Das Wirtschaftsstrafverfahren vor dem Landgericht München zieht sich ja nun schon eine ganze Weile.
Nun befinden sich die fünf angeklagten Banker mit ihren Verteidigern auf der Zielgeraden. Allerdings hatte die Staatsanwaltschaft vorher noch ein paar Hürden aufgestellt. Sie wollte sich doch noch einmal in der Bank umsehen.
Das Gericht lehnte aber den beantragten Erlaß eines Durchsuchungsbeschlusses ab. Ein paar Terrier bei der Staatsanwaltschaft haben sich allerdings festgebissen und Beschwerde gegen die Ablehnung erhoben.
Bis nun das OLG München über das Rechtsmittel der Strafverfolgloser entscheidet, hat das Gericht schon einmal vorsorglich die Beweisaufnahme geschlossen. Es folgten die Schlußvorträge der Staatsanwaltschaft und nun auch der Verteidiger der Angeklagten.
Die Tendenz des Gerichts zum Freispruch hatte sich seit einigen Wochen schon bemerkbar gemacht: Mit scharfer Kritik schickte der Vorsitzende Richter Peter Noll klare Botschaften in Richtung der Anklagebehörde.
Entsprechend mutig fielen dann auch die Schlußvorträge der Verteidigung aus. Wer nun meint, nur im ruppigen Berliner Kriminalgericht gibt es deutliche an Ermittler und Ankläger gerichtete Worte, hat sich getäuscht. Auch in München müssen sich die Kavalleristen der Justiz einiges anhören.
Der Verteidiger des Co-Chefs der Deutschen Bank Jürgen Fitschen, Rechtsanwalt Hanns Feigen, eigentlich ein eher zurückhaltender Wirtschaftsstrafrechtler, machte seinem Ärger am Dienstag Luft.
In seinem Plädoyer vor dem Landgericht München stellt Kollege Feigen fest: Die Staatsanwaltschaft stehe vor dem „Scherbenhaufen ihrer Anklage, will ihr Fiasko aber nicht wahr haben.“ Die Vorwürfe gegen Fitschen seien „erbärmlich und unredlich“.
Auch von außen betrachtet ist der Eindruck entstanden, daß das Pferd, das die Ankläger immer noch reiten, schon längst das Zeitliche gesegnet hat. Aber irgendwie wollen die Reiter noch nicht aus dem Sattel kommen. Es ist aber auch schwierig, aus einem Steile-Karriere-Traum aufzuwachen und feststellen zu müssen, daß die Realität anders aussieht.
Die Aktionäre der Deutschen Bank freut’s einstweilen.
Kollege Hoenig ergreift Partei für die Turbokapitalisten um Ackermann und Breuer.
O tempora, o mores…. :)
Ich war selber einmal Aktionär der Deutschen Bank, damals musste man für eine einzige Aktie über 900 DM bezahlen. Lange her, heute wären das über 2000 €.
Bekanntlich hat das Institut gerade einen Rekordverlust hingelegt, und zwar wegen des enormen Ausmaßes an Straf – und Bußgeldverfahren, die allesamt sehr viel Geld gekostet haben. Ein Freispruch mehr oder weniger dürfte die Aktionäre, die heute noch DB – Aktien halten, nicht besonders aufheitern.
Die Aktie der Deutschen Bank befindet sich in Schlagnähe zu ihrem Allzeittief bei knapp unter 13 Euro. Von Freude für die Aktionäre, weil ein Vorstand freigesprochen wird, kann deshalb wohl kaum eine Rede sein.
3: besonders demütigend für die Aktionäre muss sein, dass die Aktie der Deutschen Bank nur ein paar Euro mehr wert ist als die der Commerzbank, die bekanntlich vor einigen Jahren gerettet wurde.
In der globalen Rangliste steht das Institut jetzt auf Platz 54. Angesichts des Volumens der verwalteten Vermögenswerte der geradezu perfekte Übernahmekandidat.
@RA
Gerettet wurden wohl alle Banken (okay, nicht nur die). Ob direkt oder indirekt ist nur ein marginaler Unterschied.
900 Deutsche Mark -> Aktiensplit?
Die Marktkapitalisierung der Deutschen Bank liegt – ohne sie bewerten zu wollen – bei 25 Mrd. Euro, Coba bei etwas über 10 Mrd. Euro. Die Aktie der Coba ist stärker gefallen.
Demütigend ist da gar nichts. Das ist der Aktienmarkt . Und der hängt nur davon ab, ob es mehr Aktien gibt als Idioten oder mehr Idioten als Aktien. Sagte Kostolany.
Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es mittelfristig wieder mehr Idioten als Aktien der Deutschen Bank gibt (trotz hohem free float).
5: Vor den großen Crash 2008, 2009 lag der Kurs der Deutsche Bank – Aktie über 100 €, heute dümpelt er bei circa 16.
Die, freundlich ausgedrückt, etwas schwächlich wirkende Commerzbank – Aktie war schon beinahe zu einem Eineurowert geworden, hat sich aber mittlerweile erholt: aktuell circa acht Euro. Damit hat sich der Wert der Deutschen Bank – Aktie bedenklich an den eines Rettungsfalls angenähert .
Der Bund sieht sich aktuell außerstande, seinen Aktienanteil an der Commerzbank zu verkaufen, da es sich nicht lohnt. Die Rettungsaktion geht also weiter.
Ein bisschen ärgerlich ist der Wertverlust der Deutschen Bank – Aktie von fast 90 % binnen zehn Jahren schon, oder?
Soweit erkennbar, hatte der Freispruch, zu dem ich ausdrücklich gratuliere, keinen nennenswerten Einfluss auf die Kursentwicklung. Vermutlich ist selbst der Rechtsabteilung des Instituts nicht mehr ganz klar, wie viele Verfahren eigentlich laufen.
Peanutz from Russia, we luv ya:
„Dort dürften Kunden ( der Deutschen Bank ) nach neuesten Erkenntnissen der Ermittler Rubel-Schwarzgeld in Höhe von insgesamt zehn Milliarden Dollar gewaschen haben, wie die Nachrichtenagenturen Reuters und Bloomberg unter Berufung auf Insider berichten.“ (Spon)