Wir hatten uns schon gewundert, warum sich unser Briefposteingang in den letzten Tagen auf Null reduziert hatte. Heute kam die Antwort auf unsere Frage:
Der freundliche grünweiße Zusteller entschuldigte sich für die dreifache Menge der üblichen Post mit den Worten:
Er habe zwei Tage frei gehabt und da sei die Post eben liegen geblieben, weil es bei der PIN Mail AG keine Vertretung gibt.
Liebe PIN Mail AG. Zeit und Geld sparen auf Kosten Eurer (nicht vorhandenen oder/und unterbezahlten) Mitarbeiter? Zuverlässigkeit sieht jedenfalls anders aus.
Das ist keine „Top-Qualität“, sondern ganz lausiger Service!
Für die Interessierten: Der abgebildete Stapel Post ist ausschlielich Korrespondenz der Berliner Strafverfolgungs- und Ordnungsbehörden, meist Fristsachen, bei denen es auf verläßliche Zustellung und unverzügliche Bearbeitung ankommt.
Für die Überstunden, die bei uns nun notwendig werden, um die gesamte von der PIN Mail AG verzögert zugestellte Post heute noch zu bearbeiten, wünsche ich den Verantwortlichen mit Katastrophen vollgestopfte Feiertage und massive Umsatzrückgänge im kommenden Jahr. So!
Update:
… und wenn man diesen Ärger über das Kontaktformular bei der PIN Mail AG loswerden möchte, bekommt man erst einmal eine solche Rückmeldung:
Vorsorglich: Variante 2 und 3 der Fehlermeldung konnte ich ausschließen.
Jetzt kriegt der Zusteller für Ihren Bezirk noch einen auf den Deckel, weil er das bestimmt nicht sagen durfte, es aber trotzdem netterweise gesagt hat und Sie es jetzt in die Welt posaunen.
Will der Kollege Schöffe werden?
Bei uns ist es jede Woche auch das Gleiche. Teilweise sind Briefe vom Gericht 10 (!) Tage mit der Pin AG unterwegs.
Aber sie mußten bereits dreimal eine Vertragsstrafe wegen Cold Call an uns zahlen.
Gibt manchmal auch andere Ursachen: Hier bei uns haben die Mitarbeiter des GERICHTS mal so drei bis vier Tage die Anwaltspostfächer nicht bestückt.
Da ich eher Zivilist bin und es auf idR auf das Datum der Zustellung ankommt, eigentlich egal; aber das Abarbeiten dieses Stoßes hat dann auch gleich mal 3 Stunden gebraucht (normal sind – natürlich ohne die mA verfügten Eingänge – maximal 45 Minuten).
Danach ist man auch für nichts mehr zu gebrauchen, da man ja alles mehr oder weniger aus dem Gedächtnis abdiktiert…
Wenn ich das alles so höre, muss in Berlin leben ja der Horror sein, sobald man mit (halb)-öffentlichen Dienstleistungen in Berührung kommt.
Wer seine Post mit Axel Springer verschickt, ist selber Schuld.
crh
@ law
Ich glaube PINmail gehört eher zum „Tagesspiegel“.
Die Stadtverwaltung hier (in Hessen) hat 6 Monate mit einem solchen „Dienstleister“ zusammengearbeitet.
Danach wieder zum Ex Staatskonzern zurück.
Immerhin sucht die PIN AG aktuell weiteres Personal mit „wind- und wetterfestem Gemüt“, siehe https://www.stepstone.de/stellenangebote–Briefzusteller-m-w-Berlin-PIN-Mail-AG–3765993-inline.html
Um die Hoffnung auf bessere Zeiten etwas zu dämpfen: Ich habe einen Brief aus Bremen bekommen, dieser trägt das Datum 2.12.2017. Frankiert wurde der Brief am 8.12.2017 durch den Brief-Dienstleister Citipost. Da die Adresse außerhalb des Zustellgebiets liegt, wurde der Brief durch den Anbieter „Main Versand“ am 11.12.2017 nachfrankiert. Erreicht hat mich das Ganze am 15.12.2017.
Das wird wohl künftig leider der Normalfall sein, denn auch die Deutsche Post AG versucht im Briefdienst-Feldversuch ja bereits hier dänische Verhältnisse einzuführen.
