Gegen halb elf begann vor exakt 70 Jahren – am 3. Februar 1945 um 10:27 Uhr – die Umbenennung der Berliner Bezirke durch die United States Army Air Forces. Nach dieser Operation „Thunderclap“ war die Rede von Klamottenburg, Stehtnix und Trichterfelde.
Die Amis haben auch Platz gemacht für das später gebaute Sony-Center. Ganz in der Nähe hatte ein gewisser Herr Roland Freisler sein Büro. Freisler war einer der Massenmörder der Nazis – und im Nebenberuf seinerzeit auch Richter. In diesen Eigenschaften, nämlich seit dem 20. August 1942, war er Präsi des Volksgerichtshofes.
Ab diesem Datum wurden durch den von Freisler geführten Ersten Senat des „Gerichts“ mehr als 2.600 Todesurteile gefällt. Das sind 90 „Justizmorde“ in jedem einzelnen der 29 Monate, in dem Freisler hingerichtet hat. Oder rund gerechnet: Vier bis Fünf solcher Entscheidungen arbeitstäglich bei einer Fünftagewoche. Oder noch deutlicher: Alle anderhalb Stunden (bei einem Achtstundentag) so ein Urteil, das Grundlage für eine dann meist ebenso kurzfristige Hinrichtung war.
Daß dann einer der amerikanischen Regentropfen des 03.02.1945 diesem Karrierejuristen final auf den Kopf gefallen ist, als er um sein eigenes Leben bangend unterwegs war zum Luftschutzkeller des Volksgerichtshofs in der Bellevuestraße 15, ist – bei allem Respekt vor den Inhalten des Art. 1 GG – meiner Ansicht nach kein Anlaß für übertriebene Trauer.
Anm.:
Danke an die aufmerksamen Leser, die mich auf den einen oder anderen (Rechen-)Fehler in diesem Beitrag hingewiesen haben.
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Bild: wikipedia.org
Freisler soll auf dem Weg in den Luftschutzkeller ums Leben gekommen sein, weil er nochmal zurück rannte, um „wichtige Unterlagen“ zu sichern. Hätte er dies nicht getan, hätte er wohl noch in Nürnberg ein „Nicht schuldig“ hyperventilieren können.
@Reizzentrum:
Er hätte eher als hochgeschätzter* Experte wie so mancher Anderer seiner ebenso hochgeschätzten Kollegen „wertvolle“ Impulse beim Aufbau des „Rechststaates“ BRD geben können, Gesetze und „Verfassung“ mitgestalten.
* siehe 2. Absatz hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Roland_Freisler#Der_Umgang_der_Bundesrepublik_mit_dem_Nachlass_Freislers
Die meisten Villen in Zehlendorf, Wannsee oder Dahlem sind erhalten geblieben, wie auch das Verwaltungsgebäude der IG Farben. Wo einst Freisler brüllte, da schwebt jetzt das Kammergericht, vermutlich noch immer ohne Anwaltszimmer.
Ich hatte meinen letzten Auftritt im KG in
einer Berufungszivilsache. Kaum jemand war im Gebäude, es war leise, und es hing noch eine alte
Robe in einem alten Schrank im Keller, wo noch
ein Tisch herumstand. Nicht mehr viel los.
Umzug ( des KG ) und teilweise Stilllegung passen in ein rechtspolitisxhes Gesamtbild, wie auch die Verlegung
des BMF in das ehemalige Reichsluftfahrtmunisterium
Oder die Stilllegung des opulent ausgestatteten Anwaltszimmers..