Audiatur et altera Wendt?

643967_web_r_b_by_thomas-max-mueller_pixelio-deÜber den Treibjäger Rainer Wendt und was ich von ihm halte, habe ich am vergangenen Mittwoch geschrieben. Es ging um die unsäglichen Äußerungen dieses großmäuligen Chefs einer Kleinstgewerkschaft im Zusammenhang mit dem schlimmen Vorfall in Hameln. Der Populist Wendt beutete das Elend dieser entsetzlichen Tat zu seinen eigenen übergriffigen Propagandazwecken aus.

Es war zu erwarten, daß der vermeintliche Hardliner eigentlich ein Weichei ist. Er ist von der Maus abgerutscht und falsch verstanden worden. Statt zu dem unsäglichen Müll zu stehen, den er zuvor verbreitet hat, versucht er – ähnlich wie die bräunlichen Führer des Gesinnungspöbels in jüngerer Vergangenheit – seine Übergriffe zu relativieren.

In einem Interview mit Ansgar Siemens parfümiert er den zuvor gefüllten verbalen Kathederbeutel:

  • Das habe ich nicht gesagt.
  • Dieser Eindruck ist falsch. Er war von mir nicht beabsichtigt …
  • Die Frage ist immer, wie man Populismus definiert.
  • In diesem Fall aber sind meine Aussagen offenbar von interessierter Seite verzerrt wiedergegeben worden.
  • Darüber muss ich schmunzeln.

Der von mir sehr geschätzte Kollege und Kolumnist Heinrich Schmitz analysiert den notdürftig als Justizkritik getarnten Wendt’sche Abwasserrohrbruch in deutlich sachlicher Form als ich es vermag. Die Samstags-Kolumne über den Störer ist unbedingt lesenswert.

Darin belegt der Strafverteidiger Schmitz die Absurdität der teils völlig falschen Behauptungen des Herrn Wendt. Er lenkt dessen substanzlose und in diesem Fall unberechtigte Kritik an den Richtern um auf die Mängel der Ermittlungsarbeit der Polizei, auch und gerade in dem Fall Hameln. Nicht den Richtern, sondern viel häufiger den Polizeibeamten, fehle es an profunder Ausbildung, die Rainer Wendt als Gewerkschaftler für seine Kollegen eigentlich fordern sollte.

In seiner Kolumne vermutet Schmitz eigene Interessen des Sherrifs Wendt, der durch die überzogenen Thesen seinen zweifelhaften Bestseller promoten möchte.

Mit mir gemeinsam freut sich Heinrich Schmitz darüber, daß Wendt, ein …

… Polizeibeamter, der offenbar innerlich nicht bereit ist, die Gewaltenteilung und gerichtliche Entscheidungen zu akzeptieren und seine eigene, sehr spezielle Auffassung von Recht und Ordnung hat, nicht mehr im aktiven Dienst ist.

Ich bin mir sehr sicher, daß die weitaus überwiegende Zahl der Polizeibeamten sich von den kruden Ideen des ehemaligen Schutzpolizisten distanziert. Und ich freue mich, wenn ich – wie am vergangenen Freitag in einer Beweisaufnahme vor dem Landgericht Berlin – auf Polizisten treffe, die selbst in solchen Problemkiezen wie Wedding, Kreuzberg und Neukölln ihren Job stets mit Augenmaß erledigen. Und die sich für diese Wendt’sche Propaganda schämen.

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Bild: © Thomas Max Müller / pixelio.de

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2 Antworten auf Audiatur et altera Wendt?

  1. 1
    schmidt123 says:

    es stellt sich allerdings die Frage, warum die Mitglieder der Kleingewerkschaft, der dieser inkompetente Schwätzer vorsteht, ihn nicht endlich abwählen. Für so einen Vorsitzenden muss man sich ja schämen.

  2. 2

    „Audiatur et altera pars“ – ein Exkurs in das romische Recht. („Gehört werde auch der andere Teil.“)
    Aus rein grammatikalischen Erwägungen heraus stellt „altera pars“ in dieser Konstruktion keinen Vokativ, sondern einen Nominativ dar. (kein Imperativ!)

    (Diese These möge solange beständig bleiben, bis ein anderer diese zu widerlegen im Stande ist.)

    „Pars“ (weiblichen Genus, sofern dies in Zeiten des Genderismus überhaupt noch straffrei behauptet werden darf – ggf. neuzeitliches Gedankenvergehen / verbrechen) wurde substitutiert durch den Familiennamen Wendt, der aber aufgrund des männlichen Trägers geschlechtlich adaptiert werden darf / muss.

    Daraus folgt:
    Die Überschrift müsste – um auch den sachkundigen Lateinbeherrschenden vollumfänglich zu genügen – in

    Audiatur et alter Wendt

    geändert werden. „alter Wendt“ löst sicherlich auch bei weniger Latein-sprachlich Informierten ein semantisch irriges Vergnügen aus; die tatsächliche Semantik transportiert hingegen die inhaltliche Wechselhaftig- und Widersprüchlichkeit des hier gegenständlichen W.

    Ich hoffe mit diesem Beitrag die Welt ein Stück besser gemacht zu haben.