Ich finde es bedenklich, dass diese furchtbare „Geiz ist geil Mentalität“ offensichtlich auch in den Behörden Einzug gefunden hat. Zumindest an den Stellen, an denen die Sparwut dann – wie sicherlich hier – auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen wird. Der arme Kerl nimmt 2 Tage Urlaub und kann sich dann für 8,84 Euro/ Stunde die Hacken wund laufen. Gar nicht zu reden von den Problemen mit pünktlicher Zustellung. Ich schließe mich ihren Weihnachtswünschen für die Verantwortlichen an.
@crh
Meinem Kenntnisstand nach stimmt das nicht. Holtzbrinck hat die Anteile Ende 2016 an Postcon veräußert, eine Tochter der PostNL. Neuer Gewinnabführungsvertrag.
Habe aber nicht das ganze Handelsregister durchgewühlt, um das zu überprüfen. Daher nur ein Tipp für eine Recherche.
Frage an die Fachleute:
Ist der Dienstleister nicht Erfüllungsgehilfe des (behördlichen) *Versenders* und fallen nicht somit sämtliche Verzögerungen/Verluste in Dessen Verantwortungsbereich?
Die Behörden können ja kaum per AGB den Zeitpunkt des Gefahrüberganges auf die Übergabe an den Dienstleister festlegen?
@ crh
Seien Sie doch froh, dass der Postbote nur 2 Tage im Urlaub war. Stellen Sie sich mal vor der hätte 2 Wochen frei gemacht und sich über Weihnachten auf Mallorca vergnügt.und Ihnen dann den Poststapel von 2 Wochen am 29.12. überreicht. Da hätten Sie Ihre Silvesterparty dann wohl in der Kanzlei feiern müssen.
Also – immer alles positiv sehen -:) es hätte schlimmer kommen können.
Ja, und es kommt schlimmer :-)
Wenn der Anbieter im Wettbewerb um weitere Aufträge nicht vorrangig auf die Qualität seiner Dienstleistung (hier: schnelle und zuverlässige Zustellung) sondern nur auf deren Preis setzt, dann kommt genau so etwas dabei heraus. :-(
Das gilt auch für uns als Rechtsanwälte und Strafverteidiger.
Über den Konkurrenzbetrieb der PIN habe ich mich auch schon aufgeregt und würde trotzdem nicht wechseln:
https://www.rafeske.de/index.php/blog/bueroalltag/7-die-deutsche-post-streikt
Es liegt bei den Empfängern, sich beim VERSENDER als Auftraggeber über die mangelhaften Leistungen der PIN zu beschweren.
Frohe Weihnachten – hoffentlich ohne abgelagerte Poststapel.
Tja, das kommt davon, wenn der Staat nicht nur seine Monople aufgibt (durchaus nicht unsinnig) sondern sich dazu auch keine wirksamen Kontrollmechanismen über die Dienstleistungen vorbehält.
Den Effekt mit der Unzustellbarkeit von elektronischen Nachrichten hatte ich beim privaten Briefdienstleiter „Mainversand“ Anfang des Jahres ebenfalls. Weder die auf der Webseite angegebene Info-Adresse noch die Absenderadresse des Kundenservices hat funktioniert (Recipient not found by SMTP address lookup). Scheint ein branchentypisches Problem zu sein.
Die Behörden nutzen bei Ausschreibungen den billigsten Anbieter …
Übrigens auch für förmliche Zustellungen. Insofern: seien Sie froh, wenn der gute Mann die PZUs nicht schon vor seinem Urlaub unterschreibt, damit es pünktlicher aussieht, und die Briefe dann erst nach dem Urlaub einwirft. (Klar, das ist eine Straftat. Aber führen Sie erstmal den Gegenbeweis bzgl. des Zustellungszeitpunkts …)
Es ist schon über zehn Jahre her, aber wenn ich mich recht entsinne hatten wir in Frankfurt am Main mal einen privaten Briefdienst, der auch zahlreiche Behördenbriefe zugestellt hat. Ich glaube es war so, dass ein einziger unzuverlässiger Briefzusteller es geschafft hatte, das ganze so dermaßen gegen den Baum laufen zu lassen, dass der Vertrag behördlicherseits (= Auftraggeber der Dienstleistung) mit dem Briefdienstleister gekündigt wurde und der Dienstleister seine Tätigkeit etwas später im Rhein-Main-Gebiet eingestellt hat. Wer erinnert sich noch?
Passend zum Thema: http://www.spiegel.de/panorama/justiz/frankfurt-am-main-postbote-hortete-mehr-als-20-000-briefe-a-577237.html