astronomischen Verschuldung geführt hat.
Es wäre doch leicht gewesen, die Zulassungshürden etwas höher anzusetzen, warum ist das nie passiert ?
Lieber Carsten,
Verlage schicken Leseexemplare mit deutlichem Zeitvorlauf an den Handel und an Rezensenten, damit die Besprechungen zum Erscheinungstermin fertig sind. Da muss sich keiner über Gebühr beeilen ;-)
Berufsanfänger lieferten schlechte Qualität ab? Ich bin zwar heute wesentlich erfahrener als ich es als Berufsanfänger war, erkenne zumeist auf den ersten oder zweiten Blick, ob und wie die Sache vertreten werden kann, ohne stundenlang Lehrbücher und Kommentare zu wälzen.
Die viele Zeit, die man als Berufsanfänger hat, kann sich jedoch auch segensreich auf die Mandatsführung auswirken. Meine Schriftsätze waren früher umfangreicher und juristisch ausgefeilter- zum Leidwesen der älteren Kollegen und Richter.
Als „erfahrener“ Anwalt lächelt man zwar manchmal über die naiven Schriftsätze von Berufsanfängern. Bei vielen muß man aber auch eingestehen: „leider gut“ – da hat jemand, mangels anderweitiger Beschäftigung, viel Zeit und Recherche investiert.
Und ein 30-seitiger Schriftsatz der Gegenseite in einer 500-Euro-Streitwert-Sache kann einen vielbeschäftigten Anwalt schon einmal ins Schleudern bringen.
Es ist nicht unbedingt schädlich, als Anwalt viel Zeit zu haben. Wirtschaftliche Misere der Junganwälte? Ich habe als Junganwalt noch gewohnt wie ein Student. Meine bescheidenen Umsätzen kamen mir damals königlicher vor als meine recht hohen Umsätze heute. Haben uns daher vor 2-3 Jahren bewußt zu einem „Downgrade“ entschieden. Wir nehmen heute wieder weniger Mandate an und versuchen (noch) bessere Qualität abzuliefern. Geld allein macht nicht glücklich.
Ist die Frage, ob sie es überhaupt gelesen haben. Vielleicht haben sie auch nur von irgendjemanden darüber gehört. Journalisten schaffen es schließlich immer wieder ohne jede Aktenkenntnis „detailliert“ über ein Gerichtsverfahren zu berichten und dann noch zu wissen, da alle beteiligten Volljuristen mit Aktenkenntnis in der Sache danebenliegen ;-)
Hallo Carsten,
kürzlich durfte ich das Werk für das Berliner Anwaltsblatt (Juni-Ausgabe 2014) rezensieren. Das Buch geht mit der Anwaltschaft sehr kritisch um. Es weist eine hohe Informationsdichte aus. Das Gesagte wird mit Quellenangaben hinterlegt. Teilweise werden sehr Intime Informationen aus dem Berufsleben der Anwaltschaft preisgegeben – nicht immer schmeichelhaft für den Berufsstand. Selbstbewußte Anwältinnen und Anwälte die sich nicht angesprochen fühlen, dürften viel Freude mit diesem Buch haben. Eine sehr lesenswerte und spannende Lektüre. Hier geht es zur Rezension: http://www.ra-samimi.de/buecher-veroeffentlichungen-seminare/beitraege-in-fachzeitschriften.html