Es ist gut, wenn die Menschen Vertrauen haben in eine funktionierende Strafjustiz. Und wie die Strafjustiz in der Praxis funktioniert, wird an dieser Terminsrolle* deutlich.
In dem Termin um 9:00 Uhr haben Rechtsanwalt Tobias Glienke und ich verteidigt. Auch in dem Termin um 10:30 Uhr hatte der Angeklagte einen Verteidiger.
In den nachfolgenden Terminen – sieben Stück in einer Stunde – wurde ohne Verteidiger verhandelt. Aber mit einer erfahrenen Richterin und einem Staatsanwalt, der in unserem Verfahren Augenmaß zeigte.
Sieben Mal in dieser Vormittagsstunde sitzt also jeweils ein Angeklagter allein vor zwei professionellen Juristen und hofft, daß die beiden wissen, was sie tun – in einem kurzen Prozeß.
Es gibt Richter und Staatsanwälte, da ist das Vertrauen gerechtfertigt. Und es gibt andere. Es gibt Beschuldigte und Angeklagte, die glauben uneingeschränkt an „die Gerechtigkeit„; allen anderen empfehle ich den Gang zum Strafverteidiger.
Denn: Welchen Richter ein Angeklagter bekommt, hängt im Wesentlichen von Glück und Zufall ab (jedenfalls bei Erwachsenen).
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*: Als „Terminsrolle“ wird der Aushang am Eingang zum Gerichtssaal bezeichnet.
Welche Art von Strafverfahren kann man denn in 5 Minuten (incl. Aufruf..) abhandeln?
Die Terminsrolle auf dem Sozialgericht (wo ich aktiv bin) sieht oft ganz ähnlich aus. Was die Sache natürlich nicht besser macht.
Wer ist denn für dieses schreckliche unangemessene Fugen-s verantwortlich? Terminrolle wäre doch der korrekte Begriff, man sagt ja auch nicht Notfalllsrolle, Mustersrolle, Hosensrolle…
Ich würde noch die Namen entweder schwärzen oder mir ein anderes Werkzeug für die Unkenntlichmachung suchen. Die Namen sind ganz und manche teilweise noch entzifferbar.
… das Gericht rechnete wohl nicht damit, dass alle Angeklagten erscheinen. Wer kommt, wird verhandelt, anderenfalls nimmt es die § 230er-Anträge der StA entgegen. Hoffe ich jedenfalls. Aber ich glaube ja auch noch an das System.
Die Namen sind aber nicht sauber verfälscht. Ich kann sie teilweise noch lesen.
@Roland B: vollkommen richtig. Es heißt schließlich auch Hochzeittorte, Wirtschaftminister oder Arbeitamt…
@Heiner: Ihnen ist aber schon aufgefallen dass am Ende jedes ersten Teilwortes in ihren Beispielen, also unmittelbar bevor sie das S weg lassen, ein T steht? Man könnte also über eine Termitsrolle reden, eine Terminsrolle mag sich eingebürgert haben, klingt aber trotzdem falsch.
Namen bitte besser verdecken, ich könnte hier alle hinschreiben (nur bei dem einen bin ich nicht sicher …).
@Roland B., @daarin:
Aber auch z.B. „Schadensersatz“ dürfte den meisten Flüssiger über die Lippen gehen als „Schadenersatz“. Das sieht mittlerweile auch der Gesetzgeber so (nicht, dass das zwingend was heißen muss…). Und beim „Schmerzensgeld“ (mit „n“ als Endlaut des ersten Wortes) würde wohl kaum jemand auf die Idee kommen, es als „Schmerzengeld“ zu bezeichnen.
Bei den Steuern hingegen hat der Gesetzgeber auf das Fugen-S verzichtet, was nichts daran ändert, dass z.B. die Einkommensteuer nach dem Sprachgefühl eines Großteils der Menschen eher eine Einkommenssteuer sein muss.
Und „klingt falsch“ ist eben recht subjektiv. Für mich würde „Terminrolle“ falsch klingen. Und aus genau diesem Grund gibt es beim Fugen-S auch keine Regelmäßigkeiten, wie daarin sie beispielsweise mit dem T als Endlaut des ersten Worts entdeckt haben will und häufig auch kein richtig und falsch.
Das Fugen-S will doch nur der gesprochenen Sprache helfen, nicht so holprig zu klingen. Zwingende Regeln gibt es daher wohl nicht wirklich.
Über Einzelheiten (inkl. umfangreicher Praxisübersicht) klärt der Zwiebelfisch auf: http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/zwiebelfisch-bratskartoffeln-und-spiegelsei-a-293186.html
Das sind in der Tat ganz schön schnelle Verhandlungen. Vielleicht sollte man sich etwas mehr Zeit im gericht lassen. Bei manchen Fällen kann man es natürlich verstehen. Oftmals ist der Fall sehr eindeutig.
Das örtliche Amtsgericht verteilt Prozesse nach dem Anfangsbuchstaben des Nachnamens (des Beschuldigten / Angeklagten / Gef#*×ten). Wenn man weiss das der für einen selber zuständige Richter ein harter Hund, reichte das als Begründung für eine prophylaktische Änderung des Nachnamens? Natürlich rechtzeitig lange vor Klageerhebung…
Die meisten dieser 5-Minuten-Termine werden nicht stattgefunden haben, da die Betreffenden nicht erscheinen. Warum soll ein Richter hierfür je 30 Minuten Lebenszeit und Steuerzahlergeld verschwenden?
